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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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einem Wort: fürchterlich.«
    »Hat er sich schon bewegt?«, fragte Iker.
    Roman schüttelte den Kopf. »Soll ich euch Frühstück machen?«
    »Ich habe keinen Appetit. Aber eine Tasse Kaffee wäre perfekt.« Nach einem Kuss drehte sich Naomi um und ging nach oben.
    Iker folgte ihr.
    Als sie nach zehn Minuten die Treppe hinunterging, schwebte Kaffeeduft in der Luft. Naomi ging in die Küche, schenkte sich und Iker eine Tasse ein und pustete in ihre hinein.
    Während sie an der Tasse nippte, konzentrierte sie sich auf ihre Gefühle, die sie in diesen Kuss legen musste, damit Sammy auch tatsächlich die Erinnerung an sie verlor. Sie trank noch einen großen Schluck, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und ging in Ikers Schlafzimmer, wo Sammy immer noch gefesselt auf dem Bett lag. Sein Brustkorb hob und senkte sich in gleichmäßigen Zügen. Er schien noch tief zu schlafen.
    Iker war in der Küche zurückgeblieben.
    »Würdest du bitte hinausgehen? Und nimm Kai mit, ja?«, bat sie Roman.
    Ohne etwas zu sagen, holte er Kai vom Sofa und ging in die Küche.
    Naomi blieb noch einen Moment im Türrahmen stehen, bevor sie tief durchatmete, auf Sammy zuging, ihn mit geschlossenen Augen auf den Mund küsste und intensiv dachte: Du wirst dich an nichts erinnern, was mit mir, meiner Familie und der Verwandlung zu tun hat. Und du wirst uns nicht erkennen . Es war ein langer Kuss. Vier Mal wiederholte sie diese Worte im Geiste. Sie wollte sichergehen, dass ihre Gedanken während des Kusses intensiv und eindringlich in sein Bewusstsein gelangten.
    Als sich ihre Lippen trennten, trat sie einen Schritt zurück und betrachtete Sammy. Für einen kurzen Moment glaubte sie, er habe sich bewegt. Leise schlich sie aus dem Zimmer in die Küche.
    »Iker. Binde ihn los. Sammy darf nicht gefesselt aufwachen. Er wird bald zu sich kommen.« Sie goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein, lehnte sich an die Küchentheke und sah Iker hinterher.
    »Glaubst du, es hat funktioniert?«, fragte Roman.
    Naomi zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe es.«
    Schweigend warteten sie in der Küche. Roman ließ sie kaum aus den Augen. Sie spürte, wie er jede ihrer Bewegungen beobachtete. Naomi ging zu Roman und nahm ihm Kai ab. Kais Gewicht ließen ihre geklammerten Rückenverletzungen schmerzen. Trotzdem genoss sie den Körperkontakt. Beinahe hätte sie ihn verloren. Die Anspannung der letzten Stunden fiel von ihr ab. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Roman stand vom Küchenstuhl auf, zog sie an sich und strich ihr übers Haar. Still lehnten sie sich aneinander. Es waren keine Worte notwendig, um zu wissen, was im anderen vorging.
    »Er bewegt sich«, sagte Iker.
    Roman zog Kai an sich. »Bleib du hier. Ich möchte Kai nicht alleine im ersten Stock lassen. Sobald du weißt, dass alles in Ordnung ist, kommst du nach.« Nach einem innigen Kuss eilte Roman die Treppenstufen nach oben. Auf der Treppe wandte er sich nochmals um. »Bei mir hat es funktioniert, also ...«
    Naomi nickte unsicher. Auch wenn der Kuss Romans Gedächtnis auszulöschen vermocht hatte, bedeutete das nicht, dass es bei Sammy zwangsläufig auch funktionieren musste. Aber sie hoffte es, zumal sie nicht wusste, was sonst mit Sammy geschehen sollte.
    »Ich warte neben seinem Bett. Bleib hier stehen. Durch die offenstehende Tür wirst du seine Reaktion hören. Sollte ich deine Hilfe brauchen, rufe ich dich.« Iker wandte sich ab und ließ sie im Gang zurück.
    Naomi setzte sich auf die erste Treppenstufe und lauschte, wie Iker Sammy auf Englisch ansprach und versuchte, ihn aufzuwecken.
    »Na, das wurde auch Zeit«, sagte Iker.
    »Was ist passiert?«, hörte sie leise Sammys Stimme.
    Naomi hörte die Bettdecke rascheln. Offenbar hatte sich Sammy aufgesetzt.
    »Sag du es mir«, forderte Iker ihn auf.
    Eine Weile sprach niemand.
    »Verdammt. Ich habe keine Ahnung!«
    »Wie heißt du?«, fragte Iker. »Kannst du mir das sagen? Und was machst du in Barcelona?«
    »In Barcelona?«, rief Sammy.
    Vermutlich nickte Iker, denn Naomi hörte ihn nichts sagen.
    »Ich habe keinen Schimmer.«
    Wie gerne hätte Naomi Sammys Gesichtsausdruck gesehen, um einschätzen zu können, ob er ernsthaft nichts wusste, oder ob er nicht nur ein cleveres Spiel spielte.
    »Wie komme ich hierher?«, wollte Sammy wissen.
    »Ich holte mir die Morgenzeitung, und am Briefkasten bist du mir direkt vor die Füße gefallen. Erst wollte ich einen Arzt rufen, aber dein Puls ging normal und auch sonst scheint dir außer den
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