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Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)

Titel: Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)
Autoren: Gabriele Kowitz
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ich auch im Gesicht meines Gatten ein Grinsen. "Da war ich aber
fleißig und tapfer. Den Rest kannst du doch alleine machen? Ich fahre in der Zwischenzeit
zum Bäcker und hole uns zur Belohnung ein Stück Kuchen." Und schwuppdiwupp
stehe ich alleine vor dem nächsten Schrank mit Bettwäsche, Handtüchern, Waschlappen
und Tischdecken. "Hier bin ich!", ruft mir der Schweinehund entgegen.
"Komm doch, wenn du dich traust!" Und ob ich mich traue! Ich denke an
die Werbespots aus dem Fernsehen, in denen die stolze Hausfrau ihren
Wäscheschrank mit nach irgendeinem Weichspüler duftender Wäsche präsentiert.
Alle Handtücher liegen in gerader Linie übereinander, super ordentlich. Das
kann ich auch. Die Kinderhandtücher mit den Teddybären fliegen raus. Auch
Waschlappen mit Ernie und Bert brauchen wir nicht mehr. Die Pinguinbettwäsche
hat ebenfalls ausgedient. Probleme bereiten mir einzig die Spannbetttücher. Es
ist unmöglich, sie ordentlich zu falten. Sie sehen immer aus wie frisch
geknuddelt. Egal, ich verstecke sie hinter einem adrett aussehenden Stapel
Handtücher. Kaum eine Viertelstunde, ich bin stolz auf mich. Ich brauche einen
zweiten blauen Sack. Nun kommt mein Kleiderschrank an die Reihe. Hosen, die ich
zwar schick finde, in denen ich mich aber beim besten Willen nicht mehr wohl
fühle. Sie sind zu eng geworden, oder, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich
bin zu breit geworden. Diese Hosen sollten in den blauen Sack. Aber ich kann
mich nicht trennen. Vielleicht schaffe ich es ja bald mal mit dem Abnehmen. Ich
besorge mir eine Kiste, lege die Hosen hinein und hoffe darauf, dass ich es
fertig bringen werde, eine weitere Art aus der Gattung der Schweinehunde zu
überwinden indem ich mir das Nein-Sagen beim Naschen angewöhne. Einstweilen
sortiere ich die Winterpullover – schön gefaltet natürlich – in den Schrank und
die Sommerkleider in die Kiste. Nicht nur damit man die zu engen Hosen nicht
gleich sieht, sondern auch weil jetzt der Herbst gekommen ist, der Winter nicht
mehr lange auf sich warten lassen wird, und Platz für Schals, Handschuhe und
Mützen muss ja schließlich von irgendwo herkommen. Mit strahlendem Blick stehe
ich nun vor meinem Schrank. Alle Türen auf! "Hallo Schweinehund! Wo bist
du geblieben?" Oh, ich könnte stundenlang so stehen und gucken, mich
selber loben, dass ich mich endlich aufgerafft habe, mich erfreuen an dem, was
ich geschafft habe. Das Haustier ist weg. Ich habe es vertrieben. Aus dem
Schrank grinst mich niemand mehr an. Stattdessen grinse ich fröhlich vor mich
hin. Bis, ja bis mein Blick wieder auf die Kiste fällt und meine Gedanken zu
den zu engen Hosen wandern. Es war nicht richtig, sie da unten hinein zu legen.
Ich hätte ehrlich mit mir sein sollen, in diese Hosen werde ich in absehbarer
Zeit nicht wieder passen. "Du hättest sie in den blauen Sack stecken
sollen", verhöhnt mich der Schweinehund, den ich wohl offensichtlich mit
in die Kiste gestopft habe. "Ach, halt den Mund, ich habe dich gerade erst
besiegt. Das klappt auch wieder. Ich werde ein paar Kilos abnehmen. Warte nur
ab", schleudere ich dem lästigen Tier entgegen. Bevor ich dazu komme, mich
zu der einzig wahren fdH Diät (friss die Hälfte) zu entschließen, kommt mein
Mann mit dem Kuchen nach Hause. Als mir der Kaffeeduft in die Nase steigt bin
ich mir ganz sicher, dass ich den nächsten Schweinehund morgen – ob „schon“
oder „erst“ mag dahingestellt bleiben – überwinden werde. Heute gönne ich mir
ein Stück Kuchen! In der Garage, im Keller, in den Küchenschränken und wer weiß
wo noch lauern weitere Schweinehunde. Wie ich schon sagte, eine treue, sehr
anhängliche Rasse. Wenn mir jemand einen Tipp geben könnte, wie ich sie dauerhaft
aus dem Haus werfen kann, wäre ich wirklich dankbar.

Opel
    Schon seit
Tagen lief mein Bruder wie ein aufgeschrecktes Reh durch die Gegend. Er machte
alle verrückt, die ihm in die Quere kamen und nicht rechtzeitig ausweichen
konnten. Wer in Hörweite geriet, wurde zwangsläufig mitgerissen. Mal durch
fröhliches Singen, mal durch verwirrtes Fragen "Was wollte ich denn jetzt
noch?" "Weißt du wo ich dies oder jenes hingelegt habe?"
"Kannst du mir beim Suchen von ... helfen?" Wer es gar wagte im Weg
zu stehen, wo auch immer der Weg sein mochte, wurde ohne Rücksicht auf Verluste
zur Seite geschoben. Jeder wurde unruhig und nervös. Einfach jeder. Ich liebe
meinen Bruder, schließlich ist er mein Bruder, wir haben uns immer gut
verstanden. Aber was zu viel
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