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Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Titel: Im sinnlichen Bann des Sizilianers
Autoren: Penny Jordan
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die Augen verschließen.
    „Sie möchten ein Versprechen einlösen, indem Sie die Asche Ihrer Lieben hier begraben lassen?“
    „Das haben sie sich immer gewünscht. Ganz besonders nachdem … nach allem, was sie meinetwegen ertragen mussten. Dieses Begräbnis würde eine Heimkehr bedeuten und auch die Rehabilitation innerhalb der Gemeinde. Sie könnten bei der Kirche bestattet werden, in der sie getauft wurden, und in der sie geheiratet haben. Ich würde alles tun, um das durchzusetzen, und wenn ich auf Knien darum betteln muss!“
    Diesen Grad von Ehrlichkeit hatte er nicht von ihr erwartet. Feindseligkeit ja, aber Aufrichtigkeit? Damit traf sie einen Nerv bei ihm. Der moderne, gebildete Teil seines Verstandes suchte permanent nach Wegen, seine Leute mit ihren angestaubten Bräuchen und Traditionen ins einundzwanzigste Jahrhundert zu befördern. Aus diesem Grund empfand er echtes Mitgefühl für Louise. Als junges Mädchen war sie von einem Wertesystem verschlungen worden, dessen archaische Regeln in der Gegenwart keinen Platz für individuelles Verhalten ließen.
    Der Brief in seiner Tasche wog immer schwerer. Es fühlte sich wie eine offene Wunde an, in die Salz gestreut wurde.
    Allmählich verliere ich die Kontrolle über mich, dachte Louise. So weit darf es nicht kommen!
    Sie musste sich zusammenreißen und seine dreisten, nervtötenden Fragen über sich ergehen lassen. Immerhin ging es um ein Versprechen, das sie ihren Großeltern schuldete. Nichts und niemand durfte dem im Weg stehen – schon gar kein überheblicher, aufgeblasener sizilianischer Adeliger, der meinte, durch seine bloße Anwesenheit alle Mitmenschen aus der Fassung bringen zu können! Zwar funktionierte es anfangs bei ihr, aber sie hatte es rechtzeitig bemerkt, um dem einen Riegel vorzuschieben!
    Das Haus in Notting Hill war damals ihr Ruhepol gewesen, als sie sich vor der gesamten Welt verstecken wollte. Ihre geliebten Großeltern gaben ihr, was Vater und Mutter ihr ein Leben lang verweigert hatten. Und das zu einem äußerst kritischen Zeitpunkt – denn die Gewissheit, dass eine ganze sizilianische Gemeinde sich ihrer schämte, war für Louise furchtbar gewesen. Sie schuldete ihren mutigen Großeltern sehr viel.
    Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, jemals vor diesem Mann Rede und Antwort stehen zu müssen. Natürlich war sie zu allem entschlossen, um die Familienehre ihrer Liebsten zu retten. Aber sie war davon ausgegangen, dass er einem persönlichen Treffen ebenso wenig abgewinnen konnte wie sie. Offenbar hatte sie seine Arroganz gründlich unterschätzt.
    „Wie Sie wissen, bin ich nicht allein bevollmächtigt, in dieser Sache eine Entscheidung zu treffen. Die Dorfältesten …“
    „Befolgen Ihre Anweisungen, genau wie vor hundert Jahren. So viel sollten Sie wissen. Es liegt allein in Ihren Händen, dem letzten Wunsch meiner Großeltern zu entsprechen. Dem möchte ich hinzufügen, ihnen diese letzte Ruhestätte zu verwehren, wäre wohl mehr als grausam und unfair. Sie post mortem noch zu bestrafen …“
    „So funktioniert unsere Gesellschaft eben. Die ganze Familie leidet, wenn eines ihrer Mitglieder in Ungnade fällt. Das ist Ihnen doch nicht neu?“
    „Und Sie halten das für richtig?“, brauste sie auf, und ihre Miene wurde eisig. „Ja, sicher finden Sie das!“
    „In diesem Teil von Sizilien leben die Menschen zum großen Teil noch nach den Regeln und Gebräuchen, die vor Hunderten von Jahren festgelegt wurden. Selbstverständlich möchte ich gern zum Wohle meiner Leute gewissen Veränderungen einführen, da mir die Brüche und Fehler in vielen dieser Traditionen bewusst sind. Aber Reformen brauchen Zeit, wenn man Misstrauen und Streit zwischen den Generationen vermeiden will.“
    Darin steckte mehr Wahrheit, als Louise zugeben mochte. Andererseits lag eine große Chance darin, die Geister der Vergangenheit ruhen zu lassen, um sich die Geschenke der Zukunft nicht zu versagen. Hier waren viele unterschiedliche Menschen betroffen, die auch weiterhin gut miteinander auskommen wollten.
    Sie versuchte eine neue Strategie. „Meine Großeltern haben sich um diese Gemeinde sehr verdient gemacht. Besonders in der Anfangszeit der Ehe haben sie ihren Eltern und Geschwistern regelmäßig Geld geschickt. Dafür mussten sie sich ungeheuer einschränken. Darüber hinaus haben sie regelmäßig Dorfbewohner bei sich aufgenommen, wenn diese nach London gekommen sind. Sie haben oft Geld gespendet, und sie haben ein Recht darauf,
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