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Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Titel: Im sinnlichen Bann des Sizilianers
Autoren: Penny Jordan
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trocken.
    „Ja. Es scheint, er machte sich ernste Sorgen um das Wohlergehen und die Zukunft seines Urenkels. Dich konnte er offensichtlich nicht damit betrauen, also hat er sich an mich gewandt.“
    Zum Glück gelang es Louise, ihre verräterische Schnappatmung durch ein leichtes Hüsteln zu verbergen. Ihr war nicht neu, wie viel Sorgen sich ihr Großvater über Ollies zunehmend feindseliges Verhalten seiner Mutter gegenüber gemacht hatte. Der alte Mann hatte sie sogar vor den üblen Gerüchten innerhalb der sizilianischen Gemeinde gewarnt, die ihrem Sohn früher oder später zugetragen werden würden. Schulkinder konnten ausgesprochen gemein sein, ob nun absichtlich oder aus Versehen.
    Ollie empfand sich ohnehin schon als Außenseiter, weil er seinen leiblichen Vater nicht kannte. Ihm fehlte dadurch ein großer Teil seiner Familie. Gerüchte würden diesen Zustand noch verschlimmern, das wusste Louises Großvater, aber ihm waren die Hände gebunden.
    Was für ein Schock zu erfahren, dass er sich in den letzten Wochen seines Lebens doch noch dazu entschieden hatte, den verpönten Wertevorstellungen seiner Heimat zu entsprechen. Und das hinter ihrem Rücken! Auch wenn sie ihn immer noch liebte und verehrte, ihm sogar unendlich viel zu verdanken hatte, war sie im Augenblick einfach nur maßlos wütend.
    „Er hatte kein Recht das zu tun. Selbst wenn er für Ollie das Beste im Sinn hatte“, verkündete sie in scharfem Ton. „Er wusste genau, wie ich diesen archaischen, italienischen Landklüngel hasse. Jedes kleine Problemchen muss zum padrone des jeweiligen Kaffs geschleift werden, damit er seinen Senf dazu gibt.“
    „ Basta! Das reicht! Dein Großvater hat mir nicht als seinem padrone geschrieben, sondern weil ich seiner Meinung nach Olivers Vater bin!“
    Der Schmerz kam unerwartet und heftig. Sie fühlte sich mit einem Schlag schutzlos ausgeliefert, die Tore wurden aufgestoßen, hinter denen sich die Schande und Erniedrigung ihrer Vergangenheit verbargen. Sie war wieder achtzehn Jahre alt, öffentlich und privat in Ungnade gefallen, und voller unbegreiflicher, unüberwindbarer Emotionen.
    Ein gefallener Engel. Noch heute sah sie das Gesicht ihres Vaters vor sich, wie er sie mit einer Mischung aus Verachtung und Ablehnung anstarrte, während Melinda dazu triumphierend grinste. Sie hatte ihre Töchter an ihre Seite gezogen und die Hand ihres Mannes ergriffen. Eine kleine, geschlossene Gemeinschaft, die Louise ganz bewusst aus ihrer Mitte ausgrenzte.
    Vor der versammelten Gemeinde war Louise damals vom Dorfältesten an den Pranger gestellt worden. Mitten im beliebtesten Café am Platze bezeichnete er sie als eine junge Frau, die durch ihr Verhalten Schande über ihre ganze Familie gebracht hatte. Automatisch hatte sie sich an Caesar Falconari gewandt – auf der Suche nach Unterstützung. Aber er war einfach aufgestanden, hatte sie allein gelassen und nicht einmal den Versuch gemacht, sie zu verteidigen. Eine schlimmere Strafe konnte sie sich gar nicht vorstellen.
    Seine Zurückweisung hing ihr bis heute nach, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Oliver war ihr Sohn, ganz allein ihr Kind. Er hatte mit Caesar nichts zu tun, und solange es nach ihr ging, würde das auch so bleiben. Auch wenn Caesar der Vater war!
    Er sah das Mienenspiel auf ihrem Gesicht und fragte sich, was sie vor ihm zu verbergen versuchte. Warum gab sie nicht unumwunden zu, was ohnehin kein Geheimnis mehr war?
    Louise kochte innerlich. Wie hatte ihr Großvater ihr das bloß antun können? Sie derart zu hintergehen? Damals hatte sie ausschließlich ihren Großeltern die ganze Wahrheit anvertraut: nämlich dass nicht unzählige junge Männer als Vater ihres unehelichen Kindes infrage kämen, sondern nur ein ganz bestimmter. Niemand anderes als Caesar, der Herzog von Falconari, Herrscher über Reichtum und Ländereien in dem Gebiet Siziliens, das der Geburtsort ihrer Großeltern war.
    Sie beide hatten Louise hoch und heilig versprochen, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Es hätte sowieso niemand geglaubt. Besonders nicht, da Caesar selbst … aber nein, in diese Richtung wollte sie gar nicht mehr denken. Nicht jetzt und nicht in Zukunft. Die bittere Vergangenheit war vorbei und begraben. Ab sofort ging es nur noch um Oliver.
    Entschlossen hob sie den Kopf. „Oliver ist einzig und allein mein Sohn.“
    Genau vor dieser Situation hatte Caesar Angst gehabt. Er atmete tief durch und reichte Louise den Brief. Dabei rutschten die
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