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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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Besonderes.«
    Morriss zündete sich eine Zigarette an und bot Lucky und Bigman zu rauchen an, was diese aber ablehnten. »Was wissen Sie von der Venus, Lucky?«
    Lucky lächelte. »Das übliche, was man in der Schule lernt. Nur schnell einige Stichworte: Zweiter Planet von der Sonne, etwa siebenundsechzig Millionen Meilen mittlere Sonnenentfernung. Größte Erdnähe sechsundzwanzig Millionen Meilen. Die Venus ist etwas kleiner als die Erde, und ihre Schwerkraft beträgt etwa fünf Sechstel Terra-Norm. Die Kreisbahn um die Sonne dauert etwa siebeneinhalb Monate, und ihr Tag ist etwa sechsunddreißig Stunden lang. Die Oberflächentemperatur ist etwas höher als die der Erde, aber nicht viel. Das liegt an den Wolken. Die ganze Venus ist von Meer bedeckt, dessen Oberfläche wiederum fast vollständig von Seetang bedeckt ist. Die Atmosphäre besteht aus Kohlendioxyd und Stickstoff und ist daher für die menschliche Atmung nicht geeignet. Stimmt's, Dr. Morriss?«
    »Sie haben in der Schule gut aufgepaßt«, lächelte der Biophysiker, »aber ich hatte eher die gesellschaftlichen Verhältnisse und nicht die geographischen Fakten gemeint.«
    »Nun, das ist etwas schwieriger. Ich weiß natürlich, daß die Menschen hier in Kuppelstädten in den seichteren Teilen des Meeres leben, und wie ich mich selbst überzeugen konnte, ist das städtische Leben auf der Venus ziemlich weit fortgeschritten – viel weiter als auf dem Mars zum Beispiel.«
    »He!« brauste Bigman auf.
    Die Augen von Morriss richteten sich auf den Marsianer. »Sie sind nicht der gleichen Meinung wie Ihr Freund?«
    Bigman zögerte. »Nun, vielleicht hat er recht, aber er braucht das ja nicht so zu sagen.«
    Lucky lächelte und fuhr fort: »Die Venus ist ein ziemlich hochentwickelter Planet. Ich glaube, daß sie etwa fünfzig Städte hat und eine Gesamtbevölkerung von etwa sechs Millionen. Sie exportieren in erster Linie getrockneten Seetang, der, soviel ich weiß, ein ausgezeichnetes Düngemittel ist, sowie Hefekonzentrate für Tierfutter.«
    »Sie sind wirklich gut informiert«, lobte Morriss. »Wie war übrigens das Essen im Grünen Saal, meine Herren?«
    Lucky stutzte über den plötzlichen Themenwechsel und sagte dann: »Sehr gut. Warum fragen Sie?«
    »Das werden Sie gleich sehen. Was hatten Sie denn?«
    »Das Tagesgericht. Ich denke, es war eine Art Rindsgulasch mit einer ausgezeichneten Soße und dann ein Gemüsegericht. Vorher gab es einen Obstsalat und dann eine Art Tomatensuppe.«
    »Und Geleesamen als Nachtisch«, unterbrach Bigman.
    Morriss lachte. »Das stimmt natürlich alles nicht, müssen Sie wissen«, sagte er. »Sie hatten weder Rindfleisch noch Obst, noch Tomaten, nicht einmal Kaffee. Man hat Ihnen nur eines vorgesetzt – nämlich Hefe!«
    »Was?« kreischte Bigman.
    Einen Augenblick war auch Lucky überrascht. Er kniff die Augen zusammen und fragte dann: »Ist das Ihr Ernst?«
    »Natürlich. Das ist die Spezialität des Grünen Saales. Es wird natürlich nie davon geredet, sonst würden sich Erdmenschen weigern, dort zu essen, aber der Grüne Saal ist eine der wichtigsten Versuchsstationen auf der Venus.«
    Bigman schnitt eine Grimasse und schrie wütend auf: »Denen werd' ich's zeigen! Den Rat schalte ich da ein! Die können mir doch nicht Hefe geben, ohne mir etwas zu sagen, als wäre ich ein Pferd oder eine Kuh – oder ein ...«
    Die Luft ging ihm aus.
    »Ich vermute«, sagte Lucky, »daß Ihre augenblicklichen Schwierigkeiten irgendwie mit Hefe zu tun haben.«
    »Das vermuten Sie?« fragte Morriss trocken. »Dann haben Sie unsere offiziellen Verlautbarungen nicht gelesen. Auf der Erde glaubt man, daß wir hier übertreiben. Aber ich kann Ihnen versichern, daß dem nicht so ist. Und das sind nicht nur augenblickliche Schwierigkeiten. Hefe, Lucky, Hefe! Das ist der Anfang und das Ende aller Dinge hier auf diesem Planeten.«
    Ein kleiner Serviertisch mit einer Kaffeemaschine und drei Tassen Kaffee war soeben in das Wohnzimmer gerollt. Der Wagen blieb zuerst vor Lucky stehen, dann vor Bigman, und schließlich nahm Morriss die dritte Tasse, führte sie zum Mund und wischte sich dann genießerisch den Schnurrbart.
    »Wenn Sie Sahne und Zucker haben wollen, meine Herren, können Sie das auch haben«, sagte er.
    Bigman schnüffelte plötzlich argwöhnisch und fragte: »Hefe?«
    »Nein. Echter Kaffee.«
    Einen Augenblick tranken sie schweigend, dann sagte Morriss: »Es kostet viel Geld, die Venus zu besiedeln, Lucky. Unsere Städte müssen
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