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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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Menschen in Stücke schneiden. Unwillkürlich griff seine Hand danach.
    Eine Stimme hinter Bigman sagte: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Bigman drehte, sich herum, bereit, dem Störenfried, wenn nötig, an die Kehle zu springen. Aber der Mann wirkte alles andere als gefährlich. Er war äußerst korpulent, sein Gesicht war rund, und sein ergrauendes Haar war sorgfältig über eine kahle Stelle am Hinterkopf gekämmt. Seine Augen waren klein und blau und schimmerten freundlich. Natürlich trug er nach venusianischer Mode einen großen Schnurrbart.
    »Aber bitte, setzen Sie sich doch!« lud Lucky freundlich ein. Seine Aufmerksamkeit schien einzig und allein der Kaffeetasse zu gelten, die er in der rechten Hand hielt.
    Der Dicke setzte sich. Seine Hände ruhten auf dem Tisch. Ein Handgelenk war deutlich zu sehen, wenn auch die andere Handfläche schützend darüber lag. Für einen Augenblick wurde eine ovale Stelle, die wie ein Muttermal aussah, ganz dunkel. In ihr tanzten kleine gelbe Flecken und bildeten das vertraute Bild des Großen Bären und des Orion. Dann verschwand das Zeichen wieder, und keine Spur verriet, was sie eben gesehen hatten. Diese Kennmarke des Rates der Wissenschaften konnte weder gefälscht noch nachgeahmt werden. Die Art und Weise, wie dieses Bild durch reine Willenskraft hervorgerufen wurde, war eines der bestgehütetsten Geheimnisse des Rates.
    »Mein Name ist Mel Morriss«, sagte der Dicke.
    »Das habe ich mir gleich gedacht«, meinte Lucky. »Man hat Sie mir beschrieben.«
    Bigman lehnte sich beruhigt in seinen Stuhl zurück. Mel Morriss war der Leiter des venusianischen Zweigbüros des Rates. Bigman hatte von ihm gehört. In gewisser Weise war er erleichtert, in anderer Hinsicht auch etwas enttäuscht. Er hatte damit gerechnet, daß es zu einer Auseinandersetzung kommen würde – vielleicht hätte man dem Dicken Kaffee ins Gesicht schütten oder den Tisch umkippen müssen. Und dann hätte es etwas Aufregung gegeben. Und Bigman mochte es, wenn sich um ihn etwas rührte.
    »Auf der Venus ist es schön«, eröffnete Lucky das Gespräch.
    »Sie haben sich unser Aquarium angesehen?«
    »Es ist einzigartig.«
    Der Venusianer lächelte und hob die Hand. Der Kellner brachte ihm eine Tasse heißen Kaffee. Morriss ließ ihn einen Augenblick abkühlen und sagte dann leise: »Ich glaube, Sie sind enttäuscht, mich hier zu sehen. Sie haben andere Gesellschaft erwartet, denke ich.«
    »Ich hatte mich darauf gefreut, mich mit einem Freund unterhalten zu können«, sagte Lucky kühl.
    »Ja«, nickte Morriss. »Sie hatten sogar an Evans ein Spatiogramm geschickt, daß er Sie hier erwarten möge.«
    »Ich sehe, daß Ihnen das bekannt ist.«
    »Ganz richtig. Evans wird schon seit einer Weile genau beobachtet. Alle Mitteilungen an ihn gehen über mich.«
    Ihre Stimmen waren leise. Selbst Bigman fiel es schwer, jedes Wort zu verstehen.
    »Das dürfen Sie nicht tun«, sagte Lucky.
    »Sie sprechen als sein Freund?«
    »Ja.«
    »Und ich nehme an, daß er Sie als Ihr Freund davor gewarnt hat, zur Venus zu kommen.«
    »Ich sehe, daß Sie auch das wissen.«
    »Ganz richtig. Und bei Ihrer Landung auf der Venus hätte es beinahe eine Katastrophe gegeben. Habe ich recht?«
    »Ja. Sie wollen sagen, daß Evans ein solches Ereignis befürchtet hat?«
    »Befürchtet? Ewiger Weltraum! Ihr Freund Evans hat diesen Unfall herbeigeführt .«

 
3.
     
    Luckys Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Können Sie mir darüber Einzelheiten angeben?« fragte er.
    Wieder lächelte Morriss, wobei der monströse venusianische Schnurrbart seinen Mund zur Hälfte verbarg. »Nicht hier, tut mir leid.«
    »Wo denn?«
    »Einen Augenblick!« Morriss sah auf die Uhr. »In ein paar Minuten fängt hier die Show an. Tanz im Meereslicht.«
    »Meereslicht?«
    »Die Kugel oben wird schwach grün leuchten. Die Leute werden tanzen. Und wir stehen dann mit ihnen auf und verlassen den Raum unauffällig.«
    »Das klingt ja gerade, als wären wir im Augenblick in größter Gefahr.«
    Morriss sah ihn ernst an. » Sie sind das auch. Ich kann Ihnen versichern, daß unsere Leute Sie nie aus den Augen gelassen haben, seit Sie Aphrodite betreten haben.«
    Plötzlich hallte eine freundliche Stimme an ihr Ohr. Sie schien aus dem Kristalleuchter auf ihrem Tisch zu kommen. Nachdem auch die anderen Gäste ihre Leuchter plötzlich anstarrten, schien diese Vermutung zuzutreffen.
    Die Stimme sagte: »Meine Damen und Herren, willkommen im Grünen Saal. Haben Sie gut
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