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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli
Autoren: Ursula Kahi
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ja wohl kaum hergekommen. Von Frau Winkelried fange ich gar nicht erst an. Herrgott! Die gehört zum Kreis der Verdächtigen und ist wirklich die letzte Person, die bei der Befragung eines potenziellen Täters anwesend sein darf. Was haben Sie sich bloss dabei gedacht?» Geigy schnaufte rasselnd. «Ich knöpfe mir erst mal Gody Metzger vor. Aber ich verspreche Ihnen: Wir sind noch lange nicht fertig miteinander.»
    «Metzger? Das geht nicht … Das wollte ich nicht …», stammelte Unold ohne aufzusehen.
    «Ach ja? Wollen Sie den etwa auch verteidigen wie eine Löwin ihr Junges? Ihr Einsatz für Frau Winkelried war ja höchst beeindruckend.»
    In diesem Augenblick erstarb der akustische Alarm. Eine drückende Stille legte sich über die Etage. Geigy blickte irritiert um sich.
    Kurt Bretscher, Hans-Jakob Käser, Vincenzo Bionda und Alain Schaad kamen auf die Sitzecke zugeschlurft.
    «Was zum Teufel … Ist denn die ganze Bande hier?» Dann sah Geigy die bestürzten Gesichter der Männer und verstummte.
    «Das konnte ich doch nicht ahnen», murmelte Unold. «Ich habe Metzger nur gefragt, ob er einen Unschuldigen opfern würde, um fünf andere zu retten.»
    «Chris Morton war nicht unschuldig», rutschte es Kurt Bretscher, an Unold gewandt, heraus.
    «Kurt!» Hans-Jakob Käser boxte den Freund unsanft auf den Oberarm.
    «Lass mich! Ist eh alles egal. Jetzt wo Gody –»
    «Und was, wenn Gody recht hatte? Was, wenn Sarasin sich und seine Familie nur erschossen hat, weil der da», Hans-Jakob Käser zeigte auf Geigy, «ihn verdächtigt hat, etwas mit Mortons Tod zu tun zu haben? Hätten wir Morton nicht getö…»
    «Aber Köbi, dass der Sarasin dermassen ausrastet, konnten wir doch nicht absehen.»
    «Bist du dir da so sicher? Vincenzo hat ja gesagt, dass der Sarasin depressiv war.»
    «Und weisst du, warum? Weil die ASH ihm kein Geld gegeben hat.»
    «Aber –»
    «Nichts aber. Morton war ein Sauhund, und damit basta!»
    «Ich versteh überhaupt nichts mehr, weisch.» Vincenzo Bionda wischte sich eine Träne von der Backe.
    «Ich kläre Sie gern auf», schaltete sich Geigy ein. «Gody Metzger und Ihre beiden Freunde hier haben – eventuell angestiftet von unserer lieben Frau Winkelried –»
    «Die Flora hat mit der ganzen Sache nichts zu tun», fiel ihm Kurt Bretscher ins Wort.
    «Das wird sich weisen. Ob mit Frau Winkelried oder ohne, nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen besteht jedenfalls der berechtigte Verdacht, dass Ihre Kumpel einen integren Banker und Familienvater getötet, dadurch wohl nicht unwesentlich den erweiterten Selbstmord von Thomas Sarasin provoziert und den Partner von Frau Winkelried umgebracht haben. Himmelarsch, niemand hat das Recht, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen!»
    «Kurt, Köbi und Gody? Porca miseria , was erzählen Sie denn da für einen Chabis!»
    «Es tut mir alles so leid, Vincenzo. Wir wollten dich und Alain da raushalten. Ihr habt doch Familie.»
    «D-d-das ist definitiv nicht lustig! G-G-Gody ist vor wenigen Minuten gestorben, d-d-da macht man keine Witze.»
    «Gody Metzger? Gestorben?» Schockiert sah Geigy zu Unold.
    Der stöhnte gequält. Mit einem Mal rappelte er sich von seinem Polstersessel auf, hastete zum Fenster und atmete gierig die feuchtwarme Regenluft ein.
    Für einen Sekundenbruchteil schien es, als würde Geigy ihm folgen. Doch dann wandte er sich Alain Schaad zu. «Mein aufrichtiges Beileid.»
    «I-i-ich kapier das alles einfach nicht.»
    «Da sind Sie nicht der Einzige. Es würde mich im Übrigen nicht wundern, wenn der Tod von Gody Metzger eine weitere Folge der Taten Ihrer … Ihrer Kumpel ist.»
    «Jetzt machen Sie aber einen Punkt.» Kurt Bretschers Gesicht wurde dunkelrot vor Zorn. «Der da», er zeigte auf Unold, «war offenbar als Letzter bei Gody im Zimmer. Fragen Sie den doch mal, was er mit Gody gemacht hat. Aber wahrscheinlich wissen Sie das sowieso. Ihr macht doch alle gemeinsame Sache.» Kurt Bretscher hatte den Satz kaum beendet, da stürzte er auch schon mit geballten Fäusten auf Unold los.
    «Patrick!»
    Unold fuhr herum, aufgeschreckt von der Panik in Floras Stimme – und von der unerwarteten Anrede.
    Kurt Bretscher war keine zwei Meter mehr von ihm entfernt.
    Ohne zu überlegen, machte Unold einen Schritt auf den Heranstürmenden zu, fasste ihn mit der linken Hand am Ärmel, umschlang mit dem rechten Arm seinen Oberkörper, zog ihn zu sich heran, drehte sich um hundertachtzig Grad nach links, ging leicht in die Knie und schleuderte
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