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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
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sie nach, was sie versäumt haben…«
    »Sie schlachten die Darainer ab?« tobte Nottr. »Alle?«
    »Die sie kriegen können. Die Einheimischen kennen viele Schlupfwinkel. Das Fanchen-Spiel wird wohl meist ohne Opfer enden…«
    »Imrirrs Fluch!« sagte Nottr geprellt.
    »Wenn sie sich austoben und ihre Blutgier stillen, stehen unsere Chancen vielleicht besser«, stellte Thonensen fest.
    »Eher im Gegenteil«, sagte Lella. »Wenn sie erst Blut gerochen haben, wollen sie mehr…«
    »Es wird eine ganze Menge von ihrem fließen, wenn sie uns holen kommen«, erklärte Baragg grimmig, und Keir nickte entschlossen.
    »Kannst du nichts tun, um unsere Schlagkraft zu stärken, Schamane?« fragte Nottr eindringlich.
    »Gegen Dämonen vielleicht«, erwiderte Calutt. »Aber nicht gegen Lorvaner!«
    »Kannst du deine Toten nicht rufen?«
    »Ich bin nicht Horcan, der Herr der Seelen. Selbst du hast größere Macht über die Toten als ich.«
    »Nicht ohne mein Schwert.«
    »Ich höre nur ihre verlöschenden Erinnerungen.«
    »Und du?« Nottr starrte anklagend auf Thonensen. »Bist du nicht einer der obersten Magier Ugaliens gewesen?«
    »Der oberste«, berichtigte Thonensen.
    »Weshalb beschwörst du nicht ein paar Geister, die die Horde wieder zur Besinnung bringen oder uns aus der Stadt helfen…?«
    »Ich bin kein Dämonenpriester. Ich kann mit meiner Magie keine Dämonen beschwören. Ich vermag nichts, was wider die Gesetze des Lichtes wäre…«
    »Was vermagst du denn überhaupt mit deinen Kräften?«
    »Ich kann vorhandene Kräfte aufspüren und nutzen…«
    »Und hier sind keine?«
    »Nein.« Der Magier schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Hast du in Vassanders Gefangenschaft nicht auch gelernt, die dunklen Kräfte zu benutzen?«
    »Ja, das habe ich«, murmelte Thonensen, und seine dünnen Finger ballten sich zu Fäusten. »Und es hat Spuren hinterlassen… in meinen Träumen…«
    »Kannst du es wieder tun?« drang Nottr in ihn.
    »Das könnte ich wohl«, gab der Magier zu.
    »Was hält dich jetzt davon ab?« polterte Nottr.
    »In dieser Stadt ist nicht der kleinste Hauch der Finsternis. Wir haben sie gründlich ausgemerzt. Die Stadt ist vollkommen frei. Mit Duldamuur ist die ganze Brut zur Hölle gefahren.«
    Nottr unterdrückte einen Fluch. »Ich habe einen Schamanen und einen Magier… und sitze trotzdem bis zum Hals im Dreck!«
    Lella seufzte entmutigt.
    Baragg grinste über die unverblümte Darstellung ihrer Lage.
    Thonensen sagte ruhig: »Hoffen wir, daß die anderen uns auch so unterschätzen.« Damit ging er zu Caluttt, der noch immer schwankend auf den Beinen stand, und zog ihn mit sich in die ferne Ecke des Raumes auf eine schmale Holzbank. Mehrere solcher Bänke standen an den Wanden entlang auf den groben Bohlen des Fußbodens. Dies mußte ein Versammlungsraum der Priester gewesen sein. Der Magier redete auf den Schamanen ein, und Calutt begann nach einer Weile zu nicken.
    »Was brütet ihr aus?« verlangte Nottr zu wissen.
    »Kann man von innen hören, wenn jemand zur Tür kommt?« fragte der Magier.
    »Nicht sehr gut«, erklärte der junge Keir.
    »Aber du würdest es rechtzeitig hören, wenn eine Schar kommt, um uns abzuholen?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Gut. Dann bleib an der Tür und ruf, wenn du glaubst, daß du sie kommen hörst. Das gibt uns vielleicht Zeit genug, uns vorzubereiten.«
    Der Junge verschwand die Stufen hinab.
    »Ihr habt einen Plan?« schnappte Nottr.
    »Vielleicht«, antwortete Thonensen ausweichend.
*
    Von den Turmfenstern hatten sie einen Überblick über die ganze Stadt bis hinab zu den neuen äußeren Mauern, den zertrampelten Weiden und Feldern, die in diesem Jahr verwildern würden, weil es keine Rinder mehr gab in Darain und keine Bauern; keine Saat, die selbst in Friedenszeiten spärlich und kostbar war.
    Die Sonne kroch langsam den östlichen Himmel empor. Es würde ein heißer Tag werden, wie man es auch betrachtete, und Tasman, der Sommergott der Lorvaner, würde zürnen, wenn sein Volk noch länger zu Imrirr, dem Wintergott, betete oder fluchte.
    Die lorvanischen Götter hatten es gern, wenn sie in Augenblicken gefühlvoller Aufwallung in den Mündern und Köpfen der Krieger waren, denn sie hatten längst erkannt, daß Flüche nur Gebete in anderer Form waren.
    Mehrere Stunden lang herrschte Tumult in den Straßen Darains, der nach und nach verebbte, als die Barbaren die Lust verloren, die überlebenden Tainnianer in die unterirdischen Eingeweide der Stadt zu verfolgen, die
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