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Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Titel: Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)
Autoren: Gabriele Kowitz
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an diesem kleinen
Überholmanöver, das mir geglückt ist, freuen und entspanne mich sogar ein
wenig. Nach einer kleinen Weile weist mich mein Beifahrer vorsichtig darauf hin
(nur keinen Stress machen!), dass ich vielleicht die Überholspur wieder frei
machen sollte. Ja, ja, rechts darf man sich hier nicht ausruhen. Aber ich will
mich auch gar nicht ausruhen, ich muss „dringend“ wieder die Scheiben wischen
bevor ich mich nach links einordne! Wirklich zu schade, dass es nicht regnet.
Im Gegenteil – die Sonne scheint, und wie. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf
und mir ist dennoch gut heiß … Wenn ich mich jetzt noch traue auf einen
Parkplatz abzubiegen, könnten wir eine Kaffeepause einlegen. Bei voller
Konzentration meinerseits verpasst der Scheibenwischer diesmal seinen Einsatz!
Dafür schaltet mein Beifahrer nicht, ich muss mich selber an der Gangschaltung
zu schaffen machen. Laut heult der Motor auf – das war mal wieder daneben. Dann
nutzen wir eben die Motorbremse, könnte fast Absicht gewesen sein. „Mama, das
hört sich an wie bei einem Rennfahrer“, lässt sich mein Sohn von der Rückbank
her vernehmen. „Mama legt halt gerne mal den Rallyegang ein“, setzt mein Mann
noch einen drauf. „Auch wenn es regnet und sie abbiegen will?“, stichelt meine
Tochter. Ich nehme es mit Humor, Rom ist schließlich auch nicht an einem Tag
erbaut worden.
    Wir waren 2 Wochen
in Irland. In dieser Zeit sind wir viel durch die Gegend gefahren und haben
viele schöne Seiten Irlands kennengelernt: z.B. den Ring of Kerry oder die
Cliffs of Moher. Meiner Familie gingen die flotten Sprüche über meine
Fahrkünste niemals aus. Gerne gebe ich zu, dass es ohne diese Neckereien
langweilig gewesen wäre. Die Straßen waren teils sehr schmal, teils sehr steil,
manchmal recht holprig. Wir haben erkannt, dass wir uns bei etlichen unserer
einheimischen Feldwege entschuldigen müssen, dass sie mit „Feldweg“ bezeichnet
werden. In Irland gingen sie glatt als „Straße“ durch, auf denen man
selbstverständlich 100 km/h fahren darf. Auf solchen Fahrten quer durch das
grüne Irland habe ich mir neben den zärtlichen Lästereien auch ehrlichen
Respekt meiner Familie verdient. Manchmal regnete es, ich habe den
Scheibenwischer ab und zu gebraucht. Uns und dem Auto ist nichts passiert,
obgleich die vielen für Irland typischen Mauern und Mäuerchen oft sehr nah an
die Straße grenzten. So manches Mal ist die linke Seite unseres Autos diesen
Mauern bedenklich nahe gekommen – ich gebe es zu. Aber allen Schandmäulern und
Spöttern zum Trotz: Wir sind wohlbehalten wieder zu Hause angekommen. Als wir
das Auto am Flughafen abgegeben hatten, standen mein Mann und meine beiden
Kinder vor mir und haben eine kleine La Ola für mich gemacht und „Hurra für
Mama, unsere beste Fahrerin!“ gerufen. Der Zug auf der „Ich bin die Größte“ –
Schiene nimmt wieder Fahrt auf!  Nur ungern gestehe ich, dass ich zu Hause in
meinem Auto zwei oder drei Mal überlegen musste, warum sich außer einem
Klick-Klack-Geräusch nichts weiter regt, wenn ich den Scheibenwischer anstelle …
Die Gangschaltung allerdings habe ich niemals auf der linken Seite gesucht.
Auch habe ich die Alarmanlage niemals unfreiwillig ausgelöst – was zugegebener
Maßen daran liegen könnte, dass mein Auto gar keine Alarmanlage hat.
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