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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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ist.« Sie fixierte Romina, die immer noch dieses Lächeln im Gesicht trug. »Du siehst verändert aus.«
    Rominas Lächeln wurde breiter. »Ich sehe nicht nur so aus. Dort zu bleiben war die beste Entscheidung meines Lebens. Dieser Ort ist magisch. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich mit mir dermaßen im Einklang. Schon in der ersten Nacht überkam mich eine innere Ruhe, die weit über die Verwandlung an den gewohnten Lichtungen hinausging. Es ist, als würde ich plötzlich alles verstehen, obwohl ich keine Erklärungen erhalten habe. Die beiden Nächte dort haben mich befreit.«
    »Wovon? Wie meinst du das?«, fragte Naomi nach.
    »Von allem. Ein tiefer Frieden erfüllt mich und ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Vielleicht so: du fühlst dich federleicht, als hättest du einen Joint geraucht, nur dass dein Kopf ganz klar ist.« Romina sah von Naomi zu Iker.
    »Das Gefühl kenne ich nicht«, sagte Naomi.
    Leandra riss die Augen auf. »Du hast tatsächlich noch nie einen Joint geraucht?«
    »Du etwa?«
    »Natürlich! Auch wenn mir davon schlecht wurde, fühlte sich mein Körper ganz leicht an. Allerdings nur, solange ich nicht versucht habe, mich zu bewegen. Denn das fiel mir unendlich schwer.« Leandra blinzelte amüsiert. »Nun bist du entsetzt.«
    »Nein, nur überrascht.«
    Roman reichte ihr den Brötchenkorb. »Du hast nichts verpasst.«
    Naomi schnitt sich das Brötchen auf, belegte es mit Käse und biss hinein. Nachdenklich kaute sie, bevor sie den Bissen hinunterschluckte und mit einem Schluck Kaffee nachspülte. »Nachdem du es nicht beschreiben kannst, würde ich es gerne selbst erleben.«
    »Das sollst du. Ich sagte dir ja schon, dass es mir nichts mehr ausmacht, sollte es im Dezember tatsächlich vorbei sein. Seit jenen Nächten spielt es wirklich keine Rolle mehr. Ich bin bereit für alles, was kommen mag. Sollte ich also sterben, dann ist es eben so. Ich habe mein Leben gelebt und nun meinen Frieden gemacht. Unsere Feinde sind besiegt und die Gefahr ist vorüber.« Romina legte eine Pause ein. »Außerdem bleiben mir noch einige Monate, um meine restliche Zeit mit meiner wiedergewonnenen Familie zu genießen.«
    Leandra nagte auf ihrer Unterlippe. »Ich mag das zwar nicht hören, aber ich verstehe dich. Nopaltzin hat ebenfalls bemerkt, wie Rominas Wesen sich in diesen Nächten verändert hat. Dass sie zufriedener und glücklicher wirkt. Daraufhin hat er Brenda angerufen und sie gebeten, beim nächsten Vollmond mit Jason und Katie zu kommen.«
    Naomi nickte gemächlich. Wenn es die quirlige Romina beruhigen konnte, weshalb nicht auch Katie. Vielleicht käme sie mit ihrem Wesen dann besser zurecht. Es war eine großartige Idee. Naomi dachte darüber nach, wie es sein würde, wenn sie alle gleichzeitig dort wären. Es musste herrlich sein, zwischen den alten Tempeln umherzustreifen und die Stärke dieser Erde in sich aufzunehmen. »Wir sollten alle hinfahren.«
    Romina klatschte vor Begeisterung in die Hände, Iker schwieg, während Leandra und Roman nicht zu deutende Blicke austauschten. »Warum nicht?«, fragte Naomi.
    »Ich wollte sowieso noch mal dorthin! Warum nicht schon nächsten Monat?« Romina biss zufrieden in ein Croissant und stieß Iker an der Schulter an. »Es wird Zeit, dass du dich nach draußen begibst. Du kannst dich nicht ewig hier einsperren.«
    Naomis Gedanken schweiften in die Ferne. Sie würde weitere Mitglieder ihrer Familie kennenlernen, und sie würden sich dort, wo alles vor so langer Zeit begonnen hatte, verwandeln und ihren inneren Frieden finden. Aus ihrem Gedächtnis rief sie die Bilder von Tenochtitlán ab. Sie glaubte, sogar die Gerüche wahrzunehmen. Das Bild der jungen Aztektenfrau manifestierte sich. Ihr Entschluss stand fest. Bei dieser Gelegenheit wollte sie mehr über Malintzins Schicksal herausfinden.
    Es spielte keine Rolle mehr, ob der Fluch im Dezember von ihr genommen würde, oder nicht. Kai war frei. Nach ihrer Ausbildung konnte sie mit Roman weitere Kinder haben, ohne befürchten zu müssen, ihnen eine schwere Last aufzubürden. Ihre Sorge hatte Romina gegolten, doch die hatte ihren Frieden gefunden. Was die Zukunft auch bringen mochte, sie war bereit.
    »Und wisst ihr, wem wir das alles zu verdanken haben?«, fragte Naomi. Verwirrte Gesichter sahen sie an.
    »Dorothea. Hätte sie nicht die alte Hutschachtel unter dem Bett aufbewahrt, wäre es uns niemals möglich gewesen, die fehlenden Punkte in unserer Vergangenheit zu entdecken. Schade nur,
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