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Im Pyjama um halb vier (German Edition)

Im Pyjama um halb vier (German Edition)

Titel: Im Pyjama um halb vier (German Edition)
Autoren: Jakob M. Leonhardt , Gabriella Engelmann
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angeblich so fürchtest.
    Dies ist nämlich meine ALLERLETZTE Nachricht an dich!
    Luca-Luisa

Chat
    BEN: Seit Jahrhunderten bemühen sich die Leute darum, Katastrophen möglichst genau vorherzusagen – Stürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche. Dabei könnten sie sich das genauso gut auch sparen. Katastrophen haben es nämlich nun einmal an sich, dass man sie nicht vorhersagen kann – sonst wären sie nämlich keine.
    SASCHA T-PUNKT: Blödsinn. Meine Eltern zum Beispiel sind die reinste Katastrophe. Trotzdem kann ich genau vorhersagen, wann sie das nächste Mal explodieren (nur weil ich angeblich irgendeinen Mist gemacht habe).
    NADINE CAT: Lieber Ben, das klingt so, als wenn du ziemlich tief in der Sch… steckst. Hast du deinen Optimismus verloren? Was ist los?
    NERDINATOR: Klar kann man Katastrophen vorhersagen – man kann sie bloß nicht verhindern.
    TOM BOMBADIL: Klingt so, als hättest du selber eine Katastrophe verursacht, Alter. Stimmt’s oder hab ich recht?

30. Kapitel
    Sonntag, 17. März
    BEN:
    Liebe Lulu,
    ich bin mir (fast) sicher, dass dies die letzte Nachricht ist, die du von mir lesen wirst – einfach deshalb, weil du hiernach nie wieder etwas mit mir zu tun haben werden willst. Garantiert. Eigentlich wollte ich mich gar nicht mehr melden, wollte einfach abtauchen und zu so etwas wie »Ben Submarine« werden. Ich dachte, dass es das Beste für uns beide ist. Dann hätten wir wenigstens die Erinnerung aneinander behalten – die Erinnerung an eine tolle Zeit und eine ungewöhnliche Liebe, von der wir vermutlich niemals jemandem hätten erzählen können (weil die anderen doch nur über uns gelacht hätten).
    Aber nun hast du mir so oft geschrieben in den letzten zwei Wochen, hast gefragt, gefleht und sogar gedroht. Darum habe ich beschlossen, mich eben doch noch mal bei dir zu melden. Ich denke – nein, ich befürchte –, dass du ein Recht auf die Wahrheit hast. Auch wenn sie dazu führen wird, dass du mich nicht länger lieben, sondern vermutlich hassen wirst. Darum möchte ich dich, bevor ich erkläre, was Sache ist, noch einmal fragen: Möchtest du wirklich wissen, was los ist? Oder wollen wir nicht einfach beschließen, uns nie wieder zu schreiben und die Erinnerung an unsere wunderbare Zeit so zu bewahren, wie sie bis vor Kurzem war?
    LULU:
    Wie ich bereits geschrieben habe: Ich will die WAHRHEIT! Und ich werde sie verkraften. Denn wenn du schreibst, dass wir uns sowieso NIEMALS sehen können, dann ist es doch eh schon fast egal…
    BEN:
    Ok, dann soll es so sein. Eigentlich ist die Wahrheit ganz einfach (und gleichzeitig auch hoch kompliziert). Es ist so. Ich, Ben Schumann, bin ein Fake. Ich heiße zwar wirklich Ben, ich lebe wirklich in München, bin wirklich 17 Jahre alt – aber ich habe dich trotzdem von Anfang an belogen, über so gut wie alles.
    Denn eigentlich bin ich eben doch nicht Ben. Sondern Robby. Alles, was ich dir über meinen Bruder erzählt habe, das gilt eigentlich für mich. ICH sitze seit fast drei Jahren im Rollstuhl, ICH hatte damals einen schlimmen Sportunfall, ICH bin derjenige, der tagelang schlecht gelaunt in seinem Zimmer hockt (was anderes kann ich sowieso nicht) und in ohrenbetäubender Lautstärke Heavy-Metal-Musik hört… aber ich habe es einfach nicht geschafft, dir das zu sagen. Weil ich die ganze Zeit Angst hatte, dass es dann sofort wieder mit uns vorbei gewesen wäre. Vielleicht verstehst du das Ganze etwas besser, wenn ich es dir als eine Geschichte erzähle: Stell dir einen Jungen vor, der seit fast drei Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist. Und dann, eines Tages, bekommt er ganz überraschend eine seltsame Nachricht von einem Mädchen, das auf der Suche nach jemand ganz anderem ist… So seltsam das klingen mag, aber schon bei den ersten Worten, die das fremde Mädchen geschrieben hat (»Bist du zufällig Ben, der beste Freund von Marco?«), hat der Junge im Rollstuhl gespürt, dass diese Anfrage etwas ist, das sein Leben verändern wird. Und es ist dann auch wirklich so gewesen. Der Junge merkte es zum Beispiel daran, dass er bisher nicht abergläubisch gewesen war und erst recht nicht an »Zeichen« geglaubt hatte. Aber an dem Tag, an dem er das Mädchen aus dem Internet kennenlernte, veränderte sich seine Einstellung. Er wusste plötzlich, dass dieses Zusammentreffen in den unendlichen Weiten des Internets kein Zufall war. Die ersten Chats waren für ihn wie ein kostbares Geschenk, eine Art Geschenk, mit dem er nie gerechnet hätte. Auf einmal war sie
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