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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie
Autoren: Ashley Parker
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vergaß er völlig, daß es allein schon die Höflichkeit gebot, sich nun selber vorzustellen.
    „ Ja, meine Mutter ist Japanerin”, gab Ellen bereitwillig Auskunft. Sie überlegte dabei überhaupt nicht. „Sie hat Vater auf einer Auslandsreise kennengelernt und folgte ihm prompt nach England.”
    „ Einfach so?”
    „ Sie – sie hat erzählt, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen – und es ist Liebe geblieben, bis...”
    „ Was ist passiert?”
    „ Er – er lebt nicht mehr. Mein Vater, meine ich. Er kam bei einem Unfall ums Leben. Beinahe wären auch Mutter und ich dabei umgekommen, ja, beinahe. Es war auf dem Weg zu einer Kurztagung. Mutter und ich wollten mit dabei sein. Das war ausnahmsweise erlaubt. Ich war damals allerdings noch klein. Und mir wurde kurz vor der Abfahrt ziemlich übel – so schlimm, daß Mutter mit mir zurückbleiben mußte.”
    „ Und da ist dein Vater umgekommen?”
    „ Wie gesagt, Mutter und ich wären mit dabei gewesen. Doch kaum war er abgefahren...”
    „ Was war dann?”
    „ Ich – ich habe es irgendwie gespürt. Glaube es mir oder nicht, aber ich bin heute noch sicher, daß ich genau wußte, was mit Vater geschah. Nur fünf Minuten nach seiner Abfahrt habe ich geschrieen und getobt. Mir war auch gar nicht mehr übel gewesen...”
    „ Seltsame Geschichte!” bekannte er.
    Noch verwirrter als zuvor griff sie sich an den Kopf.
    „ Wieso erzähle ich das denn überhaupt einem Wildfremden? Ich – ich habe noch niemals mit jemandem darüber geredet, noch nicht einmal mit meiner Mutter.”
    „ Wildfremd? Glaubst du wirklich, daß ich das bin?”
    Sie schaute ihn wieder an, und er nahm sie einfach in die Arme. Sie wehrte sich nicht dagegen. Ganz im Gegenteil. Sie spürte ihn, und das tat ihr unendlich gut. Sie klammerte sich regelrecht an ihn, wie an jemanden, den sie Ewigkeiten hatte vermissen müssen.
    Nein, ein Wildfremder war er nicht für sie. Das Gefühl war deutlich: Sie hatte ihn wiedergefunden! Als ihr das klar wurde, befreite sie sich wieder aus seinen Armen.
    Er schüttelte den Kopf.
    „ Ich – verstehe das nicht, Ellen. Du bist mir so vertraut, als würden wir uns schon immer kennen.”
    „ Du mir auch. Ist das nicht irgendwie... gespenstisch?”
    „ Ja, das wäre es, wenn es nicht... so schön wäre!”
    „ Doch, das ist es: schön! Ich verstehe es zwar nicht, aber ich habe das Gefühl, als würden wir uns schon länger kennen als wir überhaupt schon leben.”
    „ Wirklich?”
    „ Und wie geht es dir?”
    „ Genauso! Ich habe bisher niemals an eine Wiedergeburt geglaubt, aber jetzt ist es ja gerade so, als hätten wir uns schon in einem vorherigen Leben gekannt...”
    „ Mehr noch als das: Als hätten wir uns in diesem vorherigen Leben sogar... geliebt!”
    Er schüttelte den Kopf, um den Alpdruck los zu werden, der schwer auf ihm lastete, doch das gelang ihm nicht.
    Ellen nahm ihn jetzt ihrerseits in die Arme.
    „ Willkommen zurück!” sagte sie. Das sollte eigentlich mehr ein Scherz sein. Damit wollte sie die Situation keineswegs noch mystischer erscheinen lassen als sie ohnehin schon war, doch er erkannte anscheinend den Scherz nicht, sondern erwiderte:
    „ Du auch, Liebes: Willkommen zurück!”
    Ellen versuchte noch einen weiteren Scherz, der aber genauso mißlang, wie sie sofort spürte: „Wie heißt du denn... in diesem Leben?”
    „ Peter Carmichael!” stellte er sich nun endlich ebenfalls vor. „An den Namen meines vorhergehenden Lebens kann ich mich leider nicht mehr erinnern.”
    „ Moment mal, glaubst du denn wirklich daran?”
    „ Wieso nicht? Drängt es sich nicht geradezu auf? Wie anders wären denn unsere Gefühle sonst zu erklären – und unsere Verwirrung, als hätten wir uns seit undenkbar langer Zeit wiedergefunden, ohne uns jedoch an Einzelheiten von vorher erinnern zu können?”
    „ Äh, eigentlich wollte ich zu einer Vorlesung...”
    „ Ich auch, aber was tun wir ansonsten?”
    „ Wiedersehen feiern?”
    Jetzt lachte er.
    „ Ich weiß, Ellen, du versuchst ständig, Witze darüber zu machen, aber du kannst ja nichts dafür, daß jedes Wort trotzdem eher klingt, als würde es die Wahrheit haargenau treffen... Übrigens, man sieht dir an, daß deine Mutter Japanerin ist. Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß die Töchter von Japanerinnen und Engländern besonders schön geraten? Du bist hierfür das lebende Beispiel.”
    „ Ach, du Schmeichler! Sagst du so etwas denn immer, wenn du einem Mädchen
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