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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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Störungen — und sie sterben.“
    „Das sollte jeder wissen — und
danach handeln.“
    „Hoffen wir’s.“
    Gaby trank bereits die dritte
Tasse und hatte ein wohliges Tee-Feeling im Bauch. Trotzdem erschrak sie in
diesem Moment und pustete statt gegen ihren Goldpony in die Teetasse, was
winzige Wellen zur Folge hatte. Auch Julia war zusammengezuckt und hob
lauschend den Kopf. Der schrille, kindliche Schrei hing noch in der Luft, war
aber sehr fern und irgendwie unwirklich.

    „Hast du’s gehört?“ Gaby
stellte ihre Tasse ab.
    „Klang wie... eine Katze.“
    „Oder wie ein Kind.“
    „Im Schloss sind jetzt keine
Kinder.“
    „Ich glaube, Julia, der Schrei
kam von draußen. Vom Vorplatz. Mir war auch, als hätte ich sehr entfernt einen
Wagen gehört — ein Motorgeräusch.“
    Julia nickte. „Stimmt. Als ich
von dem Detektor sprach, war draußen das Motorgeräusch. Komisch! Vogt sagte mir
heute früh, sein Renault wäre in der Inspektion. Drüben im Dorf. Und er bekäme
den Wagen erst morgen Mittag zurück.“
    Gaby stand auf. „Ich glaube
wirklich, da hat ein Kind geschrien. Wir sehen mal nach, ja?“
    Sie beeilten sich, nahmen den
langen Weg hinunter und kamen in die Eingangshalle am Hauptportal, wo der
Parkettboden sehr alt, rissig und zundertrocken war. Deshalb wohl hatte man
hier gleich zwei Feuerlöscher postiert, halb verdeckt von Vorhängen, dennoch
sichtbar. — Viel nützen, dachte Gaby, wird das im Brandfall allerdings nicht.
Die meisten Innenwände sind ja aus Holz, die Türen sowieso. Wenn hier Feuer
ausbricht — dann adieu schönes Schloss. Und wir säßen dort oben direkt in der
Falle — ganz zu schweigen von allem, was sonst noch kreucht und fleucht.
    Die Portaltür stand offen. Vogt
kam herein. Immerhin hatte er jetzt sein Hemd in die Hose gestopft, aber sein
Grinsen war so abweisend und schief wie ehedem.
    „Na, die Damen!“, meinte er.
„Ein bisschen die Füße vertreten?“
    „Wir haben einen Schrei
gehört“, sagte Gaby. „Es klang wie ein Kind.“
    Der Schlossverwalter nickte.
„War mir auch so. Deshalb bin ich rausgegangen.“ Er verbreiterte sein Grinsen.
„Und habe den Schreihals ermittelt: eine Katze. Eine braun getigerte Kätzin.
Etat sich gegen einen aufdringlichen schwarzen Kater gewehrt. Manchmal sind
hier in der Gegend regelrechte Revierkämpfe. Die Leute im Dorf lassen ja leider
zu, dass sich die Stubentiger wahllos vermehren.“
    Jetzt müsste ich eigentlich
beruhigt sein, dachte Gaby. Aber ich bin’s nicht. Als wäre die Herkunft des
Schreis noch immer ungeklärt. Und dem Vogt traue ich nicht über den Weg.
Weshalb schwitzt der Typ so?
    Ja, der Schlossverwalter
schwitzte. Dicke Schweißtropfen wackelten auf seiner Stirn und unter den
Achseln war das Hemd durchgefeuchtet. Gaby empfand ihn als unappetitlich.
    „Haben sie Ihren Wagen
zurück?“, fragte Julia. „Wir hörten auch Motorgeräusche.“
    Vogt seufte. „Da waren wieder
welche, die nicht lesen können oder das Schild am Dorfausgang übersehen haben.
Manche sind richtig beleidigt, weil hier zurzeit geschlossen ist. Kann man ja
auch verstehen. Da kommen sie von weither zur Besichtigung — und umsonst. Aber
der ganze Ostflügel ist noch voll von den Geräten der Handwerker. Da geht
nichts.“
    Mehr war nicht zu sagen und die
beiden jungen Damen gingen in ihr Zimmer zurück.

8. Ab in den
Keller!
     
    Verflucht! Diese Göre! Beinahe
hätte Konrad Vogt, der Autodieb und versehentliche Kindesentführer, das kleine
Mädchen geohrfeigt. Doch dann hielt er Lena nur den Mund zu und der nächste
Schrei erstickte in seinem schwieligen Handteller.
    Konrad hatte den SXX-Touring
durchs Tor in den ehemaligen Marstall gelenkt und dann rasch hinter sich dicht
gemacht. Marstall — Pferdestall: Vor Zeiten hatten hier edle Rosse gestanden.
Später wurde daraus die Remise, ein Geräteschuppen der Adelsleute. Zu jener
Zeit wurde das weitläufige Gebäude unterkellert — und dort unten war’s
ungemütlich. Aber Konrad hatte entschieden: Für die beiden Mädchen hatten die
feuchten Räume zumindest vorübergehend als Kerker die richtige Qualität.
    Jetzt schleppte er Tina und
Lena die schmale Steintreppe hinunter, zerrte jede an einer Hand und hatte Lena
barsch erklärt, dass es Prügel gäbe, falls sie noch mal schreie.
    Die Augen der Mädchen waren
verbunden. Dunkle Stoffstreifen wanden sich um die Köpfe. Das hatten die
Geschwister selbst machen müssen — vorhin schon, als der Befehl noch hieß:
unter der Decke
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