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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse
Autoren: Lee Wilkinson
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einer kleinen Treppe, an deren Ende sich eine schmiedeeisern beschlagene Tür befand.
    „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, den Hintereingang zu benutzen. Aber da ich in Eile bin, war es der kürzeste Weg“, meinte er entschuldigend, als er Lucys verwirrtes Stirnrunzeln sah.
    „Nein, natürlich nicht“, versicherte sie ihm. „Aber wo sind wir denn nun genau?“
    Ohne darauf zu antworten, vertäute der Kunstagent das Boot an einem eingelassenen Eisenring, sprang überraschend leichtfüßig an Land und reichte Lucy die Hand, um ihr beim Aussteigen zu helfen.
    Rechts von der Tür hing eine Glocke, die Signor Candiano läutete.
    Gerade wollte Lucy noch einmal nachfragen, wo sie sich befanden, als ihnen eine rundliche, adrett in Schwarz gekleidete Frau mittleren Alters die Tür öffnete.
    „ Ciao , Signora Rosa“, begrüßte Signor Candiano sie. „Das ist Signorina Weston .“ Schon auf dem Weg zurück nach unten, sagte er noch zu Lucy: „Rosa ist die Haushälterin und wird sich um Sie kümmern.“
    Nachdem er abgefahren war, führte die Haushälterin Lucy am Dienstbotentrakt vorbei nach oben in den ersten Stock. Hinter einer Rundbogentür gelangten sie in eine Marmorhalle mit einer eleganten Wendeltreppe.
    Gerade wollte Lucy die Haushälterin auf Italienisch fragen, wo sie waren und wem der Palazzo gehörte, als diese eine kunstvoll mit Schnitzereien versehene Tür öffnete, hinter der sich ein Wohnraum mit mehreren Bogenfenstern befand.
    Lucy fand den Salon ausgesprochen schön. Der schlichte bernsteinfarbene Teppichboden gefiel ihr ebenso wie die gemütliche helle Einrichtung.
    „… bin gleich bei Ihnen.“
    Lucy hörte noch die letzten Worte Rosas, als diese enteilte und leise die Tür hinter sich schloss.
    Na, wunderbar! Weder wusste sie inzwischen, in wessen Palazzo, noch wo sie sich befand, und den Namen der Person, auf die sie wartete, kannte sie auch nicht.
    Neugierig ging Lucy zu einem der Fenster, schaute hinaus und erkannte den Kanal unter ihr als den Canal Grande. Nun, wenigstens eine Frage, die sich beantworten ließ.
    „Guten Morgen, Miss Weston.“
    Als sie sich umdrehte, sah Lucy, dass ein großer dunkelhaariger und schlanker Mann mit breiten Schultern hereingekommen war und sie musterte. Er trug einen grauen Business-Anzug, ein weißes Hemd und eine passende Krawatte.
    Völlig verblüfft starrte sie ihn an, als er hinzufügte: „Willkommen im Palazzo Ca’ del Leone.“
    Ein, zwei Momente dauerte es, ehe sie sich nach der Aufregung wieder gefasst hatte und bemerkenswert gelassen hervorbringen konnte: „Guten Morgen, Signor Lorenzo. Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.“
    „Das kann ich mir vorstellen“, antwortete er spöttisch.
    Darüber war sie so aufgebracht, dass ihre Freude nach dem ersten Schock dem Ärger wich. „Sie hingegen aber erwarteten, mich zu treffen?“
    „Das stimmt.“
    „Darf ich fragen, warum Sie nichts sagten, als ich Ihnen erklärte, was mich nach Venedig führt?“
    Er behandelte sie aufreizend kühl und gab sich völlig ungerührt von ihrer mühsam kaschierten Empörung. „Weil ich es schöner fand, Sie bei unserer zweiten Begegnung zu überraschen.“
    Lucy hatte zwar einen Hang zum Dramatischen, aber auf Überraschungen war sie nie sonderlich erpicht gewesen. Oft waren diese eher ein Schock. Und die dazugehörende Spannung und Aufregung mochte sie auch nicht. Gereizt stieß sie hervor: „Schon als Kind hasste ich meinen Springteufel.“
    „Während ich meinen liebte.“ In seinen Augen leuchtete es auf, als bereitete ihm ihre Verwirrung eine böse Zufriedenheit.
    „ Ich sollte also im Nachteil sein. Warum?“
    „Vielleicht, weil ich gerne im Vorteil bin.“
    Offenbar hatte sie einen Strategen vor sich. Dabei wusste sie bislang weder, was für eine Art Spiel sie spielten, noch kannte sie die Regeln.
    Er musterte sie, ließ seinen Blick von ihrem seidigen dunklen Haar zu ihren leicht mandelförmigen Augen gleiten und weiter zu ihrer geraden Nase, den vollen Lippen und dem festen Kinn, das auf Hartnäckigkeit hinwies.
    Als er sah, wie sie sich unbehaglich bewegte, deutete er belustigt auf einen der Sessel, die vor dem offenen Kamin standen. „Wollen Sie sich nicht setzen?“
    Da sie weiche Knie hatte, wollte sie es sehr gern. Als sie sich auf die Polster sinken ließ, kam von irgendwoher eine schwarze Katze und strich um ihre Beine. „Hallo …“ Lucy beugte sich hinunter, um sie hinter ihren Ohren zu kraulen, und das Tier schnurrte. Dann,
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