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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wahrheit weit mehr als ein
Dutzend der gigantischen Tiere sein, die mit einer
unheimlichen Lautlosigkeit hinter ihnen aus dem
Dschungel hervortraten
- und im Nacken jedes einzelnen
dieser Kolosse saß ein Dinosauroide. Und plötzlich begriff
Mike, wie naiv ihre Hoffnung gewesen war, diesen
Geschöpfen tatsächlich entkommen zu können.
Wahrscheinlich waren sie die ganze Zeit über hinter ihnen
gewesen. So, wie sie sie von der ersten Minute seit ihrer
Ankunft in diesem Land jenseits der Zeit beobachtet
hatten. Und ganz plötzlich, ohne daß er einen Grund für
dieses Wissen hätte nennen können, aber auch ohne daß es
nur den mindesten Zweifel daran gegeben hätte, wußte er
noch etwas: Nichts war Zufall gewesen. Weder sein
Zusammentreffen mit dem Allosaurier noch ihr Abenteuer
mit den Raptoren, ja, nicht einmal ihre Flucht aus dem
Lager. Sie waren geprüft worden. Und sie hatten diese
Prüfung nicht bestanden. »Das ist das Ende«, murmelte
Mason. »Sie werden uns umbringen!«
»Nein!« Serena schrie plötzlich gellend auf und wirbelte
auf der Stelle herum. »Sie wollen nur mich! Lauft! Bringt
euch in Sicherheit! Ich halte sie auf!« Und damit rannte sie
los und stürmte den Dinosauroiden entgegen.
»Serena! Nein!« schrie Mike. Ohne nachzudenken, lief
er hinter Serena her, aber obwohl er rannte, so schnell er
nur konnte, holte er sie erst ein, als sie die Tyrannosaurier
fast erreicht hatte. Mit einem Ruck riß er sie an der
Schulter zurück, aber er hatte seine eigene Kraft unterschätzt: Die Bewegung brachte sie beide aus dem Gleichgewicht. Sie stürzten. Mike sah einen riesigen,
geschuppten Umriß aus den Augenwinkeln und warf sich
instinktiv schützend über Serena. Aneinander geklammert
prallten sie gegen einen Fuß, der ein gutes Stück länger
war als Mike, und blieben benommen liegen. Zögernd und
mit jagendem Herzen hob Mike den Kopf. Das erste, was
er sah, war eine Kralle, die unmittelbar vor seinem Gesicht
aufragte und länger war als seine Hand, dann wanderte
sein Blick an dem dazugehörigen Bein nach oben und
blieb schließlich an einem ausdruckslosen Echsengesicht
hängen. Irgend etwas daran kam ihm bekannt vor, aber er
sagte sich selbst, daß das unmöglich war. Für menschliche
Augen sah ein Dinosauroide aus wie der andere.
Die Zeit schien stehenzubleiben. Mike sah aus den Augenwinkeln, wie Singh und auch Trautman versuchten,
ihnen zu folgen, aber plötzlich löste sich einer der
gigantischen Raubsaurier von seinem Platz am Waldrand
und war mit nur zwei gewaltigen Schritten zwischen ihnen
und Mike und Serena. Mike bemerkte es gar nicht richtig.
Sein Blick war wie hypnotisiert auf das geschuppte
Echsengesicht des Dinosauroiden über ihnen gerichtet. Er
war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, ja, er
konnte nicht einmal wirklich Furcht empfinden. Etwas im
Blick dieser großen, nur scheinbar starren Reptilienaugen
lähmte ihn. Schließlich, nach Sekunden, die sich zu
hundert Ewigkeiten gedehnt hatten, glitt der Echsenmann
von seinem Platz im Nacken des riesigen Sauriers
herunter, sprang dicht neben Mike und Serena zu Boden und streckte die Hand aus. Mike beobachtete vollkommen
fassungslos, wie Serena ohne die mindeste Furcht danach
griff und sich von dem fremdartigen Geschöpf auf die
Füße helfen ließ.
Dann war er an der Reihe. Ein unheimliches, nie gekanntes Gefühl durchströmte ihn, als er die kalte
Schuppenhaut des Wesens berührte. Von dem riesenhaften
Geschöpf ging eine Ruhe und ein Gefühl der Geborgenheit
aus, das in krassem Widerspruch zu seinem Äußeren
stand. Er hatte keine Angst. Er wußte plötzlich, daß es
nicht den allermindesten Grund gab, Angst vor diesen
Wesen zu empfinden. Ganz ruhig stand er auf und trat
einen Schritt zurück und an Serenas Seite. Keiner von
ihnen sprach. Dies war nicht der Moment für Worte.
Jetzt verging wirklich eine geraume Weile, in der sie nur
dastanden und den Dinosauroiden ansahen, der ihren Blick
ruhig erwiderte. Und während er das tat, veränderte sich
abermals etwas in Mike. Schon einmal hatte er gespürt,
wie falsch der Eindruck war, den sie alle von dieser Welt
gehabt hatten, aber nun spürte er es nicht nur, nun wußte
er es. Der scheinbare Ausdruck von Fremdartigkeit, von
Feindschaft, den er bisher in den Augen der
Echsenmänner zu sehen geglaubt hatte, war das Gegenteil
- er stand einem Wesen gegenüber, das unglaublich alt
war, auf eine Art und Weise, die sich dem menschlichen
Begreifen entzog. Er blickte in die
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