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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte Singh. Er legte die linke Hand
auf den Kopfhörer und drehte mit der anderen an einigen
Knöpfen an dem Gerät vor sich. Einen Augenblick später
nahm er die Kopfhörer ab und schaltete den Lautsprecher
ein, so daß sie nun alle verstehen konnten, was das Gerät
empfing.
Im ersten Moment hörte Mike nichts außer einer Folge
knisternder, pfeifender Laute. Aber dann drehte Singh
erneut an einem Knopf, und inmitten der Störgeräusche
begann eine Stimme hörbar zu werden. Sie war nicht sehr
deutlich, so daß er sich sehr konzentrieren mußte, um die
Worte wenigstens halbwegs zu verstehen. »... nicht länger
hierbleiben!« sagte die Stimme. Nein, verbesserte sich
Mike in Gedanken. Sie schreit es. »Es werden immer
mehr. Unsere Munition wird knapp. Wir können uns nicht
mehr lange halten und werden... « Die statischen
Störungen und das Pfeifen wurden immer lauter, und die
Stimme schwankte so stark, daß sie jetzt nur noch
Satzfetzen vernehmen konnten. Aber sie war immer noch
deutlich genug, um die Panik erkennen zu lassen, die darin
mitschwang. »... versuchen, die Berge zu erreichen«, fuhr
die Stimme fort. Mike identifizierte sie jetzt als die eines
Mannes, und im Hintergrund glaubte er Schreie und die
Geräusche eines Kampfes zu hören - und Schüsse. »Wir
folgen dem Fluß. Vielleicht finden wir auf der anderen
Seite eine Möglichkeit, die... «
Wieder wurden die Störgeräusche so laut, daß sie die
Stimme verschluckten. Singh begann hastig an den
Schaltern und Knöpfen zu drehen, aber diesmal gelang es
ihm nicht mehr, die Verbindung wiederherzustellen.
Und schließlich gab er es auf. Mit einem enttäuschten
Seufzer schaltete er den Funkempfänger ab und schüttelte
den Kopf.
»Sinnlos«, sagte er. »Irgend etwas hier stört den Funkverkehr. Vielleicht eine Art Magnetismus. Wir sind sehr
weit im Norden. «
»Also gibt es doch noch Überlebende!« sagte Ben. Er
warf Mike einen verzeihungheischenden Blick zu. »Du
hattest recht. Tut mir leid. «
»Aber was kann da nur los sein?« murmelte Juan. »Das
waren doch Schüsse!«
»Vielleicht«, sagte Trautman. »Die Verbindung war zu
schlecht, um das genau zu sagen. Aber irgend etwas
stimmt da nicht. « Er klang sehr besorgt. »Offensichtlich
ist diese Insel nicht ganz so verlassen, wie es bisher
aussah. «
»Aber was soll denn das heißen?« fragte Juan. »Wir folgen dem Fluß? Welchem Fluß?«
»Von hier aus sieht man ja nur die Steilküste«, wandte
Chris ein. »Dahinter kann -«
»Unsinn«, unterbrach ihn Juan überzeugt. »Es kann hier
keinen Fluß geben. Nicht bei diesen Temperaturen. Jeder
Fluß würde sofort zufrieren. « »Genug«, sagte Trautman.
»Wir haben im Moment Wichtigeres zu besprechen. Ihr
habt es alle gehört - die Menschen dort auf der Insel sind
in Lebensgefahr. Wir müssen etwas tun. « »Und was?«
fragte Ben.
Trautman blickte einen Moment lang mit besorgtem
Ausdruck an ihm vorbei ins Leere. »Viel ist es nicht«,
sagte er. Wir fahren zur Insel hinüber und versuchen den
Leuten zu helfen. «
»In Ordnung!« sagte Juan. »Ich gehe an Deck und mache das Boot fertig. «
»Und ich kümmere mich um die Ausrüstung«, sagte
Ben. »Wir brauchen warme Sachen und vor allem Waffen.
«
Die beiden wollten auf der Stelle losstürmen, aber
Trautman hielt sie mit einer befehlenden Geste zurück.
»Nicht so hastig«, sagte er. »Ich sagte, ein paar von uns
gehen. Nicht alle. Und schon gar nicht jetzt. « »Aber
worauf wollen wir denn noch warten?« protestierte Ben.
»Die Leute dort drüben sind in Gefahr!« »Das ist noch
lange kein Grund, Selbstmord zu begehen«, antwortete
Trautman ernst. »Und das wäre es, überhastet
aufzubrechen und noch dazu nachts. Wir werden in aller
Ruhe entscheiden, wer von uns geht, und wir brechen erst
morgen früh auf, sobald es hell geworden ist. Keinen
Moment eher!« »Aber bis dahin kann es zu spät sein!«
protestierte Juan. »Sie haben es doch selbst gehört!« »Ich
weiß«, erwiderte Trautman. »Trotzdem, wir warten, bis es
hell geworden ist. Seid vernünftig. Selbst wenn wir lebend
drüben ankämen, hätten wir in der Dunkelheit gar keine
Chance, sie zu finden. Außerdem muß eine solche
Expedition gründlich vorbereitet werden. Ich glaube, ihr
macht euch keine Vorstellung von dem, was uns dort
drüben erwartet. « Juan wirkte sehr enttäuscht. Aber er
widersprach nicht mehr. Vielleicht hatte er eingesehen,
daß Trautman recht hatte.
»Also gut«, sagte Ben. »Aber wer von uns geht, und wer
bleibt
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