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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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der bessere Techniker.
Aber wie steht es um seine Nerven? Wird er der unsäglichen Belastung
standhalten, der er zurzeit ausgesetzt ist? Sein einziges Kind — das sieben Monate
alte Baby Susanne — wurde entführt. Unbekannte Kidnapper fordern das höchste
Lösegeld aller Zeiten: zehn Millionen Euro.«

    »Wissen wir doch alles«,
murmelte Klößchen.
    »Lies trotzdem weiter, Karl!«,
sagte Tim. »Es ölt deine Stimme.«
    Der Computer-Experte grinste
hinter seiner Nickelbrille. »Charly Flatnose, genannt hangman, der amtierende
Worldchampion aus den USA, gilt als fünf-zu-eins-Favorit. Er bringt die
überlegene Physis (körperliche Beschaffenheit) in den Ring und den
härteren Punch (Schlag). Den Weltmeister auch nur in die Nähe eines
Verdachtes zu rücken, entbehrt jeder Logik. Flatnoses Manager weist
diesbezügliche Gerüchte auch entschieden zurück. — Was auf diese WM ein besonderes
Licht wirft, ist das Engagement des US-Konservenfutter-Milliardärs Bill B.
Bingson — BBB genannt — , der den Sieger der Fäustelei als Werbeträger für
seine neuen Kraftnahrungsprodukte aufbauen will. Denn BBB erweitert seine
Angebotspalette. Künftig wird es außer dem BBB-Tierfutter auch die
BBB-Kraftnahrung für Sportler geben. Mit besonderer Feinabstimmung auf die
betreffende Sportart. Wie BBB in der letzten Presse-Konferenz äußerte, brauche
ein Sumo-Ringer ein anderes Frühstück als ein Tischtennisspieler. Womit er
zweifellos Recht hat. Für den Sieger der WM hat BBB nun eine Prämie von zehn
Millionen Euro ausgelobt. Und genau diese Summe fordern die unbekannten
Kidnapper von Fausto Weichler für die Freilassung seiner Tochter. Indes —
Fausto besitzt dieses Geld nicht, nicht einmal annähernd. Kämpft der
Herausforderer also nicht nur um den Titel, sondern auch um die Rückkehr seines
Babys? Indem er nach einem eventuellen Sieg das Lösegeld bezahlt, um dann
hoffentlich sein Kind wieder zu sehen. Von der Börse bliebe ihm nichts. Aber
das wäre ohne Bedeutung für den liebevollen Vater. Faustos Anhänger stehen
hinter ihm wie eine Mauer aus Beton. Und der Herausforderer braucht auch einen
Schädel aus genau diesem Material, um die Schläge des Weltmeisters Charly Flatnose
wegzustecken.«
    Karl machte eine Pause und
benutzte demonstrativ ein Halsspray.
    Klößchen sagte: »Wodurch
unterscheidet sich eigentlich ein Hohlschädel von einem Betonschädel?«

    »Vermutlich nur am Klang«,
sagte Tim. »Wenn man dagegen haut.«
    »Aber bei den Boxkämpfen«,
grinste Gaby, »wird alles übertönt vom Klatschen der gepolsterten Handschuhe.«
    Die Jungs lachten. Klößchen
patschte die Hände zusammen, was wie das Klatschen von 14-Unzen-Boxhandschuhen
klang. Und Karl verkündete, er werde jetzt weiterlesen.
    »Alle Welt hofft, dass die
kleine Susi noch lebt. Gewiss ist das nicht. Aber ein Baby kann nicht als Zeuge
auftreten, kann dem — oder den Kidnappern nicht gefährlich werden. Deshalb ist
es sicherlich wohlauf, wenn auch nicht so geborgen wie bei seiner — zurzeit
tief unglücklichen — Mami, Faustos Lebensgefährtin Alice Koppler-Glückstedt.«
    Karl ließ die Zeitung sinken.
»So weit das Tageblatt. Alles das, was wir schon wissen. O Gott, tut mir der
Hals weh!«
    Tim deutete auf den Papierkram
auf Karls Bett.
    »Du hast dir was ausgedruckt.
Also hast du was ausgegraben.«
    Karl grinste. »Stimmt. In
meinem elektronischen Archiv über die bedeutendsten Kriminalfälle der letzten
100 Jahre habe ich ja alles gespeichert, was in dieser finsteren Branche
typisch ist. Über verschiedene Begriffe habe ich schnellen Zugriff. Und so
konnte ich sofort vergleichen zwischen diesem Kidnapping und dem aus dem Jahre
1979 — als das acht Monate alte Söhnchen des US-Tennis-Stars Evander Volley
entführt wurde. Erster Anstoß war natürlich meine Erinnerung. Na ja, wozu habe
ich ein Computer-Gedächtnis.«
    »Evander Volley sagt mir
nichts«, erklärte Tim.
    Auch Gaby schüttelte den Kopf
als Zeichen von Unwissenheit.
    Karl sortierte die Textseiten,
jedoch ohne sie zu Hilfe zu nehmen.
    »Die Übereinstimmung, Leute,
ist verblüffend. Also: Evander Volley — ein Großer der Schmetterball-Arena,
aber nicht der Größte — war damals auf Europa-Tournee. Zusammen mit seiner Frau
Kim und dem Baby Noah-Lincoln-Mankind. So heißt der Boy tatsächlich. Die drei
weilten auch hier — in unserer Stadt. Da passierte es. Mama Kim schob den
Kleinen an einem sonnigen Sommertag frühmorgens im Kinderwagen durch den
Stadtpark. Hinter einem
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