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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons
Autoren: Stefan Wolf
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alles aufgekauft: vor mir, hinter mir, neben mir.
Ich weiß, ich weiß. Mein Haus ist der letzte Brocken, den Ihr gieriges Maul
noch schlucken muß. Dann stünde Ihrem zig-Millionen-Geschäft nichts mehr im
Weg. Tut mir leid, ich bleibe bei meinem Nein.“
    Er hatte so heftig geredet, daß er
jetzt husten mußte. „Hoffentlich bereuen Sie Ihre Halsstarrigkeit nicht.“
    Plumpe Schritte führten zur Tür.
    „Nie!“ rief Robert.
    „Mein großzügiges Angebot gilt. Sie
wissen, wo Sie mich erreichen können.“
    Die Tür wurde geöffnet, schloß sich
wieder. Dann breitete sich bedrückende Stille aus.
    „Ja, Frau Wihold“, sagte Gaby scheu.
„Wir kommen wegen meiner Gitarre. Aber ich kann auch ein anderes Mal...“
    Kathi lächelte. „Aber nein. Kommt, wir
müssen meinen Mann trösten. Er regt sich schrecklich auf.“
    Bonzemann? überlegte Tim. Das scheint
dieser Bau-Unternehmer zu sein. Überall, wo ein schwachwandiges Gebäude
entsteht, hängt seine Firmentafel. Und Skandale, meine ich, hat’s auch schon
gegeben. Soll ein Obergangster sein.
    Robert stand immer noch neben dem
Klein-Klavier. Aber jetzt konnte er lächeln.
    „Hallo, Gaby, hallo, Tim! „
    Kathi strich ihrem Mann über die Wange.
    „Du warst so schroff, Robert. Er macht
ein gutes Angebot. Warum erwägst du es nicht — wenigstens?“
    Robert sah seine Frau an, als hätte er
sie nicht vor 30 Jahren geheiratet, sondern gestern.
    „Kathi! Dieser Kerl ist ein Ganove. Ein
Hai! Du weißt doch, was man munkelt. Er macht große Bau-Projekte in Italien. Und
das geht nur mit Hilfe der Mafia. Niemand weiß genau, woher sein Reichtum
stammt und wohin seine Verbindungen reichen. Ich wette, dieses Projekt hier —
die Luxuswohnanlage Prennstetten — ruiniert unseren Stadtteil. Die falschen
Leute kommen her, und die alteingesessenen müssen weg.“
    „Natürlich ist er ein Gangster“, nickte
Kathi. „Und das ist es ja gerade. Willst du dich mit ihm anlegen?“
    „Ich verkaufe nicht.“
    Tim stand so, daß er durchs
Schaufenster sehen konnte.
    Die Mittagssonne schien die breite, fast
ländliche Tross-Straße hinab.
    Gegenüber standen kleine, alte Häuser
mit handtuchgroßen Vorgärten.
    Bonzemann lehnte sich über einen Zaun
und redete mit einem alten Döskopp, der sein Anwesen sicherlich an den Baulöwen
verkauft hatte und sich für schlau hielt.
    Jetzt war Bonzemann für die
Wihold-Gruppe nur von hinten zu sehen: mit breitem Hintern und noch breiterem
Kreuz.

    „Robert“, sagte Kathi zu ihrem Mann,
„überleg doch. Wir werden älter. Das Geschäft reibt dich auf. Es ist mühevoll.
Du kommst kaum auf deine Kosten. Mit dem Geld — wir könnten nach Mallorca
ziehen und hätten noch was vom Leben. Wäre das nicht ein Traum?“
    „Nicht um diesen Preis, Kathi. Ich bin
hier geboren. Ich kann nicht zulassen, daß Bonzemann das Haus niederreißt.“
    Tim sah seine Freundin an.
    Sie fühlten sich unbehaglich.
    Was die Wiholds hier untereinander
ausmachten, war eigentlich nicht für die Ohren Dritter bestimmt.
    „Es ist nur ein Haus, Robert. Aber um
dich habe ich Angst.“
    „Wieso?“
    „Robert! In welcher Welt lebst du? Wenn
es um Geld und Profit geht, nehmen diese Menschen keine Rücksicht.“
    Kathis Blick suchte Gaby und Tim, als
erhoffe sie sich von ihnen Unterstützung.
    Robert griff nach einer Zugposaune und
polierte mit dem Jackenärmel über das Schallstück.
    „Bonzemann geht nicht so weit, daß er
mich umbringen läßt. So weit nicht, Kathi. Wir leben doch in einem
Rechtsstaat.“
    „Was würde Bonzemann riskieren? Dir
stößt ein Unfall zu, und niemand ahnt, daß es ein... Verbrechen ist. Glaubst
du, ich hätte die Kraft, hier ohne dich durchzuhalten?“
    „Du würdest“, fragte er ungläubig,
„verkaufen?“
    „Ohne dich wäre mir alles egal. Hier
bliebe ich nicht.“ Lächelnd legte Robert den Arm um sie.
    Eine Geste, die Tim und Gaby ganz
rührend fanden. Beinahe hätte Tim das gleiche getan — mit Gaby.
    „Ein Glück“, sagte Robert, „daß es zu
diesem Unfall nie kommen wird. Glaub mir, Kathi: Bonzemann hat begriffen. Von
dem hören wir nichts mehr.“
    Kathi seufzte. Für einen Moment blickte
sie auf ihre schmalen Hände.
    Abrupt wurde dann das Thema gewechselt.
    „Gaby will ihre Gitarre abholen“, sagte
Kathi.
    Pfoten trappelten hinten im Haus. Durch
die Tür PRIVAT, die offen stand, schoß Struppi herein. Er war zwei Jahre alt,
allerliebst und frech. Kläffend stürzte er sich auf die Riemchen von Gabys
Sandalen. Wegen
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