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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes
Autoren: Cynthia Felice
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soviel, das sie teilen können, und außerdem sind sie großzügig – sogar Adriana.“
    Teons Augen verdüsterten sich bei der Erwähnung von Adrianas Namen, doch er nickte zögernd. Ich trat an die Tür und schaute mit ihm hinaus. Das andere Ende der Lichtung war in helles Licht getaucht, als würde dort das Gottesfeuer leuchten. „Sie können im Dunkeln nicht sehen“, sagte ich und lächelte, denn diese Schwäche wirkte nun nur noch nebensächlich.
    „Zu denken, daß ich so bin wie sie!“ Teons Augen verhärteten sich, und ich glaubte, er dachte an all die Erniedrigungen, die er als Sklave hatte hinnehmen müssen. Schuldbewußt wandte ich mich ab. Er versuchte nicht, mich zu trösten oder mein Gewissen zu erleichtern.
    Schließlich verließ er die Tür, setzte sich auf einen Diwan und lehnte sich zurück. Kurz darauf fielen ihm die Augen zu, und er war eingeschlafen und ließ mich mit meinen Gedanken allein. Ich lauschte dem Mahlen und Dröhnen der Maschinen. Selbst gedämpft durch die Entfernung und durch die Wände von Sergis Hütte waren es laute Geräusche, die auf unerhörte Energien schließen ließen. Und in dem gemütlichen Raum gab es leise Geräusche, die aus dem Heizsystem drangen und von den Kommunikationsinstrumenten herkamen. Ich lauschte und benannte ihre Quellen und überdachte noch einmal die Bedeutung von Worten, die ich zu kennen glaubte. Später ging ich zur Holomat-Konsole und wählte die Koordinaten der planetarischen Karten, kopierte davon soviel, wie ich verstehen konnte; dann steckte ich diese neue Karte zu jener, welche die Tasche meines Mantels ausbeulte, seit ich die Tafellandstadt verlassen hatte.
    Der größte Teil der Nacht verstrich damit, daß ich mich wieder in der Sklavensprache übte und in Überlegungen zu den Sklaven und den Fähigkeiten vertiefte, die mein Volk in ihnen unterdrückt hatte. Klarheit, vergib mir! Ich dachte, es sei weise gewesen, ihre Intelligenz zu erkennen, und daß ich besonders edel war, indem ich an sie glaubte. Dabei hatte ich sie so sehr unterschätzt, daß ich mir bereits zum zweitenmal in meinem Leben vorkam wie eine Närrin. Kurz vor der Morgendämmerung rollte ich mich auf dem Boden zusammen und machte ein kleines Nickerchen.
     
30
     
    Die hellen Strahlen des Gottesfeuers schienen durch das Fenster und weckten mich. Teon war bereits aufgestanden und ließ das Wasser im Baderaum so kräftig laufen, daß es planschte und schäumte.
    „Ich habe deinen Mantel durchgespült“, verkündete er, als er zurückkam.
    Auch er sah erfrischt aus. Der Honigduft erfüllte den Raum. Er hatte sich wieder aus Sergis Schrank Kleidung ausgesucht, deren dunkler Farbton sein helles Haar wie Sonnenschein erstrahlen ließ. Er trug seine eigenen Stiefel, welche gereinigt worden waren, so gut das rauhe Leder es erlaubte. Ich kratzte an einem Pelzknoten unter dem Arm herum und wurde mir dabei schmerzlich bewußt, daß meine eigenen Sachen immer noch schmutzig waren.
    Wenigstens sah der Mantel jetzt etwas besser aus, allerdings war er noch naß. Teon hängte ihn zum Trocknen auf und holte dann eine Bürste. „Nimm sie“, forderte er mich auf. „Ich mach’ sie sauber, wenn du fertig bist. Sergi wird es nie erfahren.“ Für einen Moment ruhte seine Hand in meiner. Dann wandte er sich ab und ließ mich mit der Bürste in der Hand stehen.
    Ich seufzte. Mein Pelz war zugegebenermaßen nach der Wanderung und dem Regen verfilzt, und obwohl ich normalerweise niemals die Bürste eines Fremden ohne dessen Erlaubnis benutzte, machte ich diesmal eine Ausnahme. Die Knoten unter meinen Armen und zwischen meinen Fingern taten richtig weh. Ich benutzte die Bürste schnell und gründlich und gab sie dann Teon zurück, der sie mit duftender Seife und Wasser reinigte. Er war damit kaum fertig, als Sergi an die Tür klopfte. Wir kicherten ausgelassen, als wir öffneten, froh, die Bürste heimlich benutzt zu haben und dabei nicht erwischt worden zu sein.
    „Ihr habt sicher Hunger“, sagte Sergi. Er ließ die Tür für Adriana, Hanalore und Joan offen, die ihm im Abstand von etwa zwanzig Schritten folgten. Die Morgenbrise war frisch und nicht zu kalt.
    „Ich wollte eigentlich in den Wald gehen und mir etwas zu essen suchen“, informierte ich ihn, als ich an den schrecklichen Geschmack ihrer Speisen dachte.
    „Hat dir die Mahlzeit nicht geschmeckt?“ erkundigte Sergi sich besorgt.
    Adriana trat rechtzeitig genug ein, um seine Frage noch hören zu können. „Hat denn hier niemand
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