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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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»Wir waren auf der Akademie Zimmerkollegen. Er ist sehr tüchtig.«
    »Wirklich? Das venusianische Büro des Rates hat seine Ablösung verlangt – wegen Bestechungsverdacht.«
    »Was?« Lucky war aufgesprungen. »Onkel Hector, das ist unmöglich!«
    »Willst du hinfliegen und dich selbst umsehen?«
    »Und ob ich das will! Bigman und ich starten, sobald die Shooting Starr flugbereit ist.«
     
    Und jetzt sah Lucky zur Luke hinaus. Das war die letzte Etappe ihres Fluges. Der Schatten der Nacht war über die Venus gekrochen, und eine Stunde lang war nur Schwärze zu sehen. Die mächtige Scheibe der Venus verbarg alle Sterne.
    Dann flogen sie wieder ins Sonnenlicht hinaus, aber jetzt war vor der Luke nur noch gleichmäßiges Grau zu sehen. Sie waren bereits zu nahe, als daß man den Planeten als Ganzes hätte sehen können. Sie befanden sich praktisch bereits innerhalb der Wolkenschicht.
    Bigman, der gerade ein großes Sandwich mit kaltem Huhn vertilgt hatte, wischte sich den Mund und sagte: »Ich möchte wirklich kein Schiff durch diese Waschküche steuern müssen.«
    Die Tragflächen des Landungsboots waren ausgefahren worden, um die Bremswirkung der Atmosphäre auszunützen, und dadurch hatte sich die Bewegung des kleinen Schiffes ganz entschieden verändert. Man konnte die Windstöße spüren, und Lucky und Bigman wurden immer wieder unsanft in die Höhe gerissen, wenn das Schiff in ein Luftloch sackte.
    Schiffe, deren Element der Weltraum ist, sind für eine dichte Atmosphäre nicht geeignet. Aus diesem Grund brauchen Planeten wie die Erde und die Venus, die mit einem dichten Luftpolster versehen sind, Raumstationen. An diesen Raumstationen legen die eigentlichen Raumschiffe an, und kleine Landungsboote mit einziehbaren Tragflächen verbinden die Stationen mit der Planetenoberfläche.
    Bigman, der mit verbundenen Augen ein Schiff vom Pluto zum Merkur hätte steuern können, wäre hier rettungslos verloren gewesen. Selbst Lucky, der im Laufe seiner Ausbildung auf der Akademie auch Landeraketen geflogen hatte, war froh, daß es ihm erspart blieb, sein Können in dieser Wolkensuppe zu beweisen.
    »Ehe die ersten Forschungsexpeditionen auf der Venus gelandet waren«, sagte Lucky, »hat die Menschheit von diesem Planeten immer nur die oberste Wolkenschicht gesehen. Man hatte damals ganz skurrile Vorstellungen von diesem Planeten.«
    Bigman gab keine Antwort. Er sah in den Zelloplexbehälter, um sicherzugehen, daß sich dort nicht noch ein Sandwich mit kaltem Huhn verbarg.
    Lucky fuhr fort: »Damals konnte man nicht sagen, wie schnell die Venus sich um ihre Achse drehte, ja nicht einmal, ob sie sich überhaupt drehte. Nicht einmal die Zusammensetzung der Venusatmosphäre kannte man genau. Man wußte wohl, daß Kohlendioxyd dabei war, aber die Astronomen glaubten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, daß es auf der Venus kein Wasser gäbe. Als dann die ersten Schiffe landeten, stellte sich bald heraus, daß das ein großer Irrtum war.«
    Er hielt inne. Ohne es zu wollen, erinnerte er sich wieder an das verschlüsselte Spatiogramm, das er unterwegs, etwa zehn Millionen Meilen von der Erde entfernt, erhalten hatte. Es stammte von Lou Evans, seinem alten Klassenkameraden, den er per Hyperfunk von seiner Ankunft unterrichtet hatte.
    Die Antwort war kurz und bündig. Sie lautete: »Bleib, wo du bist!«
    Nur diese vier Worte! Das war gar nicht Evans' Art. Für Lucky war eine solche Nachricht ein Hinweis auf Gefahr, große Gefahr.
    »Eigentlich komisch, Lucky«, riß Bigman ihn jetzt aus seinen Gedanken. »Wenn man denkt, wie früher die Leute alle auf der Erde zusammengedrängt waren ...«
    In diesem Augenblick durchstießen sie die Wolkenschicht, und selbst Luckys brütende Gedanken waren bei dem Anblick, der sich ihnen bot, wie weggewischt.
    Der Übergang kam ganz plötzlich. Zuerst hüllte sie grauer Nebel ein – und dann war um sie nur mehr klare Luft.
    »He, Lucky, sieh doch!« rief Bigman aus.
    Unter ihnen erstreckte sich die Venus meilenweit nach allen Richtungen – ein dichter Teppich blaugrüner Vegetation. Die Fläche war völlig eben, als hätte man sie mit einem riesigen Hobel glattgeschliffen.
    Da war auch überhaupt nichts zu sehen, das in jeder irdischen Landschaft normal gewesen wäre. Keine Straßen, keine Häuser, keine Städte, keine Flüsse. Nur überall Blaugrün, wohin das Auge auch schweifte.
    »Das kommt von dem Kohlendioxyd«, sagte Lucky. »Das ist der Teil der Luft, von dem die Pflanzen leben.
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