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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
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die längst nicht so ausgeplündert waren wie das Land um Darain und Elvinon. Die Versorgung der Armee, noch dazu in kleinen Gruppen, würde wesentlich leichter sein. Und der Hunger ließ bereits manchen murren.
    »Keine größeren Formationen als fünf Hundertschaften«, fuhr O’Braenn fort. »Besser kleiner. Und läßt nicht jeden Mann wissen, was das Ziel ist. Sie sollen Burgen und Dörfer in weitem Bogen umgehen und Zusammentreffen mit Priestern und Magiern vermeiden. Wenn es dennoch geschieht, muß unter allen Umständen das Geheimnis gewahrt werden, daß das gesamte Heer nach Westen zieht. Wir können nur Erfolg haben, wenn unser Verbleib möglichst lange geheim bleibt, am besten, bis wir tief in Caer sind. Jede Gruppe ist daher völlig auf sich allein gestellt und muß mit ihren Mitteln allein versuchen, nach Akinlay zu gelangen. Erst wenn wir die Straße der Nebel überquert haben, werden wir uns formieren. Einverstanden?«
    Eine Weile war Schweigen, dann erklärte O’Cardwell: »Ein guter Plan, obwohl ich glaube, daß wir einige Tausendschaften einbüßen werden…«
    »Vielleicht nicht, wenn wir vorsichtig sind. Aber ein oder zwei Tausendschaften wären ein geringer Preis, um aus dem Blickfeld Ondhins zu verschwinden. Zudem sollte unsere Zahl wachsen auf dem Weg. Überall sind die Krieger unseres Volkes die Besatzungstruppen in Tainnia. Wenn unsere Krieger auf sie stoßen, dürfen sie keinen zurücklassen…«
    O’Killy grinste. »Wir werden sie mit allen Mitteln überzeugen!«
    »Die Tainnianer…«
    »Sie werden nicht viel davon halten, wenn wir sie nach Caer schleppen, damit sie dort für uns kämpfen, nach allem, was geschehen ist…«
    O’Braenn nickte. »Sie sollen erkennen, daß wir gegen einen gemeinsamen Feind ziehen. Es wäre unklug, sie zu erschlagen, denn in diesem Kampf sind sie uns gute Verbündete. Jedes lebende Wesen ist mit uns verbündet. Es ist noch kein halbes Dutzend Jahre her, da war Tainnia ein blühendes Reich… und wir ein Teil davon. Jetzt sind Tod und Chaos überall. In einem weiteren halben Dutzend Jahren…« Er überließ es der Phantasie jedes einzelnen, sich die Zukunft auszumalen.
    »Ihr wartet auf das Zeichen, um loszuziehen«, fuhr Maer O’Braenn fort. »Jetzt ist der Augenblick für die ersten, aufzubrechen. Laßt das Los entscheiden. Bis zum Mittag kann das ganze Heer auf dem Weg sein…«
    »Bei Nacht willst du losziehen?« fragte O’Cardwell skeptisch.
    »Der Mond ist hell genug. Es sind nur wenige Stunden bis zum Morgen. Wenn wir bis zum Morgen warten, werden die letzten nicht vor Anbruch der Nacht aufbrechen können, und ich halte es nicht für ratsam, noch eine Nacht hier zu verbringen. Ich bin von Unruhe erfüllt. Ich sehe Schatten, wenn ich die Augen schließe, und in meinem Kopf sind Echos von Stimmen. Es ist wie der Schmerz in alten Wunden, wenn das Wetter umschlägt…« Er schauderte merklich und erhob sich vom Feuer. »Habt Vertrauen zu mir, Clans von Caer. Die Barbaren hatten gute Waffen gegen Amorat und Duldamuur. Diese Waffen werden noch in dieser Nacht in unserer Hand sein. Und nun bereitet alles zum Aufbruch vor.« Er trat zu O’Cardwell und hob dessen Arm. »Dieses Heer braucht mehr als einen Führer. Und ich sagte, es gilt O’Cardwells Wort, wenn es nicht gegen meines steht! Godh und Erain mit uns!«
    Langsam begann sich das Lager aufzulösen. Da und dort erloschen Feuer, und Fackelreihen verschwanden im Meer der nächtlichen tainnianischen Wälder.
    Maer O’Braenn kehrte an die Feuer seiner Freischärler zurück. Es gab keinen Clan der Braenns mehr. Der alte Corwyn war der letzte der Sippschaft gewesen, und ihn hatten die Barbaren am Broudan-See erschlagen. Die Caer, die sich auf seinem Ritt durch Ugalien um ihn geschart hatten, sie waren nun sein Clan, fast dreihundert an der Zahl.
    Er gab Aechyn, seinem Unterführer, Anweisung, einen Tag und eine Nacht auf ihn zu warten und dann dem Heer zu folgen. Er suchte ein halbes Hundert Gefährten aus, die ihn begleiten sollten.
    »Herr, wenn du nach Darain reitest, wäre es dann nicht besser, wenn wir alle mitkämen. Die Barbaren sind nicht mehr allzu freundlich, seit wir ihnen die letzten Karawanen weggeschnappt haben. Die Vorratskammern in der Stadt sind leer. Hungrig Krieger wie sie sind unberechenbar…«
    »Nein, Aechyn. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich Darain nicht betreten. Wenn nicht, denn können auch dreihundert nicht mehr ausrichten als fünfzig.«
    Mit Daelin und den fünfzig
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