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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons
Autoren: Stefan Wolf
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kommt für sie
nicht in Frage.“

    Prunks Gesicht nahm einen blasierten
Ausdruck an.
    „Da hast du recht, lieber Karl-Erich.
Es würde nichts nützen, wenn ich Susanne in Hypnose befehle, sich zu töten.
Aber — jaaahhh — ich kann diese Vorstellung umgehen. Das sieht dann so aus: Sie
erhält den hypnotischen Befehl, bei einer bestimmten Gelegenheit im zehnten
Stock eines Hochhauses das Fenster zu öffnen. Sie tut’s. Denn was ist dabei?
Plötzlich - und das gehört zu dem hypnotischen Wahn, den ich ihr einpflanze —
glaubt sie, der Raum hinter ihr stünde in Flammen. Einziger Ausweg ist der
Sprung aus dem Fenster. Und das tut sie. Aber nicht in selbstmörderischer
Absicht. Sondern um sich zu retten. Nur leider läuft es darauf hinaus, daß sie
unten... Klatsch! Aus!“
    „Phantastisch!“ Bonzemanns Gesicht
glänzte. „Das ist es. So machen wir’s.“
    „Ich soll sie also hypnotisieren?“
    „Sie ist deine Patientin. Mit ihren verdammten
Kopfschmerzen geht sie mir ständig auf den Geist.“
    „Gut, dann werde ich — damit sie die
Kopfschmerzen endlich los wird — Hypnose anwenden.“
    „Geht das auf Krankenschein?“ grinste
Bonzemann. „Oder ist Susanne Privatpatientin?“
    „Werd nicht beleidigend!“
    „Das mit dem brennenden Zimmer ist
nicht schlecht. Wir könnten aber auch...“
    Er sprach nicht weiter, weil Prunks
Sprechanlage piepte.
    Der Schwindler im weißen Kittel drückte
auf den Knopf.
    „Frau Bonzemann ist da“, sagte die
Helferin aus der Anmeldung. „Sie möchte, wie verabredet, ihren Gatten abholen.“
    „Ich bin gleich fertig mit der
Untersuchung“, sagte Prunk. „Frau Susanne möchte sich bitte noch einen Moment
gedulden.“
    Er ließ den Knopf los und wandte sich
an Bonzemann.
    „Was haben wir denn untersucht? Ach so,
deine Halsentzündung. Na, die ist schon viel besser.“

5. Begegnungen bei Dr. med. Prunk
     
    Tim hatte die Warteraum-Tür aufgeklinkt
und angelehnt.
    Gaby und er hörten jetzt alles, was
sich im Flur tat und vorn bei der Anmeldung.
    Gaby saß wie auf Kohlen.
    Er merkte das und küßte sie rasch auf
die Wange.
    „Wir haben es angeleiert“, flüsterte
er, „und ziehen es auch durch. Die Älchs sind gewarnt. Bonzemann wird gewarnt.
Dann heißt es abwarten und hoffen.“
    Gaby fröstelte.
    „Ich habe versprochen, Julia die Gitarre
zu zeigen.“
    „Klar. Ich komme mit.“
    „Schaffen wir das noch?“
    „Du meinst wegen meiner Arbeitsstunde?
Ich schwänze. Zur Zeit stehe ich überall recht gut. Mir kann kein Pauker was
vorwerfen. Außerdem kann ich heute abend noch lernen.“
    Draußen öffnete sich die Flurtür.
    Ein neuer Patient trat ein.
    Er grüßte mit metallischer
Bariton-Stimme und verkürzte die Vokale ( Selbstlaute ).
    „Gggutttennn Tttaggg! Bbbinnn
bbbessstttelllttt.“
    So etwa klang das.
    „Ihr Name, bitte!“ sagte die Helferin.
    Er hieß Bernd Kolbe.
    „Ich glaube, den kenne ich“, flüsterte
Gaby. „Der ist verwandt mit der alten Dame, die bei Julia auf der Etage wohnt.“
    Tim nickte.
    „Wenn Sie bitte einen Moment Platz
nehmen“, sagte die Helferin. „Nein, nicht im Warteraum. Im
Kein-Zutritt-Zimmer.“
    Tim linste durch den Türspalt, wobei er
sich nur etwas zur Seite beugen mußte.
    Der Typ mit den Schnarrlauten war
hochgewachsen und nicht älter als 25.
    Trotzdem verloren sich nur noch einige
blonde Büschel auf seinem Schädel — wie kleine Inseln.
    Das rosige Gesicht wurde durch den
Schnurrbart entstellt. Kolbe trug einen totengräber-schwarzen Sommerblouson.

    Die KEIN ZUTRITT-Tür schloß sich.
    Es herrschte wieder Ruhe im Flur.
    Aber dann kam eine Frau.
    Die Stimme klang angenehm, jedoch etwas
traurig.
    „Tag, Frau Bonzemann“, sagte die
Helferin. „Ihr Gatte ist beim Herrn Doktor drin. Ich sage gleich mal Bescheid.“
    Einen Moment später hieß es, Frau
Bonzemann möge warten.
    Doch nicht etwa hier, dachte Tim und
sah Gaby an. Immerhin war das Kein-Zutritt-Zimmer schon besetzt.
    Frau Bonzemann blieb nicht auf dem
Flur. Sie kam herein.
    Sie grüßte sogar, nickte freundlich und
hatte einen Blick übrig für das junge Pärchen.
    Gibt’s doch nicht! dachte Tim. Das ist
seine Frau? Wie kommt das Mistvieh zu einer so netten Person?
    Sie war knapp mittelgroß und grazil wie
eine Tänzerin. Die grauen Augen wirkten verschleiert, als zerliefen zwei
Tränen. Das Kostüm war natürlich allererster, italienischer Chic, die Frisur
teils dunkel, teils ährengelb.
    Frau Bonzemann setzte sich und griff
nach einem Journal.
    „Ich
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