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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Autoren: Lynne Wilding
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Valley, das etwa hundert Kilometer von der Kleinstadt Adelaide entfernt war, hatte Fritz’ Erwartungen bei weitem übertroffen. Innerhalb von fünf Jahren hatten er, Gretchen und ihre beiden Kinder Wilfred und Gerda mit dem Anbau von Weintrauben so viel Geld verdient, dass sie das Grundstück kaufen und ihr erstes Steinhaus darauf errichten konnten, aus dem schließlich das erste Weingut von Rhein-Schloss wurde. Rolfe kannte die Familiengeschichte in- und auswendig, da er sie seit seiner Kindheit ständig gehört hatte.
    Rolfe lachte erneut in sich hinein. Es geschähe Papa und seinen altmodischen Ansichten recht, wenn Kurt und Marta eine Menge Töchter und keinen Sohn kriegen würden. Aber das war aus historischer Sicht gesehen eher unwahrscheinlich. Den Stenmarks war es, soweit er sich erinnern konnte, im Laufe der Generationen zuverlässig gelungen, mindestens einen männlichen Erben zu zeugen, um das Geschäft und den Namen der Familie weiterzugeben. Ein weiterer Grund für ihn, Krugerhoff auszubauen. Ein kleineres, erfolgreiches Weingut würde seine Zukunft im Valley garantieren, und irgendwann, so Gott wollte, würde er seine eigene Stenmark-Dynastie gründen.
     
    Es war Freitag, der Tag, an dem Kurt und Marta erwartet wurden. Alle außer Rolfe waren in Stenhaus - so hieß das Haus der Familie, das Carl für seine Frau Anna Louise vor einigen Jahren errichtet hatte - und warteten auf sie.
    Rolfe war sich darüber im Klaren, dass er zu spät kommen würde, und ließ die Tatsache, dass er von der langen Arbeit hundemüde war, außer Acht. Er trat auf das Gaspedal seines Holden und donnerte die Einfahrt hinunter.
Dann brauste er um die Ecke und parkte auf der Rückseite des Hauses in der Nähe der Garagen neben einem neuen Mercedes-Sportwagen. Sie waren da. Sein Vater hatte den Sportwagen als Verlobungsgeschenk für Kurt gekauft, und Kurt hatte ihn in Adelaide abgeholt, nachdem er gelandet war. Rolfe betrachtete das rote, auf Hochglanz polierte Metall des schnittigen Wagens, und ein Anflug von ungewohntem Neid durchfuhr ihn. Kurts neuer Wagen war ein deutliches Zeichen dafür, dass Papa wie üblich seinen Bruder vorzog. Er machte sich von den negativen Gedanken frei, eilte in die Küche und wusch sich dort Gesicht und Hände am Spülstein. Dann befeuchtete er sein Haar, kämmte es nach hinten - Greta sagte häufig, dass er es schneiden lassen sollte - und klopfte seine verstaubte Arbeitskleidung ab, bevor er durch die geflieste Halle in den Salon ging, der der förmlichste im ganzen Haus war. Die aus Europa importierten Möbel waren von höchster Qualität, und der Raum wurde nur für besondere Anlässe benutzt.
    »Aahhh, da bist du ja.« Mit einem missbilligenden Funkeln in seinen stechend blauen Augen sah Carl Stenmark, wie sein jüngerer Sohn leise den Salon betrat und sich gegen die geschlossene Tür lehnte. »Ich bin nicht sicher, ob du uns mit deinem Arbeitseifer beeindrucken willst, Rolfe, aber...«
    Eine schlankere Ausgabe von Rolfe mit glattem, kurzem rötlichen Haar unterbrach ihn. »Vielleicht möchte Rolfe sich nur in Szene setzen, um sich einen dramatischen Auftritt zu verschaffen«, neckte sein Bruder.
    Rolfe ging auf seinen Bruder zu, schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn. »Willkommen zu Hause, Kurt.« Er stieß einen lauten Seufzer aus. »Ohne dein lautes Umhertrampeln ist es im Haus sehr ruhig und friedlich.« Kurt war
größer als Rolfe, daher musste dieser den Kopf heben, um zu ihm aufzusehen. »Schön, dass du wieder da bist.«
    »Es ist schön, wieder hier zu sein. Als ich die Gummibäume gesehen habe, ist mir bewusst geworden, wie sehr ich das Valley vermisst habe.« Kurt ergriff den Arm seines Bruders. »Ich möchte dir Marta vorstellen.«
    Die Fotos, die Kurt von Marta Gronow nach Hause geschickt hatte, wurden ihr nicht gerecht. Das erkannte Rolfe in dem Moment, als er sie sah. Sie saß auf dem Sofa zwischen Lisel und Greta, während der kleine Luke zu ihren Füßen mit seinen Bauklötzen spielte. Sie war schön. Nein, mehr als schön, sie war wunderschön. Rolfe blinzelte ein paarmal und machte eine linkische Bewegung, um seine Verwirrung zu verbergen. Plötzlich wurde sein Mund trocken, sein Kopf leer, und er war nicht in der Lage, etwas Vernünftiges herauszubringen. Sie war wirklich eine märchenhafte Schönheit mit ihrem seidigen, fast schwarzen glatten Haar, ihrer durchsichtigen Haut, den perfekten Gesichtszügen und den großen Augen, die an den Rändern ein wenig schräg nach
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