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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Autoren: Lynne Wilding
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leere Seite auf - die Seite davor enthielt verschiedene Zeichnungen von Krugerhoff - und begann seine Gedanken niederzuschreiben: »Heute habe ich Kurts Verlobte Marta kennengelernt...«

    Carla sah vom Tagebuch ihres Vaters auf. Ihr Blick fiel auf Sam, der sich verschlafen die Augen rieb. Sein rötliches Haar war verstrubbelt, und er tapste zu ihr ins Wohnzimmer. »Guten Morgen, mein Schatz.«
    »Morgen«, murmelte Sam herzhaft gähnend. »Was machst du da?« Er gestattete seiner Mutter, ihn zu knuddeln und ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, bevor er sich auf die Seitenlehne ihres Stuhls setzte.
    »Ich lese gerade Großvaters Tagebuch. Er hat es geschrieben, als er jung war.«
    »Bevor du geboren wurdest?«
    »Ja.«
    »Wow! Dann ist es bestimmt sehr alt.«
    Von der Tür her klang helles Lachen. Es war Angie, die sich über Sams Bemerkung amüsierte. »Ja, Kindermund tut Wahrheit kund.« Sie musterte Carla kritisch. »Wie geht es dir?«
    »Ich bin immer noch schockiert darüber, was ich gestern erfahren habe. Letzte Nacht hatte ich einige merkwürdige Träume.«
    »Das glaube ich gerne.« Angie wandte sich an Sam. »Hast du Hunger, Sportsfreund?«
    »Und wie«, sagte Sam eifrig.
    »Lass uns Pfannkuchen backen«, schlug Angie vor und zwinkerte Carla zu. »Dann kann Mama in Ruhe Großvaters Tagebuch lesen. Wir rufen sie, sobald das Frühstück fertig ist.«
    Carla lächelte dankbar, und nachdem Sam verschwunden war, widmete sie sich erneut dem Tagebuch.
    Auf einer Seite fand sie eine Zeichnung, die ihr Vater von Krugerhoff gemacht hatte. Zwar war sie Lehrerin für technisches Zeichnen, doch sie hätte auch sonst kein Problem damit gehabt, die Zeichnung zu verstehen - den
Standort der Gebäude, die Grenzzäune und Namen der angrenzenden Weingüter, die Bewässerungsstellen des kleinen Flusses, der zweimal durch das Grundstück floss, auf wie viel Hektar Wein angebaut wurde und die Traubensorten, die dort angebaut wurden. Sie lächelte traurig. Es war typisch für ihren Vater, so perfekt organisiert zu sein. Sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen und las weiter.
     
    Die Verlobungsparty von Kurt und Marta in Stenhaus war das größte Fest, das das Valley seit zwanzig Jahren erlebt hatte. Papa hatte keine Ausgaben gescheut. Ein Kammerorchester, das Beethoven und Bach spielte, begrüßte die Gäste auf der Veranda. Auf dem Rasen standen Pavillons aus Segeltuch, und die auf Böcke gestellten Tische waren randvoll mit köstlichen Speisen. Eine weitere, siebenköpfige Band aus Adelaide mit Gitarren und zwei Blasinstrumenten würde Tanzmusik spielen, und die Musiker hatten soeben begonnen, ihre Anlage aufzubauen. Überall standen Vasen und Gefäße mit Blumen, hauptsächlich verschiedenartige Rosen, und in den Bäumen und über der Tanzfläche waren farbige Lichterketten angebracht.
    Der Luxus verschlug den Eingeladenen schier den Atem. Sie hatten an nichts gespart. Das Verlobungspaar und Papa, der wegen seiner Größe und seines stahlgrauen Haares sowieso beeindruckend aussah und den stets eine Aura des Erfolges umgab, standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
    In seinem Smoking, dessen Hemd am Hals und um die Brust herum zu eng war, weil er von der körperlichen Arbeit muskulöser geworden war, stand Rolfe zufrieden am Rande des Geschehens. Vor allem galt sein Blick seinem Bruder und Marta. Sie waren wirklich ein attraktives Paar. Marta mit ihrer zobelartigen Geschmeidigkeit und Kurt
mit seinem aristokratischen Aussehen und Auftreten. ›Der Kronprinz und seine Prinzessin‹, nannte Rolfe sie ohne einen Anflug von Groll, während sie sich auf der Tanzfläche drehten. Vor langer Zeit hatte Mutter, die sehr klug gewesen war, ihm vorgeschlagen, seine Position in der Familie zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Das hatte er getan, indem er Krugerhoff aufgebaut hatte.
    Seine Schwester Lisel sah für ihre zehn Jahre viel zu erwachsen aus in ihrem neuen Partykleid und der nach oben gekämmten Frisur, die ihr dunkles gewelltes Haar elegant zur Geltung brachte. Sie gesellte sich zu Rolfe und zog ihn am Ärmel.
    »Tanz mit mir, Rolfe.«
    Er sah auf sie hinab. Dies war keine Bitte, sondern ein Befehl. Sie hatte die gleiche herrische Art wie ihr Vater. »Kannst du denn Walzer tanzen?«
    Ihr hübsches Gesicht verzog sich missmutig. »Natürlich.«
    Rolfe versuchte, sich vor der Aufgabe zu drücken, und wandte ernst ein: »Lisel, du weißt, dass ich nicht der beste Tänzer der Welt bin.«
    »Das weiß ich. Kurt ist
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