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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml
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Fingern auf den Tisch und beugt sich vor.
    »Was ist mit dem AMERCO-Gebäude?«, fragt er schroff. »Fast sechzig Menschen sind dort umgekommen, Volk. Sechzig! Und viel mehr wurden verstümmelt.«
    »Tschetschenische Terroristen.«
    Er lehnt sich zurück und seufzt. Er spannt alle Muskeln in seinem Gesicht an, hebt erst die Augenbrauen und reißt dann den Mund auf, so weit es geht. Als er mich wieder anschaut, setzt er erst an, etwas zu sagen, doch dann formt sein Mund das Wort, ohne es auszusprechen: Rjasan.
    Ich schiebe den Teller weg, stehe auf und lasse meine Serviette auf den Tisch fallen. Befühle abwesend eine meiner Narben am Hals, die, die Charlie aufgerissen hat und die nur langsam heilt. Ich erinnere mich daran, wie ich vor ein paar Tagen in seinem Büro dachte, dass ich Barokov von Anfang an mochte, noch bevor ich auf den Stahlträger im brüllenden Ofen des AMERCO-Gebäudes gekrochen bin.
    »Manchmal gibt es Ihre Art von Gerechtigkeit bei uns nicht, Inspektor«, sage ich, und dann muss ich gehen, ohne auf den verletzten Ausdruck in seinen Augen zu reagieren.
    Maxim ruft mich an, als ich in einem schwarzen BMW mit einem Major als Fahrer gerade auf dem Weg zum Stützpunkt bin.
    »Vielleicht ist es Zeit für eine Veränderung für dich«, beginnt er unvermittelt. »Ich finde, wir sollten weiter Zusammenarbeiten.«
    »Was hast du über Lachek herausgefunden?«
    Er lacht tief und dunkel. »Immer dasselbe. Immer geht es um deine Probleme. Okay. Lachek war in Hongkong, aber wir glauben, er hat die Fähre nach Macao genommen. Ich habe Leute dort, die dir helfen können.«
    Es kann sein, dass ich logistische Hilfe brauche, aber umlegen will ich ihn selbst.
    Manchmal scheint Maxim einen sechsten Sinn zu haben, der ihm sagt, was in meinem Kopf vorgeht. »Du bist ein harter Kerl, Volk«, beschließt er das Telefonat.

57
    Am Rande des Budennowsker Luftwaffenstützpunktes liegt ein Hangar mit mehreren zerbeulten Mi-8-Transporthubschraubern und dem Rumpf eines ausgeschlachteten Su-25-Bodenkampfflugzeugs. In einem Bunker darunter befindet sich eine streng geheime Kommandozentrale.
    Der Raum misst gerade mal fünf mal zehn Schritte, und überall befinden sich Konsolen mit Tastaturen und Tafeln mit Schaltern und Blinklichtern. Drei Arbeitsplätze sind auf der einen Seite eingerichtet, besetzt mit Technikern, die für Datenauswertung, Systemmanagement und Nachrichtenübertragung verantwortlich sind. Sie starren auf hochauflösende Monitore, geben Daten ein und sprechen in Headsets.
    Pilot und Payload Operator haben ihre Arbeitsplätze auf der anderen Seite. Die Pilotin bewegt einen Joystick und schielt auf einen Bildschirm mit videospielartigen Bildern, über die Zahlenreihen laufen; aber das hier ist kein Spiel. Sie lässt eine Drohne, eine Yak-130, in dreitausend Metern Höhe über eine Bergkette fliegen, die auf einem anderen Monitor erscheint und aussieht wie eine weißbraungrüne zerknüllte Decke. Inmitten der massivsten Felsen liegt ein Dorf, das man an der Spitze und der blanken Stahlkuppel seines Minaretts erkennt.
    Der letzte Monitor, für jeden gut sichtbar hoch oben an der Wand angebracht, zeigt dieselbe Szene in computergenerierter Schwarz-Weiß-Grafik. Meine Uhr piept, es ist genau vier, und im selben Moment erscheint ein pulsierender Punkt in der Mitte des Bildschirms und am östlichen Rand des Dorfes.
    Der Punkt stellt den Silikon-GLONASS-Sender dar, der in Charlies aufgeschlitztem Unterarm implantiert war, und dann wieder herausgenommen und Yusup übergeben wurde. Er sendet ein Signal auf einer Frequenz, die ich erst vor weniger als einer Stunde bekannt gegeben habe, da ich bis zuletzt befürchtete, Konstantin könne mir die Entscheidung abnehmen wollen. Der rote Punkt bedeutet, dass Yusup und Valja glauben, Abreg – und den bärtigen Wahhabiten – genau geortet zu haben. Andernfalls hätten sie den Sender bereits zerstört.
    Die Kommandantin der Operationszentrale, eine Generalmajorin, die so viel Make-up trägt, dass ihr Gesicht wie eine Maske aussieht, hat Matthews und mir während der letzten Stunde nervtötende Einzelheiten über die Koordination der Operation erklärt und wie die Signale in einem komplexen elektronischen Tanz vom Sender zum Satelliten, zur Drohne und zur Kommandozentrale hin und her springen. Sie ist stolz auf die Technologie, die unter ihrem Befehl steht. Hypermoderne Computersysteme, integrierte Software, eine PlayStation-artige Bedienung und präzisionsgelenkte Munition sind
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