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Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Im sinnlichen Bann des Sizilianers

Titel: Im sinnlichen Bann des Sizilianers
Autoren: Penny Jordan
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wieder in den Griff bekam. Vor allem durfte er nicht merken, was er da mühelos anrichtete. Ihm würde nur gefallen, wie einfach er sie erniedrigen konnte, da war Louise sicher.
    Ich bin aber keine unreife Achtzehnjährige mehr, erinnerte sie sich. Mit mir kann man so etwas nicht machen!
    „Da Sie hervorragend über meine familiäre Situation unterrichtet sind, wissen Sie bestimmt auch, dass mein Vater mich bat auszuziehen. Schuld waren mein unmögliches Benehmen und die Auswirkung, die es auf die Töchter seiner neuen Lebensgefährtin haben könnte.“
    „Er hat Sie vor die Tür gesetzt.“ Wieder stellte er keine Frage, und seine trockene Bemerkung störte Louise gewaltig.
    Doch für Caesar gesellte sich nur ein weiterer Aspekt zu seinem tonnenschweren schlechten Gewissen. Seit etlichen Jahren kümmerte er sich nun aufopfernd um das Wohl seiner Gemeinde. Und zu hören, welch herzlose Behandlung Louise durch die Menschen erfahren hatte, die ihr eigentlich Respekt und Liebe entgegenbringen sollten, lastete schwer auf ihm. Es war nie seine Absicht gewesen, sie zu verletzen oder ihr zu schaden, ganz im Gegenteil. Jetzt verstand er, warum sie nicht auf seinen Brief geantwortet und ihm verziehen hatte.
    Louise strich sich verärgert über ihre glühenden Wangen. Einerseits schämte sie sich, andererseits fühlte sie sich von ihrer strengen Familie immer noch ungerecht behandelt. Dabei sollte das alles längst keine Rolle mehr spielen. Während ihrer Ausbildung zur Mediatorin und Familientherapeutin hatte sie selbst eine Gesprächstherapie absolviert und gelernt, mit eigenen Fehleinschätzungen umzugehen. Wenn man sich in einem Punkt geirrt oder sich ein falsches Vorurteil gebildet hatte, musste man diesen Patzer voll akzeptieren und anschließend hinter sich lassen.
    „Er und Melinda wollten in Australien neu anfangen, da machte es Sinn, das Londoner Apartment wieder zu verkaufen. Rein theoretisch war ich mit achtzehn ja erwachsen. Ich war schon auf der Uni. Trotzdem haben Sie im Grunde recht, er hat mich buchstäblich vor die Tür gesetzt.“
    Einsam und allein war sie zurückgeblieben, während ihr Vater ein neues Leben begonnen hatte – ohne sie. Caesar dachte daran, dass auch er seinerzeit am anderen Ende der Welt gewesen war und dort alles Mögliche gelernt hatte, um das schwierige Leben der ihm anvertrauten Menschen zu verbessern. Allerdings brachte es nichts, ihr davon zu erzählen. Ihre Abneigung ihm gegenüber war nicht zu übersehen, da würden alte Geständnisse nur noch weiteres Öl ins Feuer gießen.
    „Daraufhin sind Sie also zu Ihren Großeltern gezogen?“ Bei den Fakten zu bleiben und auf überflüssige Emotionen zu verzichten, schien ihm die beste Strategie zu sein.
    Louises innere Anspannung wuchs von Minute zu Minute. Ihr reichte es langsam, an ihre unwürdige Vergangenheit erinnert zu werden. Es rief die Scham und die Angst wieder wach, die sie überwunden geglaubt hatte. Ihre Großeltern hatten sie mit unendlich viel Liebe aus der Verlorenheit und Einsamkeit gerettet.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Louise erfahren, wie wichtig die Sicherheit einer liebevollen Familie für ein Kind war. Es veränderte ihr ganzes Leben, und sie schwor sich selbst, sich eines Tages bei ihren Großeltern zu revanchieren.
    „Ja.“
    „Das war eine ziemlich großzügige Geste von ihnen, wenn man bedenkt …“
    „Wenn man bedenkt, wie ich mich damals ausgeführt habe? Ja, sie waren wirklich großzügig. Viele Leute haben sie dafür verurteilt, so wie sie zuvor mich verurteilt haben. Ich habe Schande über meine Familie gebracht, und man befürchtete, das könnte auch auf die Gemeinde abfärben. Aber diese Mechanismen sind Ihnen bestimmt bestens vertraut? Außerdem scheinen Sie alles darüber zu wissen, welchen Schaden ich mit meinem Benehmen angerichtet habe. Meine Großeltern haben unter meinem schlechten Ruf gelitten und trotzdem fest zu mir gestanden. Genau deshalb bin ich heute hier und lasse mir weitere Demütigungen von Ihnen gefallen.“
    Darauf wollte er etwas Passendes erwidern. Wollte ihr versichern, wie leid es ihm tat, und sie daran erinnern, dass er sich entschuldigt hatte. Gleichzeitig war ihm jedoch klar, dass er hart bleiben sollte. Hier ging es um mehr als um eigene Befindlichkeiten. Ob es ihnen beiden nun gefiel oder nicht, sie waren nur zwei Steinchen in einem großen Mosaik. Ihre Leben waren untrennbar mit der Gemeinde verknüpft, in die sie geboren worden waren. Davor durften sie nicht
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