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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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eigentlich für einen Blödsinn! Du und nachdenken ... ein Widerspruch in sich. Aber tu mir den Gefallen ... versuche es wenigstens.«
    »Oma. Eben wollte ich dir eine Rückenmassage anbieten.« Naomi beugte sich vor und sah ihrer Großmutter ins Gesicht. »Aber jetzt?«
    »Seit wann hörst du mir überhaupt zu?« Leandra drehte sich auf den Bauch. »Und jetzt massiere bitte meine alten Knochen, damit ich auch wirklich in einer Woche nachkommen kann!«

Drei
    Naomi entdeckte Romina und Iker in der Wartehalle, schüttelte ungläubig den Kopf und lächelte. Was Naomi ein Lächeln entlockte, war nicht die Wiedersehensfreude, sondern Rominas Aufmachung. Ihre Urgroßmutter hatte sich das Haar unter eine bunte Rastastrickmütze gesteckt und eilte Naomi in unförmigen Jeanshosen entgegen.
    Grinsend sah ihr Iker nach.
    Romina küsste Naomi auf die Wangen, bevor sie nach Kai griff, der zu greinen begann.
    Roman schob den Gepäckwagen durch die automatische Tür und winkte Iker zu, der noch an der gleichen Stelle stand, wo Naomi beide entdeckt hatte. Iker ging zu ihm hinüber und begrüßte ihn mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen.
    »Warum denn die Maskerade?«, fragte Naomi.
    Romina beugte sich zu Naomi. »Thursfield treibt sich vielleicht in Barcelona herum. Gesehen habe ich ihn zwar nicht, aber man kann nicht vorsichtig genug sein.« Sie knuddelte Kai, der zunehmend weinerlicher wurde.
    »Gib ihn mir.« Naomi streckte die Hände aus. »Er ist müde und die Landung hat ihn geängstigt. Besser, er lernt dich nach seinem Mittagsschlaf kennen. Dann ist er ausgeschlafen und entspannt.«
    Romina schob ihre Unterlippe nach vorn. »Ich habe mich so auf den Kleinen gefreut.«
    »Er läuft dir ja nicht davon.« Naomi grinste. »Noch nicht.«
    Doch Naomi verstand Romina sehr wohl. An den meisten Vollmonden war Romina entweder nach Deutschland gereist, um mir ihr zu trainieren, oder nach San Antonio, Texas, geflogen, um die neuen Familienmitglieder einzuweisen. Tagsüber hatte es nur während der Spaziergänge kurze Momente gegeben, wo sie ihren Ururenkel hatte sehen können. Ob es wirklich nur die natürliche Neugierde auf den Familiennachwuchs gewesen war, oder ob sie versucht hatte, etwas Ungewöhnliches an ihm zu entdecken, vermochte Naomi nicht einzuschätzen.
    Obwohl Kai wieder in ihren Armen lag, begann er lauthals zu schreien. »Können wir los? Er gehört ins Bett. Mit etwas Glück schläft er während der Autofahrt ein.«
    Iker, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat auf sie zu und begrüßte Naomi herzlich mit einem Kuss auf die Wange. Er legte den Kopf schief, blickte Kai aufmerksam an und strich ihm über das vom Weinen gerötete Gesicht.
    Plötzlich verstummte Kai. Der Tränenstrom versiegte. Sogar ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesichtchen.
    »Wie zum Henker hast du das geschafft?«, fragte Romina mit gerunzelter Stirn.
    Iker zwinkerte Naomi zu. »Zufall. Nichts weiter.«
    Naomis Großonkel wusste offensichtlich ganz genau, wie er Kai beruhigt hatte. Sie würde ihn später danach fragen. Diesen Trick musste sie lernen.
     
    *
     
    Als der Wagen durch das Einfahrtstor über das Kiesbett rollte, betrachtete Naomi das Anwesen mit anderen Augen. Ab diesem Tag wäre es ihr neues Zuhause. In diesem atemberaubenden Gebäude sollten sie tatsächlich wohnen. Die bunten Fresken der Fassade musste sie sich unbedingt genauer ansehen. Bisher kannte sie in dem Haus nur das Erdgeschoss, und auch dort hatte sie nicht alle Räume betreten. Sie wusste nur, dass wenn sie in der Eingangshalle stand, links die Küche und das Esszimmer und rechts das Wohnzimmer und die Bibliothek lagen. Inmitten der Eingangslobby führten Treppenstufen in die oberen Etagen.
    Im ersten Stockwerk hatte sie bisher nur das Schlafzimmer von Dorothea betreten, das jetzt ihres werden sollte. Darin hatte sie gelegen, als Roman ihre Verletzungen behandelt hatte. Sonst hatte man ihr nur den ehemaligen Bunker gezeigt, wo Romina die Einsatzzentrale mit den Dokumenten und den Stammbäumen verborgen hielt. Den Zugang verschloss ein Bücherregal, welches an die Bibliothek grenzte.
    Weder war sie in den Garten spaziert, noch hatte sie durch die Fenster einen Blick nach draußen geworfen. Das alles wollte sie nun nachholen. Für Kai wäre es das Paradies. Bald würde er laufen und dann hätte er einen ganzen Spielplatz für sich. Das Grundstück war durch einen hohen Zaun vor neugierigen Blicken geschützt, und Kai könnte sich frei auf dem
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