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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
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anderer war ihm grundsätzlich gleichgültig, abgesehen vielleicht von seinem Bruder. Andererseits musste Fuller klar sein, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Die Bullen würden schon bald anrücken, denn jeder wusste mittlerweile sicher, wo er war. Er musste zusammen mit mir verschwinden, denn ich war ja mal wieder als Druckmittel unterwegs. Würde ich in eine Ohnmacht stürzen, müsste er mich durchs Treppenhaus nach unten schleppen, denn, so luxuriös diese Wohnung auch war, einen Lift gab es in diesem schäbigen Haus nicht. Dennoch war ich nicht in der Lage, eine Ohnmacht vorzutäuschen, auch wenn es mir schlecht ging, umkippen würde ich wohl nicht, ich ertappte mich sogar dabei, mich neugierig nach Hamann umzudrehen, um zu sehen, wie es ihm ging. Es wäre sehr hilfreich, wenn er aus seiner Ohnmacht erwachen würde, obwohl er nicht bewaffnet war. Fuller trug seine Waffe und er würde beim Versuch ihn aufzuhalten sicher ohne ein Zögern den Abzug drücken. Fuller kannte keine Gnade. Im Augenblick war er sogar ausgenommen wütend. Er schrie ins Telefon:
    „Wolf, antworten Sie gefälligst. Sie haben dreißig Sekunden Zeit !“
    Die Antwort blieb aus, doch Fuller hatte sein Angebot abgeg eben und musste nun die von ihm angebotenen dreißig Sekunden abwarten, ich hingegen hoffte immer noch auf ein glorreiches Hamann-Erwachen , weil ich erwartete, dass er Fuller zumindest ablenken könnte, damit ich meine Beine in die Hand nehmen und meine Rolle als Druckmittel ein für alle Mal ablegen konnte. Hamann zeigte keinerlei Regung, ich stand wieder mal im Regen, während Fuller eine Waffe auf meinen Kopf gerichtet hielt. Aus der Geschichte kam ich wohl nicht mehr raus. Wolf würde wenigstens zehn Minuten benötigen, um vom Dezernat bis hierher zu rasen, selbst mit Hubschrauber wäre er nicht schnell genug und Fuller hatte alle Vorteile auf seiner Seite, er war sich dessen ebenso bewusst, wie ich es war. Hätte ich irgendetwas zum Schmeißen bei mir, ich würde es versuchen. Schließlich war meine Position als Druckmittel nicht die Schlechteste. Fuller würde mich nie erschießen, denn damit hätte er seinen letzten Trumpf verloren. Aber er wäre sicher nicht begeistert, würde ich ihm einen Aschenbecher an den Kopf werfen. Vermutlich würde er mich fürchterlich verprügeln und das wäre meiner Situation nicht zuträglich. Was blieb mir also anderes übrig, als zu warten, bis meine dreißig Sekunden verflogen, um herauszufinden, ob Wolf etwas an mir lag, oder nicht. Was würde Fuller tun, wenn er nun kein Grunzen mehr bekam, wenn Wolf ihm mitteilte, dass er ihn an seinem Allerwertesten küssen dürfe. Würde Fuller mich auf der Stelle erschießen und das Weite suchen? Vermutlich würde er, ich jedenfalls würde es tun, wäre ich in seiner Situation. Langsam wurde ich nervös. Wolf meldete sich nicht mehr und die dreißig Sekunden Galgenfrist lief langsam ab. War das meine Lebenszeit, die da ablief? Die unzähligen Kriminalromane, die ich regelmäßig las, gaben mir die Antwort. Wenn ein Druckmittel seinen Druck verliert, ist es wertlos. In kaum zehn Sekunden war ich wertloser als ein benutzter Zahnstocher und Fuller würde mich in den Müll werfen. Ein schaler Vergleich, aber durchaus realistisch. Meine Blase meldete sich und teilte mir mit, dass ich meine Zeit besser nutzen sollte, um eine Toilette aufzusuchen, ich zählte die Sekunden und rechnete mir aus, dass meine Blase keine Gelegenheit mehr bekommen würde, sich durchzusetzen. Vielmehr sollte ich meinem Gehirn eine letzte Gelegenheit geben, denn in fünf Sekunden würde ich keines mehr haben. Warum antwortete Wolf nicht? Hatte er mich abgeschrieben? Aus. Fuller verlor die Geduld und spuckte ins Handy:
    „Das war’s. Die Zeit ist um. Wie lautet Ihre Entscheidung?“
    Ich erwartete gespannter als Fuller die Antwort. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden. Fuller schrie erneut:
    „Wolf! Ihre Entscheidung, jetzt, oder ich erschieße Ihren Br uder auf der Stelle!“
    Wieder warteten wir, mittlerweile gewöhnte ich mich schon daran, Fuller als Mitwartenden zu akzeptieren, denn wir wart eten beide äußerst ungeduldig auf eine Entscheidung und saßen praktisch im selben Boot. Ohne Entscheidung hätten wir beide schließlich alles verloren.
    Eine Sekunde, zwei Sekunden, Fuller verlor die Geduld und starrte mich an. Dieser Blick sagte mir, dass ich das Boot nun verlassen musste. Er zog den Schlagbolzen seines Revolvers nach hinten. Das Klicken, das dabei entstand
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