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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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erkannte man sogar das Trägergerüst, das die Stadtkuppel gegen den immensen Wasserdruck absicherte.
    Je näher sie kamen, desto größer und desto heller wurde die Kuppel. Das grüne Leuchten wurde blasser, je geringer der Abstand wurde. Aphrodite verlor die Aura des Unwirklichen, des Feenhaften, wurde dafür aber immer großartiger.
    Schließlich glitten sie in eine riesige Luftschleuse, die groß genug war, um eine kleine Flotte von Frachtbooten oder einen schweren Schlachtkreuzer aufzunehmen, und warteten, während das Wasser ausgepumpt wurde. Als das geschehen war, wurde die Venus Marvel auf einem Antischwerkraftfeld aus der Schleuse hinaus und in die eigentliche Stadt gehoben.
    Lucky und Bigman sahen zu, wie ihr Gepäck weggetragen wurde, schüttelten Reval und Johnson die Hand und nahmen ein Luftkissentaxi zum Hotel Bellevue-Aphrodite.
    Bigman sah aus dem Fenster ihrer Maschine, die sie über die Dächer der Stadt dahintrug.
    »Das ist also die Venus«, bemerkte er. »Ich weiß freilich nicht, ob sie solche Strapazen wert ist. Aber ich werde nie vergessen, wie der Ozean auf uns zukam!«
    »Ich fürchte, das war erst der Anfang«, meinte Lucky.
    Bigman sah seinen Freund etwas beunruhigt an. »Ist das dein Ernst?«
    Lucky zuckte die Achseln. »Kommt darauf an. Wollen sehen, was Evans uns zu sagen hat.«
     
    Der Grüne Saal im Hotel Bellevue-Aphrodite war genau das, was sein Name besagte. Durch geschickte Beleuchtungseffekte vermittelte man den Gästen den Eindruck, unmittelbar unter dem Meer zu schweben. Die Decke war eine umgekehrte Schüssel, unter der sich langsam eine mächtige Aquariumskugel drehte, die von geschickt angebrachten Schwerkraftstrahlern festgehalten wurde. Das Wasser in der Kugel war smaragdgrün, und in ihm schwebten farbenprächtige »Meeresbänder«, eine der farbenprächtigsten Arten von Lebewesen auf dem ganzen Planeten.
    Bigman war zuerst hereingekommen und hatte zu Abend essen wollen. Er wunderte sich darüber, daß es keine Tastenwähleinrichtung gab und daß Menschen als Kellner fungierten. Die Tatsache, daß den Gästen im Grünen Saal nur das von der Direktion ausgewählte Menü zur Verfügung stand, ärgerte ihn. Als dann der Aperitif freilich äußerst gut gemixt war und die Suppe ebenfalls nach seinen Wünschen ausfiel, war sein Groll dahingeschmolzen.
    Dann setzte die Musik ein, und die Kuppeldecke erwachte langsam zu schimmerndem Leben. Die Kugel mit dem Aquarium begann sich langsam zu drehen.
    Bigman blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Er hatte sein Essen völlig vergessen.
    »Sieh dir das an!« bemerkte er.
    Das brauchte er Lucky nicht zu sagen. Die »Meeresbänder« waren verschieden groß, begannen bei winzigen Fädchen von zwei Zoll Länge bis zu breiten Bändern von einem Meter oder mehr. Sie alle waren dünn, dünn wie ein Blatt Papier und bewegten sich durch Krümmungen ihres Körpers.
    Und jedes einzelne Tier fluoreszierte; jedes schimmerte in Kaskaden von Farben. Es war ein atemberaubender Anblick. Jedes einzelne der Tiere leuchtete in einer anderen Farbe, und je schneller sie sich nun drehten und in den Wellen vibrierten, desto mehr verschmolzen die einzelnen Farben ineinander. Binnen kurzem hatte man nur noch den Eindruck, in einen einzigen, wogenden Regenbogen zu sehen, der kein Ende zu nehmen schien.
    Bigman wandte seine Aufmerksamkeit widerstrebend dem Nachtisch zu. Der Kellner hatte es »Geleesamen« genannt, und der kleine Marsianer hatte die Speise zuerst höchst argwöhnisch betrachtet, bevor er sie vorsichtig kostete. Im ersten Augenblick wirkten die weichen, orangeroten Früchte von Pillengröße auf der Zunge trocken und geschmacklos, aber dann zerschmolzen sie plötzlich zu einer sirupartigen Flüssigkeit von großem Wohlgeschmack.
    »Ewige Galaxis!« sagte der erstaunte Bigman. »Hast du den Nachtisch probiert?«
    »Was?« fragte Lucky abwesend.
    »Du mußt ihn versuchen. Das schmeckt viel besser als Ananassaft ... Was ist denn?«
    »Wir haben Gesellschaft bekommen«, sagte Lucky.
    »Ach!« Bigman drehte sich auf seinem Stuhl herum, als wollte er die anderen Gäste im Saal mustern.
    »Ruhig!« rief Lucky leise, und das hemmte jede weitere Bewegung Bigmans.
    Bigman hörte, wie sich leise Schritte ihrem Tisch näherten. Er versuchte, unauffällig zur Seite zu blicken. Seinen Strahler hatte er im Zimmer gelassen, aber in einer Gürteltasche trug er ein Kraftfeldmesser. Es sah aus wie ein Uhrenanhänger, aber wenn nötig, konnte man damit einen
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