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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Israel. Ein sehr netter Mann, aber leider ebenso ungläubig wie meine alte Therapeutin. Er wirkt sehr vertrauenswürdig, wenn man ihn sieht. Sein kurz geschorenes, weißes Haar, seine moderne Brille, der weiße Kittel vor dem Schmerbauch und seine beruhigende Art auf Menschen einzureden überzeugte mich, ihm zu vertrauen. Als er meine Geschichte gehört hatte, erklärte er mir seine Diagnose. Ich leide unter illusionärer Verkennung , wie er es nennt. Eine nicht selten unterschätzte Krankheit, für die es keine klaren Heilungsmethoden gibt, weil sie meist individuell ausgeprägt ist. Es ist so etwas wie eine Fehlbeurteilung der Realität aber noch keine Wahnwahrnehmung, was wiederum ein gutes Zeichen ist. Schließlich nahm er meine Geschichte auseinander und klärte die Details sogar mit meinem Bruder. Die Frage, die sich stellte war, was von alldem, was ich erlebt hatte war Realität und was Illusion?
    Mir war sofort klar, dass er die Kreatur meinte, die ich ihm sehr genau beschrieben hatte. Sie kann nur Illusion sein. Als er allerdings tiefer ins Detail ging, wurde die Therapie immer verwirrender für mich. Er bestand darauf, dass ich nichts weiter als eine Geisel gewesen bin und keinen Einfluss auf das weitere Geschehen hatte. Als wäre ich nur tatenlos herumgesessen. Zunächst einmal wollte ich alles mit meinem Bruder besprechen, nur er wusste von meinen Taten, er allein konnte beweisen, dass ich ihm das Leben gerettet hatte und vieles mehr. Wir zwei, die letzten Krieger, wussten alles voneinander. Es war schon fast zwei Uhr Nachmittags, als Wolf zur Tür hereinkam und mich lachend grüßte.
     
    „Na, Bruderherz. Wie steht’s bei dir?“
    Wir drückten uns liebevoll und er nahm neben mir Platz.
    „Was willst du mit mir besprechen?“, fragte er.
    „Also, Wolf. Doktor Israel glaubt meine Geschichte nicht. Ich möchte eine Bestätigung von dir, was damals wirklich passiert ist. Er will mir einreden, ich hätte mir beinahe alles nur eingebildet.“
    Wolf nickte freundschaftlich.
    „Ja und nein. Er erklärte mir, du würdest die Realität in ihren Einzelheiten um kleine Details verändern, du glaubst die Dinge so, wie du sie wahrgenommen hast.“
    „Gut“, erwiderte ich, „dann stimmt es also nicht, dass ich dir den Tipp gab, wo du die Drogen finden würdest?“
    Wolf dachte kurz darüber nach.
    „Du meinst das Drogenhaus?“
    „Ja. Die geheime Kammer im Badezimmer“, bestätigte ich.
    Wolf lachte. „Geheime Kammer. Du bist wirklich lustig. Wer hat eine geheime Kammer im Badezimmer? Siehst du, das ist zum Beispiel ein Teil deiner Illusion. Wunschdenken. Du spielst gerne den Helden und wünschst dir, an meiner Seite zu kämpfen, erklärte mir der Doktor.“
    Ich schluckte schwer.
    „Wie war es denn dann?“
    „Ich ließ das Haus überwachen, bis wir eines Tages den großen Coup landen konnten. Diese Kerle erhielten eine Lieferung und wir schlugen zu.“
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Hammerschlag. Dieses wi nzige Detail existierte nur in meiner Einbildung? Das würde bedeuten, ich hatte nicht mit der Bestie gerungen, die mich aufhalten wollte, damit ich das Beweisstück in Form einer mit Drogen gefüllten Zuckertüte nicht mit rüberbringen konnte. Ich war fassungslos. Ich musste weiterfragen.
    „Fuller hatte mich entführt und in die Wüste verschleppt, nicht wahr?“
    Wolf bestätigte wenigstens diese Tatsache.
    „Das ist wahr und das tut mir schrecklich leid. Ich wollte dich zu keinem Zeitpunkt mit reinziehen, glaub mir. Dein verwirrter Zustand hat sich durch diese Entführung stark verschlechtert. Es ist meine Schuld. “
    „Schon gut. Als du mit Brutus kämpftest, rettete ich dir das Leben, indem ich ihn erschoss.“
    Wolf schüttelte den Kopf.
    „Falsch. Todesursache war eine Leuchtkugel, die ich ihm in die Brust geschossen hatte.“
    Wieder erschütterte mich Wolfs Aussage. Schließlich hatte ich auch hier mit der Bestie gerungen und sie sogar überlistet um an diese Waffe und den Schlüssel zu kommen. Da fiel mir die Wasserflasche ein, die ich mitgenommen hatte. Mein letzter Blick ins Badezimmer bestätigte, dass die Flasche genau dort lag, wo ich sie während meiner Panikattacke verloren hatte. War es nicht die Bestie, die sie in die reale Welt zurückgebracht hatte?
    „Wolf, dieser Brutus hat die Leuchtkugel abgeschüttelt , als sie ihn traf. War es nicht so?“
    Wolf lachte. „Schon wieder machst du dich lächerlich. Weißt du, mit welcher Wucht eine Leuchtpistole arbeitet ? Kein
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