Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
er. »Es ist zu gefährlich. Juan, Ben oder
Mike werden gehen. «
Serena sah Trautman einen Moment beinahe mordlüstern an, dann stand sie mit einer so heftigen Bewegung
auf, daß ihr Stuhl scharrend zurückflog und um ein Haar
umgestürzt wäre, und stürmte wütend aus dem Salon.
Mike sah ihr traurig nach. Während der Monate, die
vergangen waren, seit Serena an Bord des Schiffes gekommen war, waren sie sich deutlich nähergekommmen.
Mike war noch immer nicht sicher, ob Serena die Gefühle
wirklich erwiderte, die er insgeheim für sie hegte, aber es
stimmte ihn traurig, sie so zornig zu sehen - auch wenn er
Trautman selbstverständlich recht gab. Es wäre viel zu
gefährlich, Serena mit hinüber auf die Insel zu nehmen.
»Vielleicht solltest du ihr nachgehen und sie ein bißchen
beruhigen«, wandte er sich an Astaroth. Ich bin doch nicht
verrückt! antwortete der Kater. Im Moment mache ich
lieber einen großen Bogen um sie. Und wenn du einen
guten Rat von mir willst
- du solltest dasselbe tun.
Außerdem muß ich mich dringend um meine Söhne
kümmern.
Mike sah sich suchend im Salon um. Die vier kleinen
Katzen tobten fröhlich herum und brauchten im Moment
ganz bestimmt niemanden, der sich um sie kümmerte.
Aber er verstand Astaroth. Serena war nicht unbedingt
das, was man geduldig nennen konnte, oder gar
sanftmütig.
»Also gut«, sagte Trautman. »Ich schlage vor, ihr geht in
eure Kabinen und versucht gleich zu schlafen. Der
morgige Tag wird sehr anstrengend
- auch für die, die
nicht zur Insel hinüberfahren. Singh und ich werden bis
dahin alles Notwendige vorbereitet haben. « »Und wer
geht nun?« wollte Ben wissen. »Bis morgen früh habe ich
mich entschieden«, sagte Trautman. »Ich wecke euch eine
Stunde vor Sonnenaufgang. «
Der Wettergott
- oder vielleicht auch nur der Zufall
gaben Trautman im nachhinein recht. Als die Sonne am
nächsten Morgen aufging, war die Kraft des Sturmes
gebrochen, und auch der Seegang war nicht mehr
annähernd so stark wie in den letzten Tagen. Und trotzdem
- als er eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang neben
Singh und Juan - Trautman hatte sie doch zu dritt gehen
lassen - den schmalen Strand der Insel betrat, fragte Mike,
wie um alles in der Welt sie es geschafft hatten, die
Distanz von der NAUTILUS bis hierher zu überwinden,
ohne unterwegs zu erfrieren, über Bord geschleudert zu
werden, ohne daß der Bootsrumpf sich an einem Riff
aufschlitzte oder sie auf irgendeine andere Weise ums
Leben kamen. An Gelegenheiten hatte es jedenfalls nicht
gemangelt. »Zieht das Boot auf den Strand«, sagte Singh.
»Und macht es gut fest. Wenn die Flut es fortreißt,
kommen wir nie wieder weg von hier. Ich werde mir
inzwischen das Wrack ansehen. «
Seine Worte rissen Mike wieder in die Wirklichkeit
zurück, wofür er dem Sikh sehr dankbar war. Während der
Fahrt waren sie alle viel zu sehr damit beschäftigt
gewesen, zu rudern und mit den stürmischen Elementen zu
kämpfen, um wirklich Angst zu haben - aber jetzt, als die
unmittelbare Gefahr vorüber war, begannen seine Knie
doch zu zittern.
Das Boot bestand, ganz wie die NAUTILUS, aus einem
ungemein widerstandsfähigen, trotzdem aber sehr leichten
Material. Dennoch waren Mike und Juan erschöpft, als sie
es endlich auf den Strand hinaufgezogen hatten, denn sie
begnügten sich nicht damit, es ein Stück weit vom Wasser
wegzuzerren, sondern schleiften es fast über den ganzen
Strand. Mike hatte Singhs Warnung nicht vergessen. Ohne
das Boot kamen sie nie wieder von dieser Insel herunter.
Die NAUTILUS besaß zwar noch ein zweites Beiboot,
aber das war viel kleiner als das, mit dem sie gekommen
waren. Sie saßen eine ganze Weile schweigend
nebeneinander da und versuchten neue Kräfte zu schöpfen,
bis Juan schließlich als erster aufstand und noch einmal
zum Boot zurückging, um zwei eiserne Haken und einen
Hammer zu holen. Mit vereinten Kräften trieben sie die
Haken in das Eis und banden das Boot daran fest. Jetzt
würde es selbst eine noch so große Welle nicht mehr davontragen können.
Noch immer ohne ein Wort zu sagen, gingen sie auf das
gestrandete Schiff zu. Es war eine kleine Yacht, bei deren
Anblick sich Mike fragte, wie sie sich in diesen Teil des
Meeres verirrt haben mochte. Sie maß allerhöchstens
fünfzehn Meter, und bevor der Sturm und die Wellen sie
in einen Trümmerhaufen verwandelt hatten, mußte sie
einmal sehr elegant gewesen sein. Jetzt war sie nur mehr
ein Wrack. Der Kiel war abgebrochen und der Rumpf auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher