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Im Schloss der Traeume

Im Schloss der Traeume

Titel: Im Schloss der Traeume
Autoren: Stephanie Howard
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und sich fragte, ob sie sich für den folgenden Tag nicht zuviel vorgenommen hatte. Deshalb blickte sie auch nicht einmal auf, als kurz darauf Stimmen unter ihrem Balkon zu hören waren.
    Signora Rossi und ihr Besucher unterhielten sich miteinander auf italienisch. Um so überraschter war Carrie, als ihre Vermieterin sie plötzlich rief: „Signorina Carrie! Sie haben Besuch!"
    Wie seltsam! Stirnrunzelnd legte Carrie ihren Notizblock beiseite, stand auf und ging zur Balkonbrüstung. Wer, in aller Welt, konnte das sein? Sie kannte niemand, der sie hier besuchen würde.
    „Danke, Signora Rossi", rief sie über die Brüstung gelehnt.
    Anschließend fragte sie sich wieder, wer der Besucher sein mochte und was wohl in ihre Vermieterin gefahren war. Die Arme blickte nämlich wie gebannt auf die Treppe, die nach oben führte.
    Neugierig drehte Carrie sich um und folgte ihrem Blick. Dann blinzelte sie verblüfft und betrachtete den Besucher genauso überrascht wie ihre Vermieterin. Es handelte sich nämlich um keinen Geringeren als den Grafen Leone Alberto Cosimo George di Monticrespi, den Thronfolger von San Rinaldo, den sie zwei Tage zuvor so beleidigt hatte.
    Carrie merkte, wie sie blass wurde. Du meine Güte, ging es ihr durch den Kopf, er kommt persönlich, um mich des Landes zu verweisen!
    Er war mittlerweile oben angelangt und blieb jetzt stehen. „Nun sehen wir uns also wieder, Miss Carrie Dünn aus Colorado", begrüßte er sie lächelnd. Dann betrachtete er ihr blasses Gesicht. „Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen."
    „Überhaupt nicht. Natürlich nicht."
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Daher rührte sie sich nicht vom Fleck. In den knappen pinkfarbenen Shorts und dem T-Shirt fühlte sie sich schrecklich. Unwillkürlich wünschte sie, sie wäre wenigstens passend angezogen.
    Allerdings war Leone auch ziemlich lässig gekleidet, denn er trug eine cremefarbene Baumwollhose, ein Hemd mit offenem Kragen und leichte Leinenschuhe. Dennoch war er ein Graf, der Bruder des Herrschers von San Rinaldo, und entstammte einem der ältesten Adelsgeschlechter Europas. Carrie war völlig verwirrt. Muss ich jetzt einem Hofknicks vor ihm machen oder was? dachte sie.
    Leone war ein wenig amüsiert. Sie war noch attraktiver, als er sie in Erinnerung hatte
    - eine natürliche Schönheit, schlank und anmutig, mit tollen langen Beinen. Als er in ihr Gesicht mit den großen braunen Augen, den sanft geschwungene n Lippen und der Stupsnase blickte, fiel ihm auf, wie sehr sie einem der Engel auf dem gemalten Fries in der familieneigenen Kapelle ähnelte.
    Bei der Vorstellung daran musste er lächeln. Den Engel hatte er nämlich immer am liebsten gemocht.
    Jetzt allerdings musste er dem armen Engel, der vor ihm stand, erst einmal aus seiner Verlegenheit helfen. Sie war wie erstarrt, hatte einen angebissenen Pfirsich in der Hand und sah aus, als wollte er sie gleich verschlingen.
    Er schaute sich um. „Wie schön es hier ist! Sie haben ja eine phantastische Aussicht von hier."
    „Ja, die Aussicht ist wirklich herrlich."
    Ihre Stimme klang seltsam, als würde sie nicht ihr gehören. Was macht er hier? fragte Carrie sich immer wieder. Es war komisch, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was er von ihr wollte. Einerseits hatte sie Angst, andererseits hätte sie am liebsten laut gelacht. Wenn ihre Familie oder Louise sie in diesem Moment hätten sehen können. Sie stand mit dem Thronfolger da und war mit ihm auf du und du.
    Na ja, nicht gerade auf du und du, verbesserte sie sich, und dieser Gedanke ernüchterte sie sofort. Wenn ihre Familie sie jetzt hätte sehen können, hätte sie sie für einen Waschlappen gehalten. Carrie straffte die Schultern und hob das Kinn. Als sie merkte, dass sie noch den angebissenen Pfirsich in der Hand hatte, legte sie ihn auf den kleinen Tisch hinter ihr. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, zwang sie sich, ihrem Besucher in die Augen zu sehen.
    „Verzeihen Sie", sagte sie höflich, aber bestimmt, „ich würde gern wissen, was Sie zu mir führt." Ein wenig erstaunt, doch sehr zufrieden mit sich selbst, weil sie die Initiative ergriffen hatte, hielt sie den Atem an und wartete auf eine Antwort.
    Leone lächelte. Seit ihrer ersten Auseinandersetzung wusste er bereits, dass sie Courage hatte, aber zu dem Zeitpunkt hatte sie noch nicht gewusst, wer er war. Dass sie sich nun, da sie es wusste, ihm gegenüber offenbar noch genauso verhielt, machte sie um so
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