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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne
Autoren: Catherine Coulter
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Heirat eingegangen, und er hatte einen Sohn, Egill, der nun bald acht Jahre alt war. Seine Frau Dalla, auch sie noch ein halbes Kind, war zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes gestorben. Er hatte um sie getrauert, als habe er einen Spielgefährten verloren. Im Verlauf der Jahre, als er älter wurde und sich mit vielen Frauen vergnügt hatte, glaubte er, keine zweite Frau und keine weiteren Kinder zu brauchen. Er verachtete verheiratete Männer als an Haus und Herd gebundene Schwächlinge, selbst wenn sie vier Monate im Jahr auf See und mit Raubzügen verbrachten. Doch mit einem Mal dachte er anders darüber. Seine derzeitige Bettgenossin Cyra interessierte ihn nicht mehr, obschon sie sanftmütig war, zumindest in seiner Gegenwart, und ihm körperliche Lust bereitete.
    Während er Zarabeth beobachtete, dachte er an seinen Sohn, der eine Mutter brauchte, war aber ehrlich genug, sich einzugestehen, daß Gedanken an Egills Wohlergehen nicht im Vordergrund seiner Überlegungen standen.
    Er wollte sie haben, und er würde sie bekommen.
    Beim Klang ihres Lachens hob Magnus den Blick zu ihrem Gesicht. Melodisch, kehlig und frei klang dieses Lachen. Er sah ihre Grübchen, die weißen Zähne, und er war vollends verzaubert. Ihre Brüste hüpften mit ihrem Lachen, das sein Herz erwärmte; die Bewegung ihrer Brüste machte ihn hart wie Stein. Am liebsten hätte er sie sich über die Schulter geworfen, sie in den Wald getragen und sie unter den tiefhängenden Zweigen einer Föhre bestiegen.
    Ihr Stiefvater, Olav der Eitle, war ein wohlhabender Mann; ihr Brautpreis würde entsprechend hoch sein, höher als die meisten Männer bezahlen konnten. Doch er würde bezahlen, obschon er Olav den Eitlen verachtete, der bei vielen Wikinger Kaufleuten den Beinamen Olav der Betrüger hatte. Er redete mit großen Gesten, blendete seine Umgebung mit unvermuteten Ausbrüchen von Großmut, drehte er sich daraufhin um, betrog er genau dieselben Leute in kleinen Dingen. Er war schwierig zu durchschauen, hochmütig und engstirnig, gab sich aber großzügig und war im Herzen ein Kleinkrämer. Magnus hätte gerne gewußt, wie er seine Stieftochter behandelte.
    Zunächst galt es, diese Zarabeth kennenlernen, ein Name, der ihm nicht leicht über die Zunge kam, der fremdländisch und geheimnisvoll klang. Er hatte sich irgendwie verändert, seit er sie zum ersten Mal vor zwei Tagen gesehen hatte. Er zauderte, beobachtete sie wie ein hungriger, junger Wolf, ging nicht wie gewohnt direkt auf sein Ziel los. Diese plötzliche Unsicherheit, dieser Mangel an Selbstvertrauen erstaunte und verärgerte ihn. Schließlich war sie nur eine Frau, dem Mann untertan. Sie mußte seinen Befehlen gehorchen: er würde sie den rechten Weg führen — doch noch hatte er ihren Weg nicht einmal gekreuzt. Der Aufruhr an Gefühlen, den sie in ihm auslöste, war ihm lästig. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt, löste Zärtlichkeit in ihm aus. Plötzlich blitzte es schelmisch in ihren Augen, und er lächelte, hätte gerne ihre Gedanken gewußt.
    Aber er redete sich immer wieder ein, daß sie nur eine Frau war, der er seinen Willen aufzwingen, die er bald besitzen würde. Dann würde sie nur für ihn lachen, und ihre Brüste würden nur für ihn lustvoll auf und ab hüpfen. Er war Magnus Haraldsson, Herr seines eigenen Gehöftes. Malek würde ihr gefallen, und das Gravaktal kannte nichts Vergleichbares an Schönheit. Sie würde nicht einsam sein, da seine Eltern und sein älterer Bruder nicht weit weg wohnten, und Kaupang lag nur eine Tagesreise mit dem Schiff entfernt, die Handelsstadt an der Westküste Norwegens, direkt am Oslofjord.
    Sie hatte sich in Bewegung gesetzt, und er löste sich von dem Türstock, gegen den er lehnte. Sie nahm ein kleines Mädchen an die Hand, das still neben ihr stand, beugte sich zu ihr und redete leise auf das Kind ein, dabei machte sie seltsame Handbewegungen. Dann richtete sie sich auf, verabschiedete sich lächelnd von den Frauen, mit denen sie geplauscht hatte und schritt über den Platz mit dem Stadtbrunnen. Dabei wich sie anmutig den Schmutzpfützen und Kothaufen aus, verscheuchte Fliegen, die scharenweise im Schmutz summten. Ihr herrliches, rotes Haar glühte wie Feuer in der frühen Nachmittagssonne. Sie war schlank, und unter dem weichen Wolltuch ihres Gewandes verbargen sich gewiß stramme, weiße Hinterbacken. Es kribbelte ihm in den Fingern bei dem Gedanken, ihr Fleisch zu kneten.
    Dann runzelte er die Stirn. Sie war kein junges
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