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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
Autoren: J.J. Bidell
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anschließend achtlos unter dem Bett zu verstauen? In ihrem Magen kribbelte es, als sie den Deckel anhob. Er klemmte und ließ sich nur langsam hochziehen.
    Naomis Nackenhaare stellten sich auf, als würde sie etwas Verbotenes tun; etwas entdecken, was nicht für ihre Augen bestimmt war. Sie überlegte kurz, ob sie Romina dazurufen sollte.
    Doch der Deckel löste sich von der Schachtel, was sie Romina vergessen ließ.
    Papiere, Fotos und Zeichnungen lagen darin. Zögernd entnahm sie ein Foto. Dorothea war darauf zu sehen. Hinter ihr ragte der Eiffelturm in den Himmel. Auf der Rückseite stand Paris 1972.
    »Warum sitzt du denn auf dem Boden? Die Fliesen müssen eiskalt sein.«
    Naomi erschrak, fuhr in die Höhe und schlug gleichzeitig den Deckel zu, der nun schief auf der Schachtel lag. »Mensch, musst du dich so anschleichen?«
    »Was heißt hier anschleichen? Ich habe dich drei Mal gerufen, und als ich nichts hörte, dachte ich, du schläfst einfach und lässt mich alleine schuften.« Er beugte sich zu ihr. »Was hast du da?«
    »Nur ein Paket mit alten Fotos und Zeitungsausschnitten.« Sie reichte ihm die Aufnahme. »Das Bild ist vierzig Jahre alt und Dorothea hat sich bis zu ihrem Tod überhaupt nicht verändert, oder?«
    Roman setzte sich aufs Bett und betrachtete die Fotografie. »Du vergisst etwas, Schatz. Ich habe Dorothea nie kennengelernt.« Er hielt die Aufnahme dicht vor seine Augen. »Sie muss eine gut aussehende Frau gewesen sein, auch wenn das Tuch die Hälfte ihres Gesichts verdeckt.«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass eine ihrer Gesichtshälften durch eine Brandnarbe entstellt war und sie sich deswegen geschämt hatte. Sie war es leid, immer von den Leuten angestarrt zu werden. Nur im Haus lief Dorothea ohne Tuch herum.« Naomi schob die Kiste in eine Ecke. Sie wollte sich den restlichen Inhalt später in Ruhe ansehen.
    Roman zog sie auf die Beine. »Komm, ich warte auf Anweisungen, wie du die Möbel angeordnet haben willst. Mir würden eigentlich der Tisch und zwei der Fernsehsessel genügen.«
    »Und du willst tatsächlich Dozent sein? Kein Schreibtisch? Kein Bücherregal?« Naomi schüttelte den Kopf und ging voraus ins Wohnzimmer.
    Nach einer halben Stunde hatten sie die Möbelstücke zurechtgerückt. Als nicht mehr alles kreuz und quer in der Zimmermitte herumstand, wirkte der Raum, mit den an die Wand geschobenen Kommoden, dem antiken Schreibtisch und der Schrankwand sehr gemütlich. Zwei Ohrensessel und den niedrigen Holztisch hatten sie vor den offenen Kamin gerückt. Drei weitere Sessel wurden ausgemustert. Nur mit dem Sofa wussten sie nicht so recht was anzufangen. Es nahm einen Großteil des Raumes ein. Aber ohne ein bequemes Fernsehsofa wollten sie beide nicht sein; und dieses Sofa war bequem, wie Naomi feststellte, als sie sich in die Polster fallen ließ, die Beine auf den Tisch legte und die Augen schloss.
    Die Pause währte nicht lange. Zwei Minuten später begann Kai zu weinen. Naomi stand auf und holte ihn aus der Wiege.
    »Dann wollen wir dir mal ein Fläschchen aufwärmen.« Sie schnupperte an seinem Hintern. »Aber erst gibt es eine frische Windel, du kleiner Stinker.«
    Wenig später gingen sie gemeinsam ins Erdgeschoss. Bereits auf der Treppe stieg Naomi ein verlockender Essensgeruch mit feinem Knoblauch in die Nase und ihr Magen knurrte laut. Nicht nur Kai wollte etwas zu essen.
    Naomi hatte den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen. Am Morgen war sie wegen der Reise zu nervös gewesen, um etwas zu frühstücken. Später im Flugzeug hatte sie sich um Kai gekümmert, und seitdem sie im Haus angekommen waren, hatte sie keinen Appetit verspürt. Alles war viel zu neu und zu aufregend gewesen, um ans Essen zu denken.
    Iker linste aus der Küche. »Da seid ihr ja. Ich wollte gerade Pilar hochschicken, um euch zu holen. In fünf Minuten geht´s los. Setzt euch doch schon ins Esszimmer.«
    »Erst muss jemand anders versorgt werden. Roman, kümmerst du dich bitte ums Fläschchen?« Naomi setzte sich an den Küchentisch. »Ich habe die Hände voll.« Sie grinste ihn an. Normalerweise handelte es sich bei dieser Aussage immer um Romans Vorwand, um mit Kai spielen zu können, während sie die Essensvorbereitung übernahm.
    »Dieses Mal hast du mich ausgetrickst.« Er ging zum Kühlschrank, holte die Babymilch heraus und stellte sie in einen Topf mit Wasser, um sie zu erwärmen. »Gleich morgen besorgen wir einen Hochstuhl. Dann gibt es keine billigen Ausreden mehr.«
    Romina betrat
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