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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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gespeist? Um Ihnen den Abend so angenehm wie möglich zu gestalten, freut sich die Geschäftsleitung unseres Hauses, Ihnen die magnetonischen Rhythmen von Tobe Tobias und seinen ...«
    Während die Stimme weiterredete, verblaßten die Lichter, und der Rest seiner Worte wurde von den staunenden Ausrufen der Gäste übertönt, von denen die meisten frisch von der Erde gekommen waren. Die Aquariumkugel an der Decke war plötzlich ein leuchtender grüner Smaragd, und das Schimmern der Meeresbänder stach grell davon ab. Man hatte den Eindruck, die Kugel sei aus lauter Facetten zusammengesetzt, so daß sie bei ihrer Drehung wechselnde Schatten durch den Saal huschen ließ. Die Musik, die irgendwo aus dem Nichts zu kommen schien, wurde lauter. Magnetonische Musik – Klänge, die dadurch erzeugt wurden, daß Stäbe von verschiedener Form geschickt durch Magnetfelder bewegt wurden, die jedes Instrument umgaben.
    Männer und Frauen erhoben sich und strebten der Tanzfläche zu. Morriss gab Lucky ein Zeichen und erhob sich.
    Lucky und Bigman folgten Morriss schweigend. Als sie hinausgingen, schlossen sich ihnen ein paar Männer mit grimmigen Gesichtern an. Sie blieben weit genug zurück, um nicht aufzufallen, aber Lucky war dennoch überzeugt, daß jeder von ihnen die Hand am Kolben seiner Waffe hielt. Das eine stand fest – Mel Morriss von der venusianischen Abteilung des Senats der Wissenschaften schien die Lage sehr ernst zu nehmen.
     
    Lucky sah sich in Morriss' Wohnung um. Sie war nicht gerade luxuriös eingerichtet, aber zweifellos komfortabel. Wenn man darin wohnte, konnte man leicht vergessen, daß sich nur hundert Meter darüber eine durchsichtige Kuppel spannte, die den Wogen des Meeres das Eindringen verwehrte.
    Was Lucky am meisten beeindruckte, war die Sammlung von Buchfilmen, die ein ganzes Regal füllte.
    »Sie sind Biophysiker, Dr. Morriss?« fragte er.
    »Ja«, nickte Morriss.
    »Ich habe mich an der Akademie auch mit Biophysik beschäftigt«, bemerkte Lucky.
    »Ich weiß. Ich habe Ihre Arbeit gelesen. Darf ich Sie übrigens David nennen?«
    »So heiße ich zwar«, nickte der Erdmensch, »aber jedermann nennt mich Lucky.«
    Bigman hatte unterdessen einen der Filmhalter geöffnet, ein Stück Film abgespult und ans Licht gehalten. Er verdrehte in gespieltem Abscheu die Augen und klappte die Kassette wieder zu.
    »Aber wie ein Wissenschaftler aussehen tun Sie nicht«, sagte er herausfordernd zu Morriss.
    »Das kann ich mir denken«, sagte Morriss, ohne beleidigt zu sein. »Wissen Sie, das hilft einem.«
    Lucky wußte, was er damit meinte. In dieser Zeit, in der die Wissenschaft die ganze Gesellschaft und die Kultur der Menschheit durchdrang, konnten sich die Wissenschaftler nicht nur ihren Laborarbeiten widmen. Aus diesem Grund war auch der Rat der Wissenschaften ins Leben gerufen worden. Ursprünglich beabsichtigte man damit nur, ein Beratergremium zu schaffen, das die Regierung in Angelegenheiten von galaktischer Bedeutung beraten sollte. Aber im Lauf der Jahre war mehr und mehr eine Gesellschaft zur Bekämpfung von Verbrechen, eine Art Gegenspionage-Agentur daraus geworden. Mehr und mehr Fäden der eigentlichen Regierungsgewalt vereinigten sich in ihren Händen. Eines Tages würden die Aktivitäten des Rates vielleicht dazu führen, daß sich ein Imperium bildete, das die ganze Milchstraße umfaßte und in dem alle Menschen in Frieden und Harmonie leben konnten.
    Und so ergab es sich, da die Mitglieder des Rates viele Pflichten zu erfüllen hatten, die mit eigentlicher Wissenschaft überhaupt nichts mehr zu tun hatten, daß es für sie wesentlich günstiger war, wenn sie nicht wie Wissenschaftler aussahen – solange sie nur den entsprechenden Verstand besaßen.
    »Würden Sie mir jetzt sagen, worin die Schwierigkeiten hier eigentlich bestehen?« sagte Lucky.
    »Wieviel hat man Ihnen auf der Erde schon gesagt?«
    »Fast überhaupt nichts. Ich vertraue lieber den Leuten an Ort und Stelle.«
    Morriss lächelte, wobei eine Spur von Ironie durchschimmerte.
    »Sie vertrauen den Leuten an Ort und Stelle? Das ist eigentlich nicht die Art der Herren von der Zentrale. Man schickt Spezialisten, und dann kommen Leute wie dieser Evans.«
    »Oder ich«, sagte Lucky.
    »In Ihrem Fall ist es etwas anderes. Wir wissen alle, was Sie letztes Jahr auf dem Mars geleistet haben, und haben auch von den Ereignissen auf den Asteroiden gehört.«
    Luckys Gesicht rötete sich, und er sagte hastig: »Nun, das war nichts
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