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Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Titel: Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)
Autoren: Gabriele Kowitz
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vorerst
verschoben. Ich bin erleichtert – vielleicht könnte man die Flummis doch noch
mal brauchen … Ja, ein erfreuter Ausruf von Julia, die nach knapp zwei Stunden
die Schublade aufmacht, weil sie für ihren MP3-Player eine neue Batterie holen
möchte und dabei die Flummis entdeckt, gibt mir Recht: „Oh, toll! Mama, sieh
mal, was ich gefunden habe!“ Sie nimmt einen Flummi, lässt ihn auf den Fliesen
des Küchenbodens auftitschen, und der Ball landet, plumps, in der
Gemüseschüssel, in der (Gott sei Dank!) noch kein Gemüse ist. Ein Glück für das
Gemüse, die Folge ist aber, dass der Ball aus der Glasschüssel wieder
herausspringt, auf der Dunstabzugshaube neuen Schwung sammelt, um zwischen
Kühlschrank und Bügelbrett den Weg ins Esszimmer einzuschlagen. Ab unter den
Tisch, vorbei an einem Stuhl und einer nicht weggeräumten Schultasche springt
er eifrig in Richtung Kellertreppe. Meine Tochter gibt sich redliche Mühe,
schafft es aber nicht, den Flummi vor dem Absturz zu retten. Wild tobt sie ihm
hinterher, und findet ihn im Putzeimer, in dem ein Aufnehmer liegt, der sich
prima als Bremse eignet. Ich bin erleichtert – nichts und niemand hat Schaden
genommen. Spontan entscheide ich, dass es sich bei Gummibällen um recyclebaren
Müll handelt und werfe die zwei in der Schublade verbliebenen umgehend weg.
    Stolz sehe ich mir
mein Werk an: eine aufgeräumte Schublade. Ordnung hat – ich muss es zugeben –
etwas ganz Besonderes. Es sieht so … ordentlich aus. Ordnung strahlt etwas
Beruhigendes aus, das beruhigende Gefühl, genau zu wissen, wo etwas ist. Genau
zu wissen, wo alles ist! Versonnen blicke ich auf die Knethaken, die akkurat
neben den Schneebesen liegen, daneben in Reih und Glied Salatbestecke,
Kochlöffel und Suppenkelle. Schön ist das, einfach schön! Gleich darauf erwacht
wieder ein Funke Unruhe und kriecht stückchenweise meinen Rücken hinauf.
Unruhe, irgendjemand könnte auf die Idee kommen, in meiner mühevoll
geschaffenen Ordnung etwas unordentlich zu machen. Ängstlich blicke ich in Richtung
Küchentüre, ob bereits ein anders Familienmitglied naht. Schon ärgere ich mich,
dass mich die frisch hergestellte Ordnung in Stress versetzt. Vielleicht hätte
ich meiner heiligen Unordnung den Vorzug geben sollen! Der Entschluss, den Keller,
in dem sich (nicht nur augenblicklich) außer mir kaum noch jemand
zurechtfindet, in seinem derzeitigen Zustand zu belassen, drängt sich mir
förmlich auf. Wahrscheinlich wird es sich niemals ändern: Wenn meine Tochter
fragt, ob sie etwas basteln darf, könnte sie das gelbe Krepppapier brauchen,
das ich im Keller habe. Ich weiß genau, dass ich es im Keller habe, allerdings …

50 Cent für ...
    "Mama, ich
hab’ einen Bärenhunger. Ich hatte den ganzen Morgen nichts zu essen!",
erklärt mir mein Achtjähriger, als ich ihn aus der Schule abhole. Deutlich höre
ich einen Vorwurf in seiner Stimme, denn schließlich hatte ich ihm kein
Pausenbrot mitgegeben. Völlig schockiert über meine mangelnde Fürsorge versinke
ich fast in dem Gram, eine Rabenmutter zu sein, als mir einfällt, dass ich ihm
fünfzig Cent gegeben hatte, damit sollte er sich beim Bäcker zwei Brötchen
kaufen." Warum bist du denn nicht beim Bäcker gewesen, um dir etwas zu
kaufen?" Noch immer schmelze ich vor Mitleid fast dahin. "Ich hatte
kein Geld", lautet die knappe Erklärung. Oh, mein armer kleiner Junge hat
sein Geld verloren! Oder noch schlimmer, vielleicht hat es ihm ein anderes Kind
gestohlen! Vielleicht hat er es aber auch nur in seine Tasche gesteckt und hat
es nicht wieder gefunden. 1000 Gedanken gehen mir durch den Kopf, was meinem
kleinen Liebling für ein Unglück geschehen sein mag. Kaum zu Hause angekommen
stürze ich in die Küche, um meinem süßen, lieben kleinen Jungen schnellstens
ein Mittagessen zuzubereiten. Als die Kartoffeln kochen und die Bratwürstchen
schon in der Pfanne brutzeln, überlege ich, ob ich ihm zumuten kann, dass er
den Tisch deckt oder ob er zu geschwächt ist und geschont werden muss. Ich entschließe
mich für Schonung und nehme die Teller aus dem Schrank. Beiläufig frage ich
meinen Sohn, warum er kein Geld hatte, um sein Schulfrühstück zu kaufen.
"Ich habe zwei Bleistifte gekauft", erklärt er mir wiederum kurz und
knapp. "Von IKEA." Stolz präsentiert er mir zwei gelbe Stummelstifte,
mit denen man alles kann nur nicht schreiben. Ob diese beiden abgekauten
Hölzchen mal Bleistifte waren, vermag ich nicht zu sagen. "Gibt es einen
bestimmten
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