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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons
Autoren: Stefan Wolf
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Hellseherin.“
    „Der Kleinere heißt Frieder Älch, ist
ungefähr 18 — ein Miststück. Aber ein Chorknabe gegen den anderen: Hubert Älch,
der ältere Bruder — so um die 20. Hat schon im Knast gesessen.“
    „Sieh einer an!“ sagte Gaby durch ihre
Rosenblätter-Lippen. „Und mit denen redet Bonzemann.“
    „Rat mal, worüber?“
    „Frag mich doch nicht immer! Nur, weil
du die Antwort schon weißt.“
    Hoffentlich, dachte Tim, gewittert es
bald, damit sich die Atmosphäre entspannt. Wieso bin ich so friedlich? Nein,
ich bin’s eigentlich gar nicht. Die drei dort könnte ich ungespitzt einpflanzen
— bis zum Hals. Nur zu Gaby bin ich eben immer mild.
    „Ich vermute, er erteilt einen Auftrag.
Die beiden kriegen 100 Mark — und zünden dafür bei Wiholds das Haus an.“
    „Machen die so was?“
    „Es sind arbeitsscheue Halunken, Gaby.
Hängen in Spielhallen rum, pöbeln Leute an, machen Treibjagd auf Ausländer, überfallen
Senioren (ältere Herrschaften ) und brechen auch ein. Wer das im Programm
hat, macht ebensogut Terror.“
    Tim hatte sich seiner Freundin
zugewandt.
    Optisch entstand der Eindruck, die
beiden seien nur mit sich beschäftigt.
    Aber weder Bonzemann noch die beiden
Typen blickten her.
    Die Entfernung betrug satte zwei
Steinwurfweiten.
    Bonzemann zog jetzt die Hand aus der
Tasche und steckte Hubert Älch, dem Größeren, etwas zu. Scheine, natürlich.
Eine Anzahlung.
    „Da siehst du’s“, sagte Tim und schraubte
den Blick aus den Augenwinkeln wieder zurück.
    Bonzemann ging weiter.
    Die Älchs lehnten an der Hofmauer,
hatten finstere Gesichter, aber zufriedene Mienen und teilten die Anzahlung.
    Tim ließ seinen Rennesel rollen.
    Die Kirchgasse war etwas abschüssig.
    Die Älchs blickten auf, als das Pärchen
vor ihnen hielt.
    Der Zusammenprall zwischen Tim und
Frieder, dem Jüngeren, lag zwei Monate zurück. Damals hatte der Kotztyp vor dem
Nostalgie-Kino zwei Mädchen von der Ursulinen-Schule belästigt und über Tims Warnung
— der TKKG-Häuptling kam zufällig vorbei — gelacht. Wie leider so oft, war die
Situation eskaliert (sich verschärfen), denn der jüngere Älch wollte
sich was beweisen. Es endete damit, daß er in einen Müllcontainer flog und sich
tagelang nur vorsichtig bewegen konnte.
    Frieder war ein gedrungener Typ mit
Bürstenschnitt und Unheil verheißendem Blick.
    Hubert hatte den Spitznamen Tiger. Er
war knochig. Der Mittelscheitel teilte eine farblose Mähne, die rechts und
links auf die breiten Schultern hing. Im Oberkiefer fehlten drei Zähne. Ein
Jagdmesser mit Lederscheide baumelte rechts an der Hüfte.
    „Ich mache keine Vorrede“, sagte Tim.
„Wir haben Grund zu der Annahme, daß ihr die Wiholds ärgern sollt. Bezahlt
Bonzemann dafür? Wenn ja, dann gebt ihm das Geld zurück und vergeßt den
Auftrag. Klar?“
    Die beiden glotzten ihn an.
    „Häh?“ stieß Hubert, der Tiger, hervor.
„Ich glaube, mein Schwein pfeift. Hast du das gehört, Frieder? Wer ist denn der
Typ?“

    „Hm“, Frieder erinnerte sich. „Ich
glaube, den kenne ich.“
    „Die Wiholds“, sagte Tim, „stehen unter
dem Schutz von TKKG. Vergeßt das nicht. Sonst tut’s euch hinterher leid.“
    „Verschwinde!“ Tiger trat einen Schritt
vor. „Oder soll dein Rauschgold-Engel zusammenkratzen, was von dir übrigbleibt.
Was ist?“
    Die Frage galt Frieder.
    Der hatte den großen Bruder erst
unauffällig in die Rippen gepufft. Jetzt zog er ihn am Ärmel.
    „Laß sein“, murmelte Frieder und
schüttelte den Kopf.
    Er entsinnt sich an den Mae-Geri-Ke-Age
( Karate-Tritt ), dachte Tim und hätte beinahe gegrinst.
    „Ihr wißt Bescheid“, sagte er. „Die
Wiholds sind tabu ( unantastbar ) für euch. Komm, Gaby.“
    Länger konnten sie sich nicht
aufhalten.
    Bonzemann war bereits hinter der Kurve
verschwunden.
    Aber als sie den Frischmeier-Platz
erreichten, sahen sie ihn wieder.
    Der Baulöwe stampfte auf eins der mit
Büros und Praxen gefüllten Geschäftshäuser zu.
    „Schnell, Gaby. Wir schaffen jetzt klare
Fronten. Wir sagen auch Bonzemann, daß er keine kriminelle Phantasie entwickeln
soll, um die Wiholds aus ihrem Haus rauszuekeln. Vielleicht wird er
nachdenklich, wenn er sich durchschaut sieht. Trotz allem hat er ja einen Ruf
zu verlieren. Auch einem Wirtschafts-Gangster wie Bonzemann paßt es nicht in
den Kram, wenn der Staatsanwalt ihn aufs Korn nimmt.“
    „Der ältere Älch war nicht besonders
beeindruckt.“
    „Der kennt mich noch nicht, der andere
um so besser. Der hat
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