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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
Autoren: Anja Hochmuth
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Völlig perplex starrte uns Mr. Morell an und
erklärte uns zum Sieger, wobei er uns bereits vom Unterricht entließ. Sofort
packte ich meine Tasche, floh in den Flur und begab mich auf den Weg zur
Cafeteria – nur Ayden schien kein Problem damit zu haben, Schritt zu halten.
Geduldig wie sonst was lief er neben mir her und wartete, dass ich auf seine
Frage zu sprechen kam und sie ihm beantwortete. Ich schwieg eisern, bis ich zur
Cafeteriatür kam, und dabei verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck immer mehr.
Anscheinend gehörte er nicht gerade zu den Geduldigsten.
    Die Frau an der Essenausgabe musterte uns
misstrauisch, während sie mir einen Teller mit Spaghetti Bolognese reichte.
Offenbar dachte sie, dass wir schwänzten. Zielstrebig und weiterhin schweigend
lief ich zu einem Tisch in der Ecke des Raumes und setzte mich – was Ayden mir
direkt gegenüber gleichtat. „Du lässt wohl nicht so schnell locker, oder?“,
neckte ich ihn halbherzig, wobei ich mich auf das Besteck in meinen Händen
konzentrierte und anfing zu essen. Ich ging gar nicht erst darauf ein, dass er
nichts aß, schließlich kannte ich das Gefühl kompletter Appetitlosigkeit. „Nein“,
kam die schlichte Antwort mit seiner wohltuenden, beinahe schon samtenen
Stimme, die mich unwillkürlich ein wenig an Kenneth erinnerte.
    „Und Geduld scheinst du auch ohne Ende zu haben“,
sagte ich bissig, nachdem ich meinen ersten Bissen runtergeschluckt hatte.
    „Das würde ich so nicht sagen“, erwiderte Ayden leise,
sodass ich aufsah. Er hatte sich leicht zu mir über den Tisch gebeugt und
musterte mich wieder so eindringlich mit seinen Augen, dass ich mir vorkam, als
würde ich geröntgt.
    „Ich schätze dich einfach nur als die Art Mensch ein,
bei der man mit übermäßigem Druck nicht viel erreichen kann.“ Mir blieb der
Bissen im Halse stecken und ich hustete leicht. „Gut erkannt“, presste ich
hervor und hustete wieder. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht
aus, doch es verschwand schnell.
    „Also: Warum?“, nahm er zielsicher seinen eigentlich
Faden auf. Ich seufzte ergeben, legte mein Besteck zur Seite, schob den Teller
von mir, verschränkte meine Hände, stützte mich mit meinen Ellenbogen auf dem
Tisch ab und bettete mein Kinn auf die verschränkten Finger. „Es ist eine lange
und komplizierte Geschichte“, begann ich zögernd. Warum ließ ich das überhaupt
mit mir machen?!
    „Ich weiß ja nicht, was du von mir denkst, aber ich
bin mir sicher, dass ich keinerlei Probleme haben werde, dir zu folgen“, kam
die selbstsichere Antwort von dem Schwarzhaarigen.
    „Also gut“, gab ich ein wenig heftiger als
beabsichtigt zurück. „Meine Eltern haben sich vor etwa zwei Jahren scheiden
lassen – nachdem ich mit ansehen musste, wie sie noch während ihrer Ehe
ihren jeweiligen Liebschaften nachgingen.“
    „Das ist sicherlich schrecklich … Wo kommst du denn
her?“
    „USA.“
    „Verzeih, wenn ich das so sage – aber nur deswegen
fährst du derart weit weg? Sie sind schließlich deine Familie …“
    „Nein, sind sie nicht“, unterbrach ich ihn vehement.
„Sie sind alles , nur nicht meine Familie! Ich bin gleich nach meinem
achtzehnten Geburtstag hierher gekommen, damit ich nicht weiter das Dasein
eines Fußballs fristen muss, der zu bestimmten Zeiten auf die verfeindete
Spielfeldseite gekickt wurde, nur um da zu hören, wie grässlich doch der
jeweils andere ist. Noch dazu kam, dass ich dadurch mitbekommen habe, wie oft
sich ihre Liebschaften änderten. Als Spion oder so etwas in der Art wurde ich
auch schon missbraucht, jedenfalls die kurze Zeit über, wo ich es nicht
bemerkte, dann stellte ich mich quer. Beide “, ich sprach das Wort mit so
viel Nachdruck aus, dass ich mir schon fast dämlich vorkam, „hatten nichts
gegen mein Vorhaben. Warum auch? Ein Faktor weniger, um den sie sich zu kümmern
hatten, in ihrer perfekten Finanzwelt voller Saus und Braus.“
    Ich hatte mich derart in Rage geredet, dass ich kurz
davor war, aufzustehen und – und diese Tatsache schmerzte mich mehr als alles
andere, weil ich es eigentlich nicht tun wollte – wegzulaufen. Vor einer
Konfrontation weglaufen … nein, das würde ich nicht, ich würde mich nicht auf
das niedere Level meiner Eltern begeben!
    Ayden hatte schweigend dagesessen und schien sich an
meiner Rage gar nicht zu stören. Als ich fertig war, nickte er vorsichtig,
gerade so, als würde er abschätzen, ob ich bei einer falschen Reaktion
explodierte oder in
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