Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
im Gange ist.«
    »Ich vermute, Sie denken an Hypnose«, sagte Lucky.
    Morriss verzog die Lippen zu einem humorlosen Lächeln.
    »Hypnose ist ein milder Ausdruck dafür, Lucky. Kennen Sie Hypnotiseure, die ihren Einfluß über größere Entfernungen hinweg und auf Leute, die sich dagegen sträuben, ausüben können? Ich behaupte, daß irgend jemand auf der Venus die Fähigkeit besitzt, andere Menschen vollkommen in seinen geistigen Bann zu ziehen. Der Betreffende experimentiert, um seine suggestiven Kräfte zu vervollkommnen. Jeden Tag wird es schwieriger, diese Kräfte zu bekämpfen. Vielleicht ist es schon zu spät.«

 
4.
     
    Bigmans Augen funkelten. »Es ist nie zu spät, wenn Lucky sich einmal eines Falles annimmt. Wo fangen wir an?«
    »Bei Lou Evans«, sagte Lucky leise.
    Morriss runzelte die Stirn. »Sie sind sein Freund. Sie wollen ihn verteidigen, das weiß ich. Es ist keine angenehme Geschichte ...«
    »Ich lasse mich nicht von Gefühlen leiten, Dr. Morriss«, sagte Lucky. »Ich kenne Lou Evans sehr gut, und ich weiß, daß er einfach nicht fähig ist, etwas zu tun, was entweder dem Rat oder der Erde schadet.«
    »Dann hören Sie zu und fällen Sie selbst Ihr Urteil. Evans hat hier überhaupt nichts ausgerichtet. Ich weiß wirklich nicht, warum man ihn so hochtrabend ›Spezialagent‹ nennt.«
    »Dr. Morriss, nehmen Sie es mir nicht übel – aber war es Ihnen etwa nicht recht, daß er kam?«
    »Nun, sagen wir, ich sah einfach keinen Grund dafür. Wir hier auf der Venus haben große Erfahrungen gesammelt. Was soll ein Greenhorn von der Erde hier ausrichten?«
    »Wenn jemand ohne vorgefaßte Meinung arbeitet, bringt das manchmal Nutzen.«
    »Unsinn! Ich sage Ihnen, Lucky, die einzige Schwierigkeit liegt darin, daß die Zentrale auf der Erde unser Problem nicht für wichtig genug hält. Der Grund, weshalb man uns Evans hergeschickt hat, war, daß er sich schnell umsah, einen Bericht schrieb und dann zurückfuhr und sagte, daß hier nichts los sei.«
    »Da kenne ich den Rat auf der Erde besser als Sie, und Sie müßten das eigentlich auch wissen.«
    Aber der Venusianer fuhr verärgert fort: »Jedenfalls verlangte dieser Evans vor drei Wochen, daß man ihm einige der geheimen Aufzeichnungen über die Herstellung von Hefekulturen zeigte. Die Leute aus der Industrie weigerten sich.«
    »Weigerten sich?« wiederholte Lucky überrascht.
    »Gewiß – aber die Hefeleute tun immer so geheimnisvoll. So etwas verlangt man einfach nicht – nicht einmal Ratsmitglieder. Sie fragten Evans, warum er die Unterlagen haben wollte. Er lehnte ab, einen Grund anzugeben. Sie leiteten seinen Wunsch an mich weiter, und ich lehnte ihn ab.«
    »Mit welcher Begründung?« wollte Lucky wissen.
    »Er gab mir seine Gründe auch nicht an, obwohl ich das dienstälteste Ratsmitglied auf der Venus bin. Und dann tat Ihr Freund Lou Evans etwas, was ich nie erwartet hätte. Er stahl die Akten. Er nutzte seine Position als Ratsmitglied aus, sich in das Sperrgebiet der Hefeforschungsanlagen einzuschleichen, und machte sich dann mit Mikrofilmen aus dem Staub.«
    »Er hatte bestimmt gute Gründe dafür.«
    »Allerdings«, nickte Morriss. »Die Mikrofilme enthielten die Formeln der Nährlösung für eine neue, besonders diffizile Hefekultur. Zwei Tage später mischte ein Arbeiter, der eine entsprechende Lösung herstellen sollte, eine Spur Quecksilbersalz hinein. Die Hefekultur starb, und sechs Monate Arbeit waren umsonst. Der Arbeiter behauptete später, er hätte nie dergleichen getan, aber das änderte nichts an den Tatsachen. Unsere Psychiater untersuchten ihn mit einer Psychosonde und fanden heraus, daß er kurze Zeit vorher besinnungslos gewesen war. Der Feind hat zwar diese Hefekultur noch nicht gestohlen, aber er ist schon näher gerückt. Stimmt's?«
    Luckys braune Augen ließen den anderen nicht los. »Ich kann mir natürlich denken, was für eine Theorie Sie sich gebildet haben. Lou Evans ist zum Feind desertiert, wer auch immer dieser Feind sein mag.«
    »Die Sirianer«, platzte Morriss heraus. »Davon bin ich überzeugt.«
    »Vielleicht«, räumte Lucky ein.
    Die Bewohner der Sirius-Planeten waren schon seit Jahrhunderten die erbittertsten Feinde der Erde. Es war naheliegend, die Schuld auf sie zu schieben.
    »Mag sein. Wir wollen einmal annehmen, daß Lou Evans zu ihnen desertiert ist und sich erboten hat, ihnen Informationen zu verschaffen, die sie in die Lage versetzen würden, in den Hefefabriken Schwierigkeiten zu machen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher