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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse
Autoren: Lee Wilkinson
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tap, tap, tap, sprang ihr ein zweites Kätzchen auf den Schoß. Beide Katzen waren rabenschwarz und hatten hellgrüne Augen.
    „Darf ich vorstellen: Castor und Pollux. Kurz Cas und Poll. Mögen Sie Katzen?“
    „Ich mag Tiere. Sind es Zwillinge?“
    „Ja, ich glaube. Aber keine himmlischen. Sie stehen in dem Ruf, des Öfteren zu kratzen und zu beißen … Und jetzt ab mit euch.“ Er öffnete eine Tür links neben dem Kamin und scheuchte das Pärchen ins Nachbarzimmer. Wieder zu Lucy gewandt, fragte er: „Hätten Sie lieber einen Caffè latte oder einen Zitronentee?“
    Sie hatte wirklich Lust auf einen italienischen Milchkaffee, aber in einem merkwürdigen Anfall von Geschmacksverirrung antwortete sie: „Weder noch, danke. Ich würde lieber gern etwas über den Job erfahren, der mich hierhergeführt hat. Signor Candiano hat mir fast nichts gesagt.“
    „Er folgte nur meinen Anweisungen.“
    Entschlossen, ihm nicht in die Hände zu spielen, verkniff sich Lucy weitere Fragen und wartete einfach ab.
    Er lächelte, offenbar amüsiert, weil sie sich so sträubte, sich beeinflussen zu lassen, und setzte sich ihr gegenüber: „Von mir erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.“
    Es war das erste Mal, dass er sie angelächelt hatte. Obwohl es deutlich nicht als Charmeoffensive gedacht war, raubte es ihr den Atem und beschleunigte ihren Puls. Sich insgeheim ermahnend, ihre erotischen Fantasien in Zaum zu halten, schmeichelte Lucy: „Wie überaus nett von Ihnen, Signor Lorenzo.“
    Ihre zuckersüße Bissigkeit ignorierend, fuhr er sanft fort: „Da wir in nächster Zeit viel zusammenarbeiten werden, erscheint es mir angebrachter, wenn wir uns duzen. Ich heiße Michele.“
    „Also … na gut“, stammelte sie und ärgerte sich über ihre Unbeholfenheit.
    Er kommentierte ihre Verlegenheit, indem er amüsiert eine Augenbraue hob und fortfuhr: „Also, Lucy – ich darf dich doch Lucy nennen? – was willst du wissen?“
    Zeig ihm ja nicht, wie sehr er dich beeindruckt, ermahnte sie sich selbst und versuchte betont gelassen nachzufragen: „ Wie werden wir zusammenarbeiten?“
    Wieder sah er sie so anzüglich an. „Freundschaftlich, hoffe ich.“
    Das bezweifelte sie jetzt schon. „Könntest … du mich vielleicht über den Stand des Projekts informieren?“, brachte sie vor. „Ich dachte eigentlich, Signor Candiano wäre Peter Sebastians Agent, aber vielleicht bist du es ja?“
    „Nein.“ Er musterte sie, als lauere er auf eine Reaktion, und sagte dann ruhig: „Mir gehört der Palazzo Ca’ del Leone.“ Als sie weiter nur höflich schwieg, stichelte er: „Hat es dich überrascht, wieder hier zu sein?“
    Lucy zog die Stirn kraus. „Da ich das erste Mal hier bin, kann ich es nur verneinen.“
    „Du warst noch nie hier zu Besuch?“
    „Wie ich dir gestern Abend schon sagte, bin ich zum ersten Mal in Venedig.“
    Sitze ich jetzt hier auf der Anklagebank?, fragte sich Lucy verwirrt. Und wenn ja, warum? Was warf er ihr vor? Glaubte er aus irgendeinem Grund, sie würde lügen?
    Michele Lorenzo war wirklich der verwirrendste, arroganteste und gleichzeitig faszinierendste Mann, dem sie je begegnet war – eine gefährliche Mischung.
    Verärgert presste Lucy die Lippen zusammen und schwieg.
    „Du trägst deinen Verlobungsring ja gar nicht.“
    Aufgeschreckt durch seine plötzliche kritische Anmerkung, reagierte sie abwehrend. „Ist das wichtig?“
    Er stand auf und baute sich vor ihr auf: „Für deinen Verlobten dürfte es das sein. Warum trägst du ihn nicht?“
    Das geht dich nichts an, hätte sie sagen können. Oder sich damit entschuldigen, den Ring auf dem Nachttisch vergessen zu haben. Aber Lucy war in diesem Moment so durcheinander, dass sie einfach mit der Wahrheit herausplatzte. „Ich habe gemerkt, dass die Verlobung ein Fehler war.“
    „Aber den Ring behältst du?“
    Sie bebte vor Empörung. „Natürlich nicht. Sobald ich wieder zu Hause bin, werde ich ihn Paul zurückgeben.“
    „Tatsächlich?“ Er ließ sie nicht aus den Augen. „Ich muss dir gratulieren.“
    „Warum?“
    „Weil du nicht nur schnell, sondern auch gerissen bist.“
    „Ich fürchte, ich verstehe nicht.“
    „Vermutlich hast du schon einen neuen Kandidaten – oder sollte ich sagen Opfer – aufgetan.“
    Jetzt reichte es aber!
    Mit vor Zorn geröteten Wangen und blitzendem Blick sprang Lucy auf. „Signor Lorenzo, Ihre Bemerkungen sind nicht nur unangebracht, sondern auch äußerst beleidigend. Ich kam hierher, weil mich
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