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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
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zu dämmern, daß es nicht an ihnen liegt…«
    Nach einem Augenblick seufzte der Magier und löste eine Hand vom Stein. »Sie haben es fürs erste aufgegeben.«
    Eine Weile hörten sie noch Stimmen, dann wurde es still in der Tempelhalle.
    Nottr und Lella eilten die Stufen hoch in den Turmraum und spähten aus den Fenstern.
    Sie sahen die Lorvaner aus dem Tempel quellen und in den engen Gassen versickern. Manche warfen Blicke hoch zum Turm. Urgat war einer der letzten, die ins Freie kamen. Auch er blickte hoch. Er bemerkte Lella am Fenster und winkte. Dann kam seine andere Hand hoch und hielt etwas schmales, langes, das in der Sonne aufblitzte. Dann eilte er hinter den anderen her.
    »Er hat das Schwert«, entfuhr es Nottr. »Er hat Seelenwind!«
    »Denkst du, daß ihm die Seelen gehorchen?«
    »Das liegt in Horcans Hand«, erwiderte Nottr. »Sie haben auch mir nicht gehorcht. Das Schwert hat ein eigenes Leben… oder Unleben. Aber… Mon’Kavaer mag vielleicht etwas mit ihm anzufangen wissen, wenn er wieder über Urgats Geist die Oberhand gewinnt. Ein Alptraumritter kennt viele Geheimnisse…«
    Baragg kam herauf. »Im Tempel ist alles still.«
    Nottr nickte nur. Er starrte in die Gassen hinab, doch die Dächer verbargen zum größten Teil, was zwischen den Häusern vorging. Doch war deutlich genug erkennbar, daß um den Tempel herum nichts geschah.
    »Haben die uns vergessen?« brummte Baragg.
    »Kaum.«
    »Wenn sie abziehen, werden wir hier verhungern«, fuhr Baragg nachdenklich fort.
    »Auf den Gedanken sind sie auch gekommen«, bemerkte Nottr trocken. »Es sei denn…«
    »Was meinst du?« fragte Lella beunruhigt.
    Er zuckte die Schultern. »Es könnte sein, daß sie erwarten, daß unsere Zauberkräfte groß genug sind, uns selbst zu befreien. Und…«
    »Daß sie darauf warten«, ergänzte das Mädchen.
    »In beiden Fällen werden wir verhungern«, meinte Baragg lakonisch. »Und ich bin seit einer Weile bereit dabei.«
    »Was können wir wirklich tun?«
    »Erst einmal abwarten, was geschieht. In der Dunkelheit der Nacht sind unsere Chancen vielleicht besser.«
    »Und wenn sie Feuer legen?« fragte Baragg.
    »Hier ist fast alles Stein.« Nottr schüttelte den Kopf. »Sie werden Mühe haben, etwas im Tempel zum Brennen zu bringen.«
    »Aber wenn sie die Stadt anzünden, Bruder, werden wir hier oben rösten.«
    »Keine Angst vor dem Feuer«, sagte Thonensen von der Tür her. »Die dunklen Mächte fürchten das Feuer, aber für das Leben bedeutet es Licht und Reinigung. Es besitzt große Kräfte, und ich habe ein wenig gelernt, sie zu nutzen. Durch Feuer werden wir nicht umkommen, das kann ich euch versprechen.«
    »Also doch verhungern«, sagte Baragg resigniert.
*
    Ein guter Teil des Nachmittags verging.
    Ein Kundschaftertrupp kehrte aus nordwestlicher Richtung zurück, und er hatte es ziemlich eilig. Einer der Krieger gestikulierte mehrmals gegen den Himmel. Selbst aus dieser Entfernung war es deutlich zu sehen. Auch war zu erkennen, daß die Lorvaner sich in den unteren Teilen der Stadt sammelten, an der äußeren Mauer. Und draußen begannen sie die Pferde zusammenzutreiben.
    »Das sieht verteufelt nach Aufbruch aus«, stellte Nottr fest.
    »Heute hoch?«
    »Wohl kaum.«
    »Was mag die Patrouille für eine Nachricht gebracht haben?«
    Nottr schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß das der Anlaß ist. Sie wären längst aufgebrochen, wenn ich sie nicht zurückgehalten hätte. Nun, da sie mich losgeworden sind, ergreifen sie die erste Gelegenheit. Es sieht so aus, als wären sie recht gut vorbereitet.« Er starrte nach Westen, wo noch nachts der Schein der Caer-Lagerfeuer zu sehen gewesen war. Jetzt waren alle dabei, das ausgeblutete Land zu verlassen. Sein Blick wanderte weiter nördlich, wo Elvinon liegen mußte.
    Elvinon! Das wäre sein nächstes Ziel gewesen, wenn die Horde ihn nicht verraten hätte. Er hatte die gefangenen Darainer darüber ausgehorcht. Vor allem Herzog Laerwyn, den von Amorat eingesetzten Statthalter, hatte er eingehend befragt. Und Laerwyn, ein hilfloses Werkzeug des Priesters, der zu Anfang wenigstens Nottr und seine Barbaren als Befreier empfing, bis sie anfingen, auch die tannianische Stadtbevölkerung zu töten, hatte willig geredet:
    Vom Hohenpriester Ondhin, der dem Dämon Tarthuum diente und über Elvinon herrschte.
    Von einem obersten Priester Donahin, den alle ihren Herrn nannten.
    Von den Kreisen der Finsternis, deren Mittelpunkt das stong-nil-lumen ist, und die sich
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