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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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versorgen.«
    Roman sah seine Schulter an. »Nachdem ich sie bewegen kann und die Wunde zu bluten aufgehört hat, wird die schon wieder.«
    »Trotzdem. Iker ist okay, wie ich gesehen habe. Außer, dass ihm wohl sein nackter Hintern etwas peinlich war, als er eben vorbei geflitzt ist, scheint ihm nichts passiert zu sein. Wo habt ihr Verbandszeug und Desinfektionsmittel?«
    »Oben, im Badezimmer«, antwortete Naomi.
    »Dann kommt mal mit.«
    Iker betrat die Küche und nahm Naomi den kreischenden Kai ab. Doch anstatt sich wie gewöhnlich sofort zu beruhigen, kreischte er lautstark weiter. »Was ist denn mit Kai los?«, fragte Iker und zog die Augenbrauen hoch. »Und warum sitzt in meiner Küche ein gefesselter Mann?«
    »Das ist Sammy.« Naomi betrachtete Iker und Kai. Ihr Baby schrie sich die Lunge aus dem Leib.
    Sie wagte es kaum, den Gedanken zu Ende zu denken. Doch nachdem Kai nicht aufhörte zu brüllen, lächelte sie plötzlich. Das unsichtbare Band, das Kai und Iker verbunden hatte, schien durchtrennt zu sein. Naomi war plötzlich überzeugt davon, dass sich Kai niemals verwandeln würde. Die Götter hatten nicht nur Sammy vom Fluch befreit. Auch ihr Sohn Kai schien erlöst zu sein.
    »Den Rest erzähle ich euch oben.« Naomi lächelte trotz ihrer Schmerzen und verließ, begleitet von Kais Geschrei, die Küche.
     
    Iker betupfte Naomis Rücken mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Wattebausch.
    Romans Stichwunde schien nicht tief zu sein. Karsten reinigte sie, bevor Iker ihm Klammerpflaster anlegte und die Schulter anschließend verband.
    »Das müsste halten. Aber sollte das nicht besser ein Arzt versorgen?«, fragte Karsten.
    »Er kann damit nicht ins Krankenhaus. Was denkst du, was die alles von ihm wissen wollen? Die Verletzung ist nicht so schwer, als dass wir es riskieren sollten.«
    Roman nickte bestätigend und setzte sich zu Naomi auf die Bettkante. »Wie geht es dir?«
    »Die Schmerztabletten helfen langsam. Wie tief sind die Kratzer eigentlich?«, fragte Naomi.
    »Du hast fünf tiefe Schnitte im Rücken. Hätte Sammy dich voll erwischt, hätte er dir vermutlich sogar die Rippen gebrochen. Es wird einige Zeit dauern, bis die Wunden ganz verheilt sind. An den tiefen Stellen bringe ich die Klammerpflaster an, damit die Wundränder zusammenbleiben. Morgen muss ich das Ganze wiederholen. Sie werden bei der Verwandlung abplatzen.«
    »Du hast das schon öfter gemacht, oder?«, meinte Roman.
    Iker bejahte und sah zu Roman. »Romina kam früher oft verletzt nach Hause. Ich habe also eine gewisse Übung darin. Und sobald ich Naomi fertig verarztet habe, sehe ich mir deine Stirn an. Die Platzwunde sollte geklammert werden.«
    Nachdem Iker die Wunden versorgt hatte, seufzte er. »Jetzt will ich aber endlich wissen, was geschehen ist. Und Naomi, lass bitte nichts aus.«
    Naomi blieb auf dem Bauch liegen, stützte sich auf die Ellbogen und begann zu erzählen. Erst berichtete sie, was sie zusammen mit Karsten in den Archiven von Sevilla entdeckt hatte. Dann erzählte sie von Mexiko und was sie durch den Aztekenhäuptling Nopaltzin in Erfahrung bringen konnte.
    Als sie die Zeremonie beschrieb, und wie sich die damaligen Bilder vor ihrem inneren Auge manifestiert hatten, saßen Iker, Roman und Karsten mit offenem Mund vor ihr auf dem Fußboden und starrten sie an, als sei sie verrückt geworden.
    Karstens Augen leuchteten. »Wow, die Beschreibung der Stadt könnte ich für meine Semesterarbeit hernehmen«, meinte er pragmatisch.
    »Und du hast sogar verstanden, was dort gesprochen wurde?«, fragte Roman. »Das ist unglaublich!«
    Iker nickte zustimmend.
    Naomi gähnte verstohlen, als sie mit ihrer Erklärung endete, dass der Fluch mit dem Ende der fünften Sonne vorbei sein könnte. »Außerdem bin ich überzeugt, dass Kai sich nicht verwandeln wird. Die Götter müssen meinen Nachfahren vergeben haben, als ich Sammy verziehen habe. Ich habe lange gebraucht, um mir darüber klar zu werden, ob ich Sammy tatsächlich verzeihen könnte, oder ob es nicht doch besser wäre, ihn zu töten.« Naomi legte eine kleine Pause ein. »Aber nachdem ich Sammy besiegt hatte, waren mein Hass und meine Angst einfach verschwunden. Ich fühlte mich nur traurig, weil wieder zwei Menschen wegen Sammys Irrsinn ums Leben gekommen waren. Wenn ich daran denke, wie Pilar ihr Leben aufs Spiel setzte, um Roman zu beschützen, beweist das deutlich, dass sie unter Sammys Einfluss stand. Das musste endlich aufhören. Hass erzeugt weiteren
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