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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume
Autoren: Patricia Shaw
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Silhouette einer vertrauten Gestalt.
    Als sie erkannte, wer das war, wäre Milly Forrest beinahe gestolpert.
    »Gütiger Gott!«, stieß sie hervor und lehnte sich schwer an Duke.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte er.
    »Doch, doch«, erwiderte sie verlegen. Mittlerweile besaß sie das, was man gemeinhin als stattliche Figur bezeichnete. Kein Leichtgewicht. »Danke, Duke.«
    Während sie sich setzten, wagte sie es nicht, sich zur Vergewisserung noch einmal umzudrehen. Die Kirche war ohnehin brechend voll. Und im Grunde war es auch unnötig. Sie wusste auch so, wer es war. Was für eine Unverschämtheit! Heselwood! Der verflixte Lord Heselwood!
     
    Die durch ein Buntglasfenster hereinströmende Sonne schien sich die Augen Charlie Pallisers als Ziel ausgesucht zu haben, der mit seiner Frau, seinem Vater und seinem Schwiegervater Juan Rivadavia in der ersten Reihe saß. Sicher versuchte seine Mutter selig, ihn absichtlich zu blenden, dachte er gereizt, denn wie er seinen Kopf auch hielt, er entkam den Strahlen einfach nicht. Wohl die Strafe, dass er sich mit Ausländern eingelassen hatte. Infolge ihrer völlig unbegründeten Angst vor Fremden war sie, als er seinen Eltern mitgeteilt hatte, er wolle die Tochter Juan Rivadavias heiraten, völlig außer sich geraten.
    »Diese Ausländerin!«, hatte sie entsetzt geschrien.
    Sein Vater Duncan hatte sie mit dem Hinweis, Rosa sei eigentlich nur eine halbe Ausländerin, da ihre Mutter eine englische Adelige sei, etwas besänftigen können. Es brauchte jedoch Zeit und viel gutes Zureden, ehe Dora Palliser Miss Rivadavia empfing, und das auch nur aus sicherer Entfernung zu ihrem Gast auf einem Stuhl am anderen Raumende. Glücklicherweise hatte Rosas Charme Charlie durch diese nervenaufreibende Begegnung geholfen. Das Einzige, was man Dora in dieser Angelegenheit zugutehalten konnte, überlegte Charlie blinzelnd, war, dass sie sich schließlich immerhin bereit erklärt hatte, die auserwählte Braut ihres jüngsten Sohnes zu dulden.
    Die Diskussion mit seiner Mutter war allerdings nicht halb so traumatisch gewesen wie die Reaktion seines Vaters, als Charlie ihm eröffnet hatte, er wolle an der Universität in Sydney Medizin studieren. Damals wohnte er noch zu Hause auf ihrer Hauptfarm am Darling River, und zunächst hatte Duncan nicht begriffen. Er war ein rauher Mann vom Land, der das Viehgeschäft von der Pike auf gelernt hatte, indem er – mit einem Pferd und einem Gewehr als einziger Habe – jahrelang als Viehhüter auf einem Besitz im Outback gearbeitet hatte. Aber er liebte das Leben und die täglichen Herausforderungen der Farmarbeit.
    »Ich weiß nicht, woher du die Zeit dafür nehmen willst«, hatte er entgegnet. »Du bist jetzt sechzehn. Ich warte darauf, dass du mit der Schule fertig wirst. Ich möchte, dass du dann die Blackbutt-Farm leitest. Dieser Idiot von Verwalter verliert zu viel Vieh im Busch, und deinem Bruder fehlt die Zeit, ihn sich vorzuknöpfen. Du kannst ein paar Viehhüter mit hinausnehmen, ihn vor die Tür setzen und eine Musterung durchführen. Finde heraus, was da läuft. Ich wette, der Schweinehund verkauft sie selbst!«
    »Du möchtest, dass ich da draußen bleibe?«
    »Ja, natürlich, hörst du schlecht? Ich habe gesagt, ich möchte, dass du sie leitest, und nicht, dass du kurz dort auftauchst, einmal das Vieh durchzählst und wieder verschwindest.«
    Mit Schaudern erinnerte sich Charlie an den väterlichen Ausbruch, als er erwidert hatte, dass er sich bereits in Sydney am Medizinkolleg eingeschrieben habe.
    Seine Mutter war herbeigerannt gekommen. »Was schreit ihr denn hier so herum?«
    »Charlie!«, brüllte sein Vater. »Es ist alles deine Schuld! Du hast ihm die Flausen in den Kopf gesetzt. Hast ihn auf diese feine Schule geschickt. Nun sieh ihn dir an! Will wieder zurück und lernen, wie man Quacksalber wird. Er hat nichts gegen das Geld, das die Farmen abwerfen, ja? Aber er will keinen Finger rühren, um etwas dazu beizutragen!«
    Sie versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Ich finde, wir sollten uns das durch den Kopf gehen lassen. Schlaf ein paarmal darüber.«
    »Das ist überhaupt nicht nötig!«, wütete Duncan. »Ich weiß, was hinter der ganzen Sache steckt, erzählt mir nichts! Er hat was gegen Arbeit. Wieso kann er sich nicht anstrengen wie Langley? Und wie ich? Ich habe mein ganzes Leben hart arbeiten müssen und bin froh darüber, in der Welt weiterzukommen. Er dagegen hält immer nur die Hand auf …«
    »Also, Duncan, das stimmt
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