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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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Anruf von hier, Konny!
Bestimmt sind bei Heymwacht die Bullen — mit großer technischer Ausrüstung.“

    „Spinn nicht, Ed! Die müssen
erst aus der Stadt antanzen. Das dauert. An den Dorfpolizisten wendet sich Herr
Hühnerfutter bestimmt nicht. Und wenn doch — dessen technische Ausrüstung ist
allenfalls ein klappriges Auto mit Sprechfunk. Der Dorfgendarm kann mich nicht
orten.“
    „Im Dorf gibt’s keine Polizei.“
    „Umso besser.“
    „Ich muss ins Haus zurück.
Vielleicht haben die Fledermaustanten was gehört. Sind die Kinder im Keller?“
    „Alles wie besprochen. Ich
schlurfe jetzt ins Dorf. Man kennt mich als deinen Bruder. Außerdem wimmelt es
jetzt überall von Wochenendausflüglern. Zurück zur Natur. Wandern, angeln,
Feldblumen pflücken. Aber ich werde Heymwacht anfunken. 500 000 will ich haben.
Und das ist noch billig — für zwei so nette Mädelchen. Du wirst beteiligt.“
    Edmund, der Schlossverwalter,
fluchte, wandte sich um und rannte über den Vorplatz zum Schloss zurück.
    Konrad überlegte, ob er über
die Zubringerstraße gehen sollte oder durchs Wäldchen querfeldein. Für einen
Moment spielte er auch mit dem Gedanken, ein Stück durchs Moor zu pirschen, das
gleich hinter dem Schloss beginnt und auf den ersten Metern noch freundlich wirkt,
nämlich wie eine Feuchtwiese aussieht. Aber bald danach wird es gefährlich.
Nicht umsonst galt das weit ausgedehnte Hochmoor in früheren Jahrhunderten als
ein Ort des Todes. Viele Menschen waren darin umgekommen, stecken geblieben und
erstickt im Faulschlamm oder von Schlangen gebissen. Das Prinzenruh-Moor ist
besonders reich an Kreuzottern, die auf den trocknen Stellen anzutreffen sind.
Konrad wusste das. Deshalb verwarf er den Gedanken. Dieses Moor war nur was für
Forstleute und Bauern, die es lange schon kannten, jeden Steg, alle Dellen,
Schlenken und Bulten. Außerdem waren hohe feste Stiefel empfehlenswert — wegen
der Schlangen.

9.
Reifenspuren
     
    Beim Abmarsch aus der
Jugendherberge stießen Tim, Karl und Klößchen auf den freundlichen
Herbergsvater Sigurd Gastfrey, der gerade schmerzhaft aufbrüllte, weil er mit
dem Hammer seinen Daumen getroffen hatte statt den Nagel, der in die Wand
sollte.
    „Lassen Sie mich mal!“, meinte
Tim und trieb den Dreizöller mit ein paar Schlägen in den Holzbalken neben der
Eingangstür.
    Gastfrey hatte den Daumen in
den Mund geschoben und tanzte immer noch auf einem Bein.
    „Ich lerne es nie. Ich bin
handwerklich total ungeschickt. Aber ich muss die Tafel wieder aufhängen.“
    Die war wegen lockeren Nagels
heruntergefallen und lehnte jetzt kniehoch an der Wand, ein Holzbrett, auf dem
alle Arten von Mitteilungen festgezweckt wurden: die Hausordnung, Preise,
Hinweise, Empfehlungen für Wanderungen, eine Liste der geschützten Pflanzen,
die nicht gepflückt werden dürfen, und eine nachdrückliche Warnung, das Moor
nicht zu betreten — wegen Lebensgefahr! — und die Verbotsschilder auf allen
hinführenden Wegen unbedingt zu beachten.
    „Mir geht auch die
Geschicklichkeit ab“, meinte Klößchen. „Neulich habe ich mein Rad zerlegt —
zwecks Säuberung. Nach dem Zusammensetzen hatte ich acht Teile übrig. Und das
Bike fuhr nur noch rückwärts.“
    Letzteres war natürlich ein
Witz. Aber Tim passte stets höllisch auf, wenn sein dicker Freund mit Beil oder
Säge hantierte, denn der Mensch braucht alle seine zehn Finger.
    „Der Schmerz lässt nach“,
stellte Gastfrey fest und betrachtete seinen Daumen. „Heute Abend haben wir
volles Haus. Bei schönem Wetter ist es jedes Wochenende so. Drei Gasthäuser
sind im Dorf und alle Betten belegt. Die weniger gut Betuchten kommen hierher.
Vielleicht muss ich noch jemanden in euer Vierbettzimmer einquartieren.“
    „Stört uns nicht“, meinte Karl.
„Wir sind zu jedermann aufgeschlossen.“
    „Außerdem ist Willi der
Einzige, der schnarcht“, grinste Tim.
    „Aber unser Häuptling zitiert
im Schlaf Liebesgedichte für seine Freundin“, konterte Klößchen. „Wer das hört,
macht kein Auge mehr zu, sondern hat Bauchweh vor Lachen.“
    Die Jungs grienten. Gastfrey
lächelte gutmütig.
    „Warum habt ihr sie nicht
mitgebracht?“, fragte er. „Wir haben doch hübsche Räume für Mädchen.“
    „Gaby wohnt im Schloss“,
erklärte Tim. „Bis Montag früh darf sie die schlafenden Vampire beobachten —
die Fledermäuse auf dem Dachboden. Außerdem assistiert sie einer
Zoologie-Studentin, die dort schon seit Wochen Feldarbeit macht.“
    „Die
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