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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte
Autoren: Karen Marie Moning
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finden.
    Mein Dad würde sagen, dass mich das zur meistbegehrten Person macht.
    Alle wollen mich. Deshalb bleibe ich in einer Welt, in der mein ständiger Begleiter der Tod ist, am Leben.
    Ich habe Dinge gesehen, die Ihnen Schauer über den Rücken jagen würden. Und ich habe Dinge getan, die mir Schauer über den Rücken jagen.
    Aber das ist jetzt nicht wichtig. Bedeutend ist lediglich, dass ich an der richtigen Stelle beginne – mal überlegen … wo war das?
    Ich blättere Seite für Seite meiner Erinnerungen zurück, kneife ein wenig die Augen zu, um sie mir nicht allzu genau anschauen zu müssen. Ich denke zurück, noch weiter als bis zu dem Blackout, an dem alle Erinnerungen für eine gewisse Zeit ausgelöscht wurden, weiter als bis zu dem höllischen Halloween und den Dingen, die Barrons getan hat. Weiter als bis zu derFrau, die ich getötet habe, und weiter als bis zu der Episode, in der V’lane meine Zunge durchbohrt hat. Auch das, was ich mit Jayne gemacht habe, war noch nicht der richtige Zeitpunkt.
    Da.
    Ich sehe eine dunkle, vor Feuchtigkeit glänzende Straße.
    Dort bin ich. Hübsch gekleidet in Pink und Gold.
    Ich bin in Dublin. Es ist Abend. Ich gehe über das Kopfsteinpflaster des Temple-Bar-Bezirks. Ich bin voller Leben. Nur wenn einen der Tod gestreift hat, fühlt man sich überlebensgroß.
    Meine Augen funkeln, und ich bewege mich mit federnden Schritten. Ich trage ein umwerfendes pinkfarbenes Kleid, dazu meine Lieblings-High-Heels und bin über und über mit Accessoires in Gold und Rosa geschmückt. Mit meinem Haar und dem Make-up habe ich mir besondere Mühe gegeben. Ich bin auf dem Weg zu einer Verabredung mit Christian MacKeltar, einem geheimnisvollen, sexy jungen Schotten, der meine Schwester kannte. Ausnahmsweise fühle ich mich richtig gut.
    Na ja, wenigstens für eine kurze Zeit.
    Bis vor wenigen Momenten.
    Jetzt presse ich die Hände an meinen Kopf, stolpere vom Bürgersteig und falle im Rinnstein auf alle viere. Gerade bin ich dem Sinsar Dubh näher als jemals zuvor gekommen, und es übt die übliche Wirkung auf mich aus. Schmerz. Völlige Erschöpfung.
    Ich sehe nicht mehr so hübsch, eher erbärmlich aus.
    Auf Händen und Knien hocke ich in einer Pfütze, die nach Bier und Urin stinkt, und friere bis ins Mark. Meine Haare sind zerzaust, die mit Amethysten besetzteHaarspange stößt gegen meine Nase, und ich weine. Ich streiche mir mit der dreckigen Hand die Haare aus dem Gesicht und beobachte mit vor Angst und Entsetzen weit aufgerissenen Augen die Szene, die sich vor mir abspielt.
    Ich erinnere mich an diesen Moment. Wer ich war. Was ich nicht war. Ich habe ihn eingefroren. Es gibt so viele Dinge, die ich zu diesem Mädchen sagen würde.
    Kopf hoch, Mac. Wappne dich. Ein Sturm zieht auf. Hörst du nicht das Donnern scharfer Hufe im Wind? Riechst du nicht das Blut in der würzigen Luft?
    Lauf, würde ich ihr sagen. Versteck dich.
    Aber ich würde nicht auf mich hören.
    Auf Knien beobachte ich, was dieses … Ding  … tut. Ein tödlicher Sog hält mich im Würgegriff.
    Widerstrebend verschmelze ich mit der Erinnerung, schlüpfe in die Haut des Mädchens …

Eins
    Der Schmerz, o Gott, dieser Schmerz ! Er sprengt meinen Schädel!
    Ich nehme meinen Kopf zwischen nasse, stinkende Hände, fest entschlossen, ihn zusammenzuhalten, bis das Unausweichliche eintritt – und ich in Ohnmacht falle.
    Nichts ist mit den Qualen, die mir das Sinsar Dubh bereitet, zu vergleichen. Jedes Mal, wenn ich in seine Nähe komme, geschieht dasselbe. Der Schmerz lähmt mich, und er eskaliert, bis ich das Bewusstsein verliere.
    Das liegt daran, so sagt Barrons, dass das Dunkle Buch und ich Pol und Gegenpol sind. Weil es so böse ist und ich so gut bin, stößt es mich gewaltsam ab. Barrons’ Theorie ist, dass man mich irgendwie »abschwächen«, ein wenig böse machen muss, damit ich dem Buch nahe kommen kann. Ich kann nicht glauben, dass es eine gute Idee ist, mich böse zu machen, nur damit ich dieses Buch in die Hand nehmen kann. Ich denke, dass ich dann möglicherweise böse Dinge mit ihm anstelle.
    Â»Nein«, wimmere ich und schlage mir das Knie in der Pfütze an. »Bitte … nicht!« Nicht hier, nicht jetzt! Bisher war Barrons immer, wenn ich dem Buch nahe gekommen bin, bei mir, und ich hatte den Trost zu
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