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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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die
Karibik oder wenigstens nach Mallorca.«

    »Alles richtig«, sagte Tim.
»Aber dass sie das Muster von damals haarklein übernehmen, ist doch etwas
seltsam.«
    »Vielleicht«, überlegte
Klößchen, »kamen ihnen die 20 Jahre hinter Gittern so verdammt lang vor wie ein
Jahrhundert. Und sie meinen, niemand erinnert sich mehr an damals.«
    Tim schüttelte den Kopf. »Jeder
Knasti weiß, wie die elektronische Vorstrafenkartei heutzutage schnellen
Durchblick verschafft. Eher könnte sein, sie vertrauen dreist darauf, dass man
ihnen so viel Blödheit nicht zutraut. Dass sie deswegen als aktuelle Täter gar
nicht infrage kommen. Dass andere den Trick von damals benutzen.«
    »Oder sie sind wirklich blöd
und — fantasielos«, steuerte Gaby als letzte Möglichkeit bei.
    »Wie dem auch sei«, sagte Tim.
»Um die drei kümmern wir uns. Das Problem ist: Wo finden wir sie? Gabys Vater
können wir aus zwei Gründen nicht fragen. Erstens ist er zurzeit nicht da.
Zweitens würde er uns gehörig zurückscheuchen. Eine Umfrage bei den
Knastanstalten können wir uns sparen. Die würden uns nicht mal sagen, wie spät
es ist.«
    Gaby seufzte. »Dann muss ich
mal wieder schleimen.«
    »Lars Dämmerlein findet dich
hinreißend«, grinste Tim. »Jedenfalls starrt er dich immer an wie ein Gemälde
von Botticelli oder so was in dem Stil. Wenn du ihn fein bittest, sagt er dir
alles.«
    »Wozu du deine Freundin
missbrauchst!«
    »Aber nein, Pfote! Du nutzt nur
deine natürlichen Vorzüge aus. Das ist erlaubt.«
    Lars Dämmerlein war der neue Pressesprecher
im Polizeipräsidium, ein Endzwanziger mit überragendem Informations-Stand. TKKG
mochten Lars und er mochte sie — besonders aber Gaby, die wohl dem Bild von
seinem Traummädchen ziemlich nahe kam. Und das, obwohl er eine feste Beziehung
hatte: mit einer angehenden Kommissarin. Die war etwas älter als er, neigte zur
Kleidergröße 44 und trug ihr dunkles Haar unkleidsam kurz.
    Karl, der die Rufnummer des
Pressesprechers in seinem Gehirn-PC hatte, wählte bereits auf dem Handy und
reichte es dann zu Gaby herüber.
    »Hallo, Herr Dämmerlein. Hier
ist Gaby Glockner! — Ja, hallo! — Danke! Und Ihnen doch auch? — Nein, nicht
verwählt. Ich wollte Sie und nicht meinen Papi, der ja im Moment sowieso auf
Reisen ist. — Weil... wie? Ja, das auch. Hihihih! Sehr nett! Daaaaanke! Also,
es geht darum, dass die Jungs und ich — wir glucken hier gerade zusammen — dass
wir unser Kriminalarchiv auf Vordermann bringen. Manches ist unvollständig.
Außerdem wollen wir es ergänzen durch Interviews mit Kriminalisten, mit Kriminalwissenschaftlern,
Anstaltspsychologen und auch mit ehemaligen Strafgefangenen. Ja, eben. Finden
wir ja auch. Dazu habe ich jetzt gleich mal eine konkrete Frage, liiieber Herr
Dämmerlein. Oder soll ich Sie Lars nennen? Danke! Ja, ich heiße Gabriele. Also:
1980 wurden drei Täter zu 20 Jahren Haft verurteilt, nämlich... eh...«
    Karl reichte ihr rasch ein
Blatt Papier, auf dem die Namen standen.
    »...Arnold Peschke, Hartmut
Meier und Sigurd Heimers. Sind jetzt alte Männer. Aber wir möchten sie
interviewen. Können Sie mir sagen, Lars, ob die inzwischen auf freiem Fuß sind
und wenn ja, wo wir sie finden? — Ja, natürlich! Ich warte.«
    Gaby deckte die Hand über die
Sprechmuschel. »Er muss erst mal rumklicken. Offenbar weiß er gar nicht, wie
brisant die Kiste ist.«
    Es dauerte etwa zwei Minuten.
Dann erhielt Gaby Auskunft. Gestisch verlangte sie von Karl einen Bleistift —
und schrieb dann auf das Blatt.
    »Danke, Lars. Ist riesig nett
von Ihnen. Nein, für unsere Schülerzeitung ist das nicht. Nochmals vielen Dank!
Und Ciaooooooooo!«
    Sie schaltete das Handy aus.
    »Super!«, meinte Klößchen. »Den
hast du um den Finger gewickelt. Ich glaube, der Dämmerlein würde dir auch
verraten, wann und wo die nächsten Rauschgift-Razzien in der Unterwelt
stattfinden.«
    »Das natürlich nicht«, entgegnete
Gaby. »Was er mir gesagt hat, ist ja schließlich kein Staatsgeheimnis. Also:
Die drei Oldies sind auf freiem Fuß. Allerdings erst seit vorigem Monat. Man
kann also davon ausgehen, dass sie sich in der totalen Freiheit noch nicht
richtig zurechtfinden.«
    »Aber zu ner Baby-Entführung«,
brummelte Klößchen, »reicht es allemal.«
    »Du hast die Adresse?«, wurde
Gaby von Tim gefragt.
    »Ihr werdet staunen. Die drei
hausen auf einem Platz für Dauercamper.«
    »Häh? Dauercamper?«, fragte
Klößchen. »Hält man das aus auf Dauer? Beengtes Wohnen,
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