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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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aufsteigende Hitze nahm noch nie gespürte Heftigkeit an, was ihre innere Unruhe noch steigerte. Es war, als verwandle sie sich zum ersten Mal. Alles in ihr drängte danach, das Grundstück zu verlassen und in den Wald zu gehen. Doch der Wald lag weit vor der Stadt, und sie musste diese Verwandlung hier, fern einer sicheren Waldlichtung, durchstehen. Wie Iker das all die Jahre ausgehalten hatte, blieb Naomi ein Rätsel. Selbst wenn er behauptete, es würde mir der Zeit leichter, war eine Verwandlung abseits der Lichtung beinahe schmerzhaft. Nicht nur die Hitze, das Aufgewühltsein, oder das Gefühl, als würde jeden Moment etwas Schreckliches über sie hereinbrechen, setzten ihr zu, auch ihr Herz pumpte ihr Blut doppelt so schnell durch die Venen, dass es in ihren Ohren rauschte.
    Sie legte ihre Kleidung ab und ging nackt zwischen den Bäumen im Garten auf und ab. »Das halte ich nicht aus. Wenn es nicht bald so weit ist, garantiere ich nicht dafür, dass ich nicht doch auf die Straße hinauslaufe.«
    Iker hielt sie am Arm fest. »Setz dich hin. Versuche dich zu beruhigen. Es dauert nicht mehr lange. Ich spüre es.«
    Als er Naomi unter einer Aleppokiefer zu Boden drückte, ließ sie ihn gewähren, wenn auch alles in ihr danach drängte, sich zu bewegen. Unvermittelt verlor sie das Bewusstsein.
    Iker lag direkt neben ihr, als sie zu sich kam. »Bleib liegen. Du musst dich erst orientieren. Und halte dich um Himmels willen von den Rasenflächen fern. Das Grundstück ist zwar so gut wie uneinsehbar, aber wir können nichts riskieren.«
    Erst jetzt realisierte Naomi, dass sie sich im eigenen Garten befand. Doch die Erde unter ihr fühlte sich nicht vertraut und sicher an. Naomi fühlte sich unsicher und verwirrt. Nichts strahlte den Frieden aus, den sie von den Lichtungen her kannte. Sie kam sich in ihrem Körper eingesperrt vor. Die Leichtigkeit fehlte. »Fühlst du dich auch fremd in deinem eigenen Körper?«
    »Nicht mehr. Inzwischen gehe ich ungern auf die Lichtung. Am Anfang hat es mir gefehlt, heute ist eher das Gegenteil der Fall. Ich bin lieber hier, für mich. In diesen Nächten denke ich über alles nach, was mich beschäftigt. Es ist wie ein monatlicher Kurztrip, den ich mir gönne, um meine Gedanken zu sortieren.« Iker blieb ruhig liegen und legte den Kopf auf seine Vorderpfoten. »Leg dich zu mir, schließe deine Augen und versuch es selbst. Du solltest wegen deiner Wunden nicht herumlaufen.«
    Naomi zwang sich, ruhig liegen zu bleiben. Die Minuten wurden zu Stunden, bis sie es nicht mehr aushielt, aufstand und zwischen den Sträuchern auf und ab ging. Wenig später langweilte sie auch das.
    In dieser Nacht lernte sie, die Nächte auf den Lichtungen zu schätzen. Es gab Schlimmeres, als sich in einen Panther zu verwandeln. Wenn sie jede Vollmondnacht eingesperrt verbringen müsste, würde sie ihren Verstand verlieren. Nun konnte sie nachvollziehen, warum Romina nur bei Iker blieb, wenn sie verletzt war. Es war schwer auszuhalten.
    Sie beobachtete Iker. Es ging nicht in ihren Kopf, wie Iker unbeweglich mit geschlossenen Augen unter der Kiefer liegen und ruhig dabei wirken konnte.
    »Naomi, leg dich hin. Konzentriere dich auf dein Inneres. Es wird dir helfen, die Nacht schneller hinter dich zu bringen.« Iker sagte dies, ohne auch nur aufzusehen.
    Aufgrund Ikers Erfahrung, und der Tatsache, wie entspannt er unter der Kiefer lag, versuchte Naomi, seinen Ratschlag zu beherzigen. Sie legte sich neben ihn. Doch anstatt sich zu entspannen, kreisten ihre Gedanken die restliche Nacht um Romina. Wie sehr beneidete sie ihre Urgroßmutter darum, die Nacht auf der heiligen Stätte in Mexiko verbringen zu können, die ihr schon in menschlicher Gestalt eine unbeschreibliche Kraft verliehen hatte.
    Erleichtert bemerkte Naomi, wie die Morgendämmerung heraufzog. Diese endlos scheinende Nacht hätte sie endlich bald hinter sich gebracht. Sie kauerte sich zusammen und hoffte, die restliche Zeit möge rasch vorübergehen. Bald hüllte sie die erlösende Dunkelheit ein.
    Iker stand bereits im Bademantel vor ihr. Sie schlüpfte in ihren, schnürte den Gürtel zu und sah Iker an. »Dann ist jetzt wohl Sammy dran.«
    »Zuerst lege ich dir wieder die Klammerpflaster an, erst dann ist Sammy dran. Nach der Menge Schlafmittel wird er noch einige Stunden schlafen.« Iker wandte sich ab. »Lass uns ins Haus gehen.«
    In Ikers Zimmer saß Roman. Kai schlief auf dem Sofa. »Und, wie war´s?«
    Naomi lehnte sich an seine Brust. »Mit
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