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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie
Autoren: Ashley Parker
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auch nicht. Sie spürte nach wie vor seine dreisten Blicke. Nein, sie waren nicht forschend, sondern eher... brennend. Richtig, das traf es besser: Brennende Blicke – so heftig, daß sie es regelrecht auf der Haut spürte.
    Mein Gott, was soll denn das? fragte sie sich im stillen. Wer lauerte ihr denn da auf? Derjenige hatte auch keine Bange vor Peter, sonst wäre er nicht so dreist.
    Egal jetzt! entschied Ellen und schloß kurzerhand doch die Tür. Schließlich war sie zum Haus zurückgekehrt, um ihre Mutter zur Rede zu stellen. Vielleicht war sie einfach deswegen so nervös geworden und bildete sich nur etwas ein?
    Wenn sie es recht bedachte, neigte sie immer wieder dazu, Dinge zu spüren, die anderen verborgen blieben. Bisher hatte sie sich stets erfolgreich eingeredet, das sei deshalb so, weil sie eine besonders blühende Phantasie besaß. Doch diesmal war dieses Gespür, beobachtet zu werden, schlimmer als alles andere je zuvor. Das allerschlimmste daran jedoch war: Selbst als die Tür geschlossen war, hörte es nicht auf!
    Ellen brauchte viel Überwindung, um sich von der Tür abzuwenden, dieser den Rücken zuzukehren und endlich weiterzugehen.
    Ihre Mutter war im Wohnzimmer. Sie würde wahrscheinlich gerade die Fernsehzeitschrift studieren, um das entsprechende Programm für einen gemütlichen Abend allein daheim zu wählen. Sie hatte sicher noch gar nicht bemerkt, daß ihre Tochter zurückgekehrt war. Sonst wäre sie ihr entgegengekommen.
    Ellen gab sich alle Mühe, den brennenden Blick in ihrem Rücken zu verdrängen, der anscheinend sogar durch die Tür gehen konnte. Ohne jeglichen Erfolg. Als sie weiterging, wurde dieses beängstigende Gefühl jedoch ganz von allein schwächer. Und als sie das Wohnzimmer betrat, verschwand es völlig. Als würde es hier so etwas wie einen Schutzwall geben, innerhalb dessen sie sich sicher vor diesen Blicken fühlen konnte. Oder hing es gar mit ihrer Mutter zusammen?
    Sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Jetzt, wo das Gefühl, beobachtet zu werden, ganz verschwunden war, konnte sie sich auch wieder erfolgreich einreden, daß lediglich die Phantasie ihr einen Streich gespielt hatte – wieder einmal!
     
    *
     
    Kara Kioto schaute überrascht auf, als ihre Tochter so plötzlich wieder auftauchte. Oder war sie weniger überrascht, sondern vielmehr... erschrocken?
    Ellen hatte sich fest entschlossen, sich diesmal mit keinem Wort abspeisen zu lassen, und wollte das auch gleich in die Tat umsetzen. An die brennenden Blicke draußen dachte sie jetzt nicht mehr.
    „ Was ist los mit dir, Mutter?” begann sie. „Was hast du gegen Peter? Und behaupte nicht schon wieder, du würdest ihn als guten Jungen ansehen.”
    „ Aber das tu ich doch!” widersprach ihre Mutter. „Er ist in der Tat ein guter Junge. Du hättest keinen besseren als Freund finden können, glaube mir.”
    „ Aber?”
    „ Nichts aber...”
    „ Bitte, Mutter, ich bleibe jetzt so lange hier stehen, bis du mir endlich die Wahrheit sagst. Peter wartet draußen auf mich, und sei es bis morgen früh.”
    Jetzt erschrak ihre Mutter tatsächlich.
    Sie wandte sich ab, damit Ellen nicht ihre Miene sehen konnte.
    „ Warum läßt du es nicht einfach so, wie es ist?” fragte sie bang über die Schulter zurück.
    „ Weil es für mich unerträglich ist, Mutter, deshalb. Und es ist auch unerträglich für Peter. Er hat dir schließlich nichts getan.”
    Ihre Mutter fuhr zu ihr herum und schaute sie mit solch ernsten Augen an, wie Ellen es bei ihr noch niemals erlebt hatte.
    „ Wie hast du ihn kennengelernt?” fragte Kara Kioto.
    „ Wie bitte?” wunderte sich Ellen.
    „ Du hast mir noch niemals erzählt, wie ihr beide euch kennengelernt habt. Du bist heim gekommen und warst verliebt. Erst wolltest du überhaupt nicht mit der Sprache herausrücken, aber ich habe es dir doch angesehen. Zwei Tage später hast du mir Peter vorgestellt, einfach so, als die selbstverständlichste Sache der Welt, und da...”
    „ Was war da?”
    „ Wie hast du ihn kennengelernt? Beantworte mir endlich diese Frage!” Waren nicht auf einmal Tränen in den Augen ihrer Mutter?
    „ Es – es...”, druckste Ellen herum. Wieso fiel es ihr so schwer, von dieser wahrhaft schicksalhaften Begegnung auf dem Campus der Universität Oxford zu erzählen?
    „ War – war es Liebe auf den ersten Blick?” schoß ihre Mutter gnadenlos ihre nächste Frage ab.
    Ellen wurde bewußt, daß ihre Mutter quasi den Spieß herumgedreht hatte: Nicht sie
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