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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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Sauerstoff aus Wasser herstellen, und dazu braucht man riesige Elektrolysestationen. Und dann erfordert es ungeheure Mengen an Energie, die Kuppeln gegen ein Gewicht von Milliarden von Tonnen Wasser stabil zu erhalten. Aphrodite verbraucht in einem Jahr ebensoviel Energie wie der ganze südamerikanische Kontinent, hat aber nur ein Tausendstel seiner Bevölkerung.
    Wir müssen uns diese Energie natürlich irgendwie verdienen. Wir müssen zur Erde exportieren, um Kraftstationen, Spezialmaschinen, Atomtreibstoff und derlei Dinge kaufen zu können. Das einzige Produkt der Venus ist Seetang, allerdings in unerschöpflichen Mengen. Einen Teil davon exportieren wir als Düngemittel, aber das ist keine Lösung für unser Problem. Den Großteil unseres Seetangs verwenden wir als Ausgangsprodukt für Hefe – zehntausend und mehr Variationen von Hefe.«
    Bigman runzelte die Stirn. »Einen großen Unterschied zwischen Seetang und Hefe sehe ich nicht.«
    »Hat Ihnen Ihr letztes Essen nicht geschmeckt?« erkundigte sich Morriss.
    »Bitte, fahren Sie fort, Dr. Morriss!« sagte Lucky.
    Morriss meinte: »Mr. Jones hat natürlich ...«
    »Nennen Sie mich Bigman!«
    Morriss sah den kleinen Marsianer an und fuhr ungerührt fort: »Wie Sie wollen. Bigman hat natürlich durchaus recht, wenn er im allgemeinen eine geringe Meinung von Hefe hat. Unsere wichtigsten Hefekulturen sind auch nur für Tierfutter zu gebrauchen. Trotzdem ist Hefe etwas sehr Nützliches. Mit Hefeprodukten gefütterte Schweine sind billiger und besser als solche, die mit natürlichen Futterstoffen gemästet wurden. Die Hefe hat einen hohen Kaloriengehalt und besitzt reichlich Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.
    Aber dann gibt es auch bestimmte Kulturen, die der Grüne Saal auf seine Speisekarte schreibt und an denen selbst der feinste Gaumen nichts auszusetzen haben kann. Keine dieser Kulturen wird in Massen produziert, aber eines Tages wird das der Fall sein. Ich glaube, Sie können sich schon vorstellen, worauf das alles hinausläuft, Lucky.«
    »Ich denke schon.«
    »Ich nicht«, brummte Bigman.
    Morriss war schnell mit einer Erklärung zur Hand. »Die Venus wird ein Monopol auf diese Luxuskulturen haben. Keine andere Welt wird sie besitzen. Ohne die Erfahrung, die die Venus in Zymokulturen hat ...«
    »In was?« fragte Bigman.
    »In Hefekulturen. Ohne die Erfahrung der Venus könnte keine andere Welt solche Hefearten entwickeln oder sie erzeugen. Sie sehen also, daß unser Planet einen äußerst profitbringenden Handel mit der ganzen Galaxis aufziehen könnte. Das wäre nicht nur für die Venus wichtig, sondern auch für die Erde und die ganze Sonnenföderation. Wir sind das am dichtesten bevölkerte System in der ganzen Galaxis, weil wir auch das älteste sind. Wenn wir ein Pfund Hefe für eine Tonne Weizen tauschen könnten, wäre alles gut.«
    Lucky hatte sich Morriss' Vortrag geduldig angehört. Jetzt sagte er: »Aus demselben Grund würde es im Interesse einer fremden Macht liegen, das Hefemonopol der Venus zu brechen, um damit die Erde zu schwächen.«
    »Das haben Sie also erkannt, nicht wahr? Ich wollte, ich könnte die übrigen Ratsmitglieder auch von dieser akuten Gefahr überzeugen. Wenn uns unser Wissen um die Entwicklung von Hefekulturen gestohlen wird, könnte das zu katastrophalen Folgen führen.«
    »Nun gut«, meinte Lucky, »damit wären wir beim Kern des Problems angelangt: Sind solche Diebstähle vorgekommen?«
    »Noch nicht«, entgegnete Morriss grimmig. »Aber seit sechs Monaten sind hier so viele seltsame Vorfälle passiert, daß wir nicht mehr wissen, was wir denken sollen. Manchmal muß man sogar darüber lachen – wie zum Beispiel im Fall des alten Mannes, der Kindern Geldstücke zuwarf und dann zur Polizei lief und behauptete, daß man ihn beraubt hätte. Auf Zeugenangaben, daß er das Geld freiwillig hergegeben hätte, wurde er wütend und bestand darauf, daß er nichts dergleichen getan hätte. Es gibt aber auch ernstere Fälle – der Fahrer eines Frachtkarrens hat zum Beispiel einen Ballen Seetang im Gewicht von einer halben Tonne im falschen Augenblick losgelassen und damit zwei Menschen getötet. Später behauptete er, er hätte davon überhaupt nichts gewußt.«
    Bigman stieß einen erregten Schrei aus: »Lucky! Die Piloten auf dem Landungsboot haben das auch behauptet.«
    Morriss nickte. »Ja, und ich bin offengestanden beinahe froh, daß gerade Ihnen das zugestoßen ist. Vielleicht glaubt jetzt der Rat eher, daß hier etwas
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