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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli
Autoren: Ursula Kahi
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erzählte ihr begeistert von seinen Forschungen, druckste ein wenig herum und bot ihr schließlich eine feste Stelle in seinem Labor an. Zunächst war Katharina skeptisch. Sie wollte schnell richtiges Geld verdienen – ihre Eltern waren nicht gerade wohlhabend –, am besten bei einer der renommierten Firmen der internationalen Biotech-Industrie. Doch Tomascheks Begeisterung wirkte ansteckend, und als er fortfuhr, vom Zweck und den bisherigen Ergebnissen seiner Forschungen zu erzählen, ahnte sie, dass hier etwas Bedeutendes am Entstehen war, und sagte zu. Der Professor forschte nach einem Heilmittel gegen Krebs. Natürlich, das taten viele andere auch, aber sein Ansatz klang phantastisch und realistisch zugleich.
    Obwohl sich seine Theorien damals vielversprechend angehört hatten, mussten sie noch etliche Rückschläge hinnehmen und Jahre weiterarbeiten, bis sich endlich der Erfolg einstellte. Nach Hunderten von Testreihen war ihnen vor sechs Monaten dann endlich der Durchbruch gelungen. Tomaschek war mit einer Flasche Champagner ins Labor gekommen und hatte sich gefreut wie ein kleiner Junge. Alle Versuchstiere waren wieder gesund.
    Jetzt war es Mitte März. Draußen schien die Sonne, es roch nach feuchter Erde, und der Gesang der Vögel war durch das offene Laborfenster zu hören. Tränen rannen Katharina über die Wangen. Wenn alles stimmte, was sie gelesen hatte, würde sie den August nicht mehr erleben – dabei liebte sie den Sommer so.
    Es blieb ihr nur noch diese eine Möglichkeit. Sie musste es wagen. Und was hatte sie schon zu verlieren?
    Mit zitternden Händen kritzelte sie mehrere Zahlenreihen auf einen Zettel. Sie rechnete das genaue Mischungsverhältnis aus und legte dafür das Gewicht der Laborratten auf ihr eigenes um. Im letzten Winter hatte sie wie üblich ein bis zwei Kilo zugenommen, aber das sollte nicht ins Gewicht fallen. Sie zog die Spritze auf, atmete tief durch und setzte sich die Injektion in den Unterarm. Anschließend desinfizierte sie sorgfältig die Einstichstelle, steckte den Plastikschutz wieder auf die Nadel, zog ein Blatt Papier aus dem Drucker, wickelte alles ein und verstaute es in ihrer Handtasche. Ganz ruhig bleiben.
    Sie nahm einen karierten Block aus der Lade des Arbeitstisches, zeichnete eine Tabelle und überschrieb die Spalten mit »Datum«, »Zeit« und »Dosis«. Sie zitterte, ihre Knie waren so weich, dass sie sich am Labortisch anlehnen musste.
    Das Zeug wirkte aber auch verdammt schnell. Eine seltsame Kälte stieg in ihr auf. Sie hob den Kopf und kniff die Augen zusammen. Die Neonbahnen an der Decke flackerten wild.
    Sie sollte sich zusammenreißen und alles dokumentieren. Aber noch bevor sie über die letzte Rubrik »Reaktionen« schreiben konnte, sackte sie zusammen und meinte, in ein schwarzes Loch zu fallen. Katharina schlug hart auf dem Boden auf. Ihr Körper zuckte fünf Sekunden unkontrolliert, danach rührte sie sich nicht mehr.
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